15 Februar 2014

Baphomet, M14

Lucie Hrozová berichtet von ihrer ersten Damenbegehung der schwersten Mixed Route in Polen. Die Tour ist in einer Höhle - inkl. Video.

Lucie Hrozová berichtet von ihrer ersten Damenbegehung der schwersten Mixed Route in Polen.

Prag 4. Februar, Operation NVV: Nur noch drei Tage bis zum vorletzten Weltcup in Rabenstein und noch 30 Minuten bis zur Ankunft meines Freundes Nathan Kutscher, der dort für Kanada starten wird, in Prag. Wir haben vereinbart gemeinsam nach Rabenstein zu fahren, doch gerade in diesem Moment erreichte mich die Nachricht, dass der Weltcup in Rabenstein wegen Lawinengefahr abgesagt wurde. Nathan wusste nichts davon und wir verbrachten so etwas Zeit gemeinsam in Prag mit Sightseeing und schmiedeten dabei Pläne für ein Abenteuer an einem unerwartet frei gewordenen Wochenende.

Caveman, cavelady

7. Februrar an der polnischen Seite der Hohen Tatra bei Zakopané:  Unter Berücksichtigung der Lawinengefahr in den Alpen und einer Trainingssession für den letzten Weltcup war die Höhle in Zakopané eine gute Wahl. Insbesondere, weil ich da noch ein offenes Projekt hatte, das ich mir gerne ansehen wollte

Letztes Jahr konnte ich die Tour fast im flash klettern, da mir der Erstbegeher Michael Krol die Bewegungsabläufe gezeigt hatte. Die imposante Route führt über 30 ausdauernde Meter aus einer Höhle zu einem Eiszapfen, einige Felsmalereien zeugen davon, dass die Höhle schon in der Steinzeit bekannt war.

Zurück zum Praktischen – man braucht dort unbedingt eine Taschenlampe und Reservebatterien, denn ohne Lampe sieht man in der Höhle gar nichts. Die Jahreszeiten gehen an diesem Ort an einem völlig vorbei und die Kälte dominiert dort immer, egal ob es draußen Sommer oder Winter ist.

Am ersten Tag haben wir die Tour geputzt und den Durchstieg ausgecheckt. Nach der Einstiegsquerung war ich mir unsicher, ob es schon bei dieser oder erst bei der nächsten Expressschlinge nach rechts ging. Ich entschied mit für die untere Querung, merkte aber bald, dass meine Anstrengungen dort ins Leere liefen, da diese Variante noch schwieriger und eine Lösung nicht in Reichweite war. Ich glaubte aber an meine Fähigkeiten und stieg nach einer kurzen Pause wieder in die Tour ein. Ich wusste jetzt, dass ich mit meinen verbleibenden Kraftreserven nicht weit kommen würde, doch die Tour war so großartig, dass ich sie zumindest bis zum Top auschecken musste. Als ich den Umlenker klickte, war ich super relaxed und spürte, dass ich es noch mal versuchen musste. Aber nicht auf meiner Variante, sondern der original Baphomet-Linie.

Am nächsten Morgen stand ich wieder unter der Kreatur. Es war Sonntag und die Höhle war gut mit Leuten gefüllt. Ich band mich ins Seil ein und griff nach meinen Eisgeräten. In diesem Moment wurde es still in der Höhle und alle Lichter waren auf mich gerichtet. Ich fühlte mich wie auf einer Bühne und hatte dabei ein etwas unangenehmes Gefühl im Bauch.

Ich versuchte aber die Angst vor einem möglichen Fehler mit Unbekümmertheit zu kompensieren und kam dabei dem Ende der Reise immer näher. Mit großer Erleichterung und völlig erschöpft erreichte ich mein großes Baphomet-Ziel.

Auch Nathan war mit seinem Projekt fertig und wir brachen in die Hohe Tatra auf, diesmal aber von der slowakischen Seite, wo der Schneemangel mich wirklich schockierte. Insbesondere da ich von den Schneemassen in den Alpen wusste, wenigstens waren jetzt für uns die Zustiege einfacher.

Mein gebrochener Zehn machte mir überhaupt nicht zu schaffen und verhalf mir in Nathans Person zu einem privaten Sherpa, der mir meine gesamte Ausrüstung hochgetragen hat.

Wir kletterten in einem Gebiet namens Večný dášť (Ewiger Regen), das einen völlig anderen Kletterstiel verlangt. Ich genoss meine Freunde, die Kletterei und die großartige Aussicht.

Als wir gerade losklettern wollten, brach nur einen Meter von uns entfernt ein riesiger Eiszapfen ab. Wir hatten großes Glück - solche Momente lehren uns wieder Respekt und Ehrfurcht vor den Bergen.

Baphomet wurde am 17.2.2013 von Michal Krol erstbegangen und ist die derzeit die schwerste Mixed-Route in Polen. Die Tour wurde am gleichen Tag von Marcin Gąsienica-Kotelnicki  wiederholt, der die Bewertung von M 14 bestätigte.

Der 26 jährigen Tschechin Lucie Hrozova gelangen bereits die Routen Superman M13, Spiderman M13+ und Ironman M14, sowie die Route Illuminati on sight.

Webtipp: www.luciehrozova.cz



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