Much Mayr in der Spanierroute / Große Zinne Nordwand (c) Johannes Mair/www.alpsolut.com                          Much Mayr in der Spanierroute / Große Zinne Nordwand (c) Johannes Mair/www.alpsolut.com
20 Oktober 2015

Spanierroute frei

Am 27. August 2015 klettert Much Mayr gemeinsam mit Guido Unterwurzacher erstmals frei durch die Spanierroute in der Nordwand der Großen Zinne, hier sein Bericht:

Am 27. August 2015 klettert Much Mayr gemeinsam mit Guido Unterwurzacher erstmals frei durch die Spanierroute in der Nordwand der Großen Zinne, hier sein Bericht:  

Noch heute habe ich das Bild von Bubu's charmant-spitzbübischer Mimik vor Augen, die mich unweigerlich an Roberto Benigni erinnert. Vor knapp 12 Jahren erzählte er in seiner leidenschaflich-gewinnenden Art von der abenteuerlichen Spanierroute mit den haarsträubend rostigen Bohrhaken. Von der Schlüsselseillänge mit dem horizontalen Dach, das er 'nur' A0, mithilfe von 'three points of aid' in Form von Seilschlingen überwand und mit 8a+, A0 bewertete. Auf mein Nachfragen, ob es nicht vielleicht doch möglich wäre oder er es noch einmal versuchen würde, schüttelte er energisch den Kopf und lachte...
Irgendwie wollte ich diese Länge wenigstens einmal anschauen und probieren, aber es sollte noch 9 Jahre dauern, bis ich das erste Mal in dem Dach hing. Schon damals (2012) waren einige Griffe feucht-nass, aber trotzdem bekam ich das Gefühl, dass es vielleicht nicht für mich, aber zumindest grundsätzlich möglich sein könnte.

Erst heuer war es dann soweit: Guido Unterwurzacher war von Anfang an mit Feuer und Flamme dabei. Wir fanden beide unterschiedliche Lösungen für die fünf, sechs Züge, die uns von den pressigen Auflegerleisten zur kleinen Leiste an der Dachkante und schlussendlich zum Henkel befördern sollten. Für Guido war es durch seine Größe schon etwas schwieriger in das Dach reinzuklettern und auch beim Zug in den Henkel hatte er es nicht gerade leichter.

Ich glaube, schon beim zweiten oder dritten Mal fiel ich beim Zug von der Leiste in den Henkel.  Es war so knapp, „beim nächsten Mal“ würde es sicher gehen, mit ein bisschen besseren Bedingungen. Es fehlte scheinbar so wenig und doch war es immer wieder ein klein wenig zu viel. Ich wollte es einfach nicht glauben. Wieder und wieder fuhren wir zu den Zinnen.

Natürlich darf man nicht vergessen, dass sich dabei eine liebenswerte Routine einstellte, die weder Guido noch ich missen möchten mit den üblichen Annehmlichkeiten von Cappucino, Pizza, Sonnenauf- und Untergängen,...einfach Zeit zu haben sich dem Nutzlosen hinzugeben.

Trotz des ungewöhnlich guten Wetters waren Teile des Dachs immer nass. Die Luft kondensierte an der kühlen Nordwand und hinterließ einen Wasserfilm. Manchmal sahen wir schon am Einstieg, dass alles noch nässer war als sonst. Verdammt. Nicht einmal ein halbwegs vernünftiger Versuch würde möglich sein.

Irgendwann habe ich aufgehört zu zählen, aber ich glaube insgesamt fiel ich sicher mehr als 20 Mal beim Zug in den Henkel, viel öfter als ich jemals bei einem Zug in einer Sportkletterroute gefallen bin...
Am 27. August blieb ich beim 2. Versuch hängen, erwischte zwar nur den äußersten Zentimeter des Henkels, konnte aber den Schwung abfangen, das Bein an die Kante bringen und zum ersten Mal gelang es mir dann noch nachzugreifen. Endlich!

Leider war es für Guido noch nicht soweit. Wir hatten einige spannende Längen mit zum Teil sehr weiten Runouts vor uns. Ich führte die anspruchsvollen 7c's und die 7a, den 'leichten' Rest kletterten wir in Wechselführung. Bei den letzten paar Längen, die wir noch nicht kannten, wunderten wir uns, dass die 'neuen' Bohrhaken an den Ständen herausgeschraubt waren - die Rostgurken sind natürlich immer noch da. Kurz nach 7 Uhr erreichten wir das Band - kaum zu glauben...irgendwas wird uns fehlen.

Text: Much Mayr
Fotos: Johannes Mair / www.alpsolut.com

Much Mayr's Zinnen Erfahrung ist groß. 2002 gelang ihm ein Solo onisgiht der Cassin an der Westlichen Zinne Nordwand, 2006 kletterte er an der Großen Zinne Nordwand die Comici Dimai im selben Stil (ohne Gurt), wobei er danach noch schnell die Spigolo Giallo an der Kleinen Zinne anhängte. 2003 gelang ihm die erste Wiederholung der Couzy Route (8a+) an der Westlichen Zinne, was auch über Bubu Bole, der diese Route erstmals frei kletterte, Much's erster Kontakt zur Spanier Route war.  

Fakten Spanier Route: 

Große Zinne Nordwand 
Erstbegehung: M. A. Gallego, M. Lozano, J. Carillo, A. Gomez. (1977)
Erste freie Begehung: Much Mayr mit Guido Unterwurzacher (27.8.2015)
Fünf Bohrhaken wurden erneuert, 2 in Länge 3 und 3 in Länge 6

Schwierigkeit: VI/A3 oder 8b+/8c
Schwierigkeit der Seillängen: 6b+, 7a+, 8b+/8c, 6c, 7c, 7c, 7a, 5+, 6a, 6b+, 6b, 6a, 5+

...und zur Schwierigkeit meint Much: "Für mich ist es bestimmt 8b+, Guido hat gemeint 8c, deshalb der Kompromiss 8b+/8c... Die endgültige Bewertung bleibt dann zukünftigen Wiederholern überlassen..."

Wandhöhe: 450m, 13 Seillängen


www.alpsolut.com
www.lasportiva.com
www.skylotec.com



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