Fabian klettert im grauen Meer des senkrechten Kalks, meist nur knapp oberhalb des Orbayu, dem berüchtigten Küstennebel Asturiens. (c) Heinz Zak Fabian klettert im grauen Meer des senkrechten Kalks, meist nur knapp oberhalb des Orbayu, dem berüchtigten Küstennebel Asturiens. (c) Heinz Zak
19 Oktober 2016

Sueños de Invierno

Alexander Huber und Fabian Buhl befreien „Sueños de Invierno“ (540m, 8a) am Picu Urriellu, Spanien

Alexander Huber und Fabian Buhl befreien „Sueños de Invierno“ (540m, 8a) am Picu Urriellu, Spanien

Wofür die Erstbegeher José Luis García Gallego und Miguel Ángel Díez Vives im Winter vor 33 Jahren noch 69 Tagen benötigten, brauchte das deutsche Kletterduo Alexander Huber (47) und Fabian Buhl (25) gerade mal 9 Stunden: sie befreiten die berühmt-berüchtigte Route „Sueños de Invierno“ (zu Deutsch Winterschlaf) am asturischen Monolith Picu Urriellu – in Kletterkreisen besser bekannt als „Naranjo de Bulnes“ – und sorgten damit für Aufsehen in ganz Spanien. Denn mit der damaligen Verweildauer von über zwei Monaten nonstop in der Wand halten die Erstbegeher von 1983 bis heute einen Rekord – kein Mensch sonst lebte und kletterte so lange ununterbrochen in einer Wand. Und auch die puristische Absicherung trägt zum Mythos bei – außer an den Standplätzen verzichteten die Erstbegeher praktisch komplett auf Bohrhaken und genau aus diesem Grund haben Wiederholungen dieser Route echten Seltenheitswert. Huber und Buhl investierten gerade mal fünf Tage in das Auschecken der puristischen Route, bevor sie am 23. September die Rotpunktbegehung wagten, die ihnen auf Anhieb gelang. Noch während ihres Abstiegs machten sich bereits die ersten spanischen Medienvertreter auf den Weg nach Asturien, um über die Sensation zu berichten.

Pico Urriellu, Spanien

Der Picu Urriellu (2518m), eher bekannt unter dem Namen „Naranjo de Bulnes“, ist der bedeutendste Berg der Picos de Europa. Ein markanter Monolith aus Kalkstein mit zahlreichen Kletterrouten an allen vier Wänden. Für die Spanier ist der Picu Urriellu vergleichbar mit dem Eiger oder El Capitan – ein mythischer Berg mit einer langen Klettertradition, um den sich fesselnde Legenden und auch Tragödien ringen. Die Erstbesteigung gelang dem spanischen Politiker Pedro José Pidal in Begleitung des Hirten und Bergführers Gregorio Pérez Demaría, genannt El Cainejo am 5. August 1904. Sie stiegen dabei durch die Nordwand ohne einen Haken zu schlagen auf einer Route, die heute als „Vía Pidal-Cainejo“ bezeichnet wird. 1906 folgte der Deutsche Gustav Schulze, der die Ostwand in 3 Stunden solo durchstieg. In den sechziger Jahren verliefen zwei Winterbegehungen tragisch: die erste Seilschaft verunglückte tödlich durch einen Ausbruch des kompletten Standplatzes, die zweite Seilschaft erfror nach elf Tagen in der Wand. Im Winter 1983 blieben Miguel Ángel Diez und José Luis Garcia Gallego 69 Tage nonstop in der Wand (Weltrekord) und eröffneten „Sueños de Invierno“, die erste A4+-Route Spaniens. Seit dieser Zeit verfolgen die spanischen Medien sämtliche Besteigungen mit großem Interesse.

Sueños de Invierno

Erste Begehung durch Miguel Ángel Diez und José Luis Garcia Gallego vom 01. März bis 08. Mai 1983, Wandhöhe: 540 Meter, A4+/6a oder in freier Kletterei 8a



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