Das Giga Jul von Edelrid (klettern an der Fünffingerspitze, unten der Sellapaß). Das Giga Jul von Edelrid (klettern an der Fünffingerspitze, unten der Sellapaß).
30 August 2019

Test Giga Jul von Edelrid

Ein flexibel einsetzbarer „Sicherungsknüller", den man von Tuber zum Autotuber umstellen kann.

Bei alpinen Klettertouren haben wir bis dato immer auf sehr altes Eisen gesetzt und waren mit dem Tre Sirius Sicherungsgerät an den Felswänden unterwegs. Das Tre Sirius wird aber schon seit Jahrzehnten nicht mehr produziert und da Plastik bekanntlich auch nicht ewig lebt, mussten wir uns nach einer Alternative umschauen.

Das Giga Jul verspricht vor allem beim Abseilen ähnliche Vorteile wie beim Tre Sirius – es gibt einen Autotuber Modus, bei dem das Seil beim Loslassen blockieren soll. Gleich vorweg – komplett blockieren tut es weder beim Giga Jul noch beim Tre Sirius - die Bremswirkung ist aber bei beiden Geräten die gleiche (sehr nahe am kompletten Blockieren), dieser Umstand hebt das Giga Jul gleich mal in die Favoritenstellung.

Das Giga Jul ist quasi ein Tuber, den man zu einem Autotuber (mit Blockierfunktion nach EN 15151-2) umstellen kann und das geht wirklich ganz einfach – durch das Verschieben eines kleinen Metallschlittens. Man muss natürlich anfangs schon recht genau darauf schauen, in welcher Stellung (welche Funktion) sich das Giga Jul gerade befindet. Mit der Zeit hat man den Dreh aber recht gut heraußen und fühlt sich sicher mit diesem Teil.

Der Autotuber Modus kommt bei uns nur selten beim Sichern zur Anwendung – dafür aber vor allem beim Abseilen und beim Ablassen (meist lassen wir beim Abseilen den Partner ab, dabei gibt es keinen Seilwurstl und viel weniger Steinschlag und seilen dann - am schön liegende Seil - zu ihm hinunter). Das Abseilen und Ablassen geht wirklich gut, man kontrolliert die Geschwindigkeit mit dem Daumen – ähnlich wie beim Mega Jul, nur geht das beim Giga Jul wegen der größer ausgeführten Daumenaufnahme einfach viel besser!

Sicher werden einige von euch sagen, im Tuber Modus seilt es sich besser wwab. Es stimmt, der Autotuber Modus braucht etwas Gewöhnung, bis man die richtige Dosierung mit dem Daumen (hoch drücken, dann geht es schneller bergab) heraus hat. Wir haben es aber gerne - wenn nötig - die Hände frei zu haben (Blockierfunktion, die aber wie beim Tre Sirius nicht immer ganz beim Abseilen blockiert). Im worst case – wenn es nicht komplett blockiert – wickeln wir uns das Seil halt einmal um den Oberschenkel und dann ist (gleich wie beim Tre Sirius) in der Regel ruhe. Man kann mit beiden Händen hantieren (Einbohren, das Seil aus dem Busch befreien etc…).

Den Autotuber-Modus finden wir beim Sichern im alpinen Gelände hingegen nicht so peppig – kaum läuft das Seil einmal nicht parallel in das Gerät, ist Sendepause (oft hängt das Seil ja nach unten, liegt irgendwo nicht schön oder bei Steinen auf einem Felsabsatz….). Wir stellen das Giga Jul entweder auf Tuber-Modus um oder sichern halt gleich mit dem HMS-Karabiner von einem in unseren Touren meist vorhandenen fixen Bohrhakenstandplatz.

Autober Modus und Einfachseil mit dem Giga Jul – diese Kombination haben wir am Kletterturm ausprobiert. Wir haben dabei ein 9,9 mm Seil (Gym Klassik von Mammut) verwendet. Das Sichern ging mit dem Seil gut und flüssig von der Hand, Ablassen und Seilausgeben war o.k. Mit einem dünneren Seil wäre das Sichern vermutlich noch viel flüssiger gegangen (10 mm sind ja die obere Grenze bei der Seilstärke). Wir sehen das Giga Jul aber eher im alpinen Gelände, wenn man damit aber auch mal im Klettergarten steht, funktioniert es.

Das Nachsichern des Kletterpartners bei alpinen Mehrseillängentouren im Tuber-Modus geht mit dem Giga Jul aber wirklich top, eigentlich sogar besser als mit unseren geliebten, aber leider in die Jahre gekommenen Tre Sirius. Man muss halt immer auf den Verstellschlitten achten, dass dieser auf Tuber-Modus gestellt ist, dann legt man das Seil und den zweiten Karabiner ein. Nachsichern macht mit dem Giga Jul wirklich Spaß und ist eine relativ entspannte Sache.

Der Unterschied zwischen Tuber und Autotuber Modus ist bei Sicherungsfehlern natürlich fatal – Autotuber blockiert selbstständig, beim Tuber Modus geht es bei Fehlanwendung mit dem Kletterpartner abwärts. Deswegen steht auch dort, wo man grafisch den Tubermodus skizziert bekommt auf dem Gerät „Manual“. Folgerichtig soll man sich vor der erstmaligen Verwendung des Tubermodus mit der Gebrauchsanweisung intensiver auseinander setzen.

Wir haben das Giga Jul jetzt seit zwei Monaten in Verwendung und haben es nicht mehr vom Klettergurt abgehängt. Das Teil ist sehr gut und steigert sich - bei längerer Auseinandersetzung damit - langsam zum perfekten Sicherungstool, welches in Sachen Vielseitigkeit fast alle Stückchen spielt. Sicher braucht es noch eine Zeit, bis man die Handhabung - quasi ohne hinzuschauen - perfekt kann, mit jeder Klettertour wird das Handling und vor allem das Vertrauen in das Giga Jul besser!.

Fazit bergsteigen.com: Mit dem Giga Jul hat Edelrid einen flexibel einsetzbaren „Sicherungsknüller“ auf den Markt gebracht, der vermutlich bei der Fraktion der Alpinkletterer eine große Anhängerschaft bekommen wird!

Giga Jul (Edelrid)

Konstruktion: Autotube bzw. Tuber

Einsatzbereich: Alpinklettern bzw. Sportklettern

Seilstärke: 7,8 mm - 10 mm 

Gewicht: 175 g 

UVP: 65 Euro

Edelrid – Giga Jul Microsite (mit viel Erklärung und Video)



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