Abtransport im Winter (c) ÖBRD Abtransport im Winter (c) ÖBRD
07 Mai 2019

Gerettete drohen mit Klage wegen zu hoher Bergekosten

Zu viele Retter seien unterwegs gewesen. Wer legt das fest, wie wird ein Einsatz verrechnet und wer bekommt das Geld?

Die Krone berichtet, dass zwei bei einer Schneeschuhtour in Tirol in Bergnot geratene Urlauber nach erfolgreicher Rettung die für sie zu hohe Anzahl an Einsatzkräften beanstanden, und löst damit eine heftige Diskussion aus.

Kein Einzelfall

Früher hat es derartige Diskussionen auch in der Steiermark gegeben, doch seit einem Jahr werden hier so wie in Vorarlberg und Niederösterreich keine einzelnen Mannstunden, sondern pauschale Einsatz-Stundensätze je nach Einsatzgröße verrechnet. Es gibt drei Kategorien, klein, mittel und groß egal wie viele Bergrettungs-Einsatzkräfte am Ende daran beteiligt waren. Die Rechnung bekommt immer der Gerettete selbst, der sie wiederum bei seiner Versicherung einreichen kann, sofern eine private Vorsorge getroffen wurde.

Aber auch andere an  der Bergung beteiligten Organisationen, wie Rettung  und ÖAMTC (Hubschrauber) können oder ihren Einsatz an den Geretteten verrechnen.

Es gibt auch viele Einsätze, die am Ende zu keiner verrechenbaren Bergung führen, weil z.B. von anderen Licht gesehen wurde, oder im Winter am Abend noch ein Auto am Skitourenparkplatz übrig bleibt. Mit Parkuhren, oder Meldeanrufen in der Nacht sollen solche Fehleinsätze minimiert werden. „Lieber ist uns aber Fehleinsatz zu viel, als zu spät bei einem in Bergnot geratenen Bergsteiger zu sein.“ erzählt uns der Geschäftsführer des Bundesverbandes der Österr. Bergrettung Martin Gurdet.

Da die meisten Bergsteiger über Alpinen Vereine Versichert sind, führt dies zu einer gewissen Vollkasko-Mentalität, doch die Bergrettung spürt, abgesehen von der gestiegenen Anzahl an Einsetzen wenig davon, denn die Versicherungen fordern häufig das Einsatzprotokoll an und schauen genau, wie viele Stunden verrechnet werden. „Wer nicht versichert ist, muss den Einsatz privat bezahlen und wird auch gemahnt. „Wobei in nachweisbaren sozialen Härtefällen stets eine Lösung gefunden wird.“ ergänzt Martin Gurdet hinzu.

Die Verrechnung der Einsätze gehört zu den drei, etwa gleich großen Finanzierungsäulen des ÖBRD, daneben kommt noch Geld von Bund und Ländern, sowie den besonders wichtigen privaten Förderern.

Einsatzgröße

Die Einsatzgröße richtet sich nach den Anzahl der in Not befindlichen Personen und Art und Weise (Verletzungsgrad, Wetter, Gelände, Gefahren etc.) des Einsatzes und wird vom örtlich zuständigen Einsatzleiter festgelegt. Auch ob andere Ortstellen zur Hilfe gerufen werden, legt dieser zu Beginn des Einsatzes fest, da z.B. unter der Woche oft nicht alle Einsatzkräfte der eigenen Ortsstelle verfügbar sind.

Am Ende des Einsatzes wird ein Einsatzprotokoll erstellt und gemäß diesem verrechnet. Das Geld bekommt der Landesverband und investiert für die Mitglieder und Ortsstellen in Einsatzmaterial, Fahrzeuge, Schulungen und Ausstattung der Zentralen,…. „Der Bergretter selbst bekommt keinen Cent für seinen oft gefährlichen Einsatz und muss sich sogar in der Regel, anders als bei anderen Rettungsorganisationen seine Dienstkleidung teilweise selbst bezahlen.“    

Im konkreten Fall argumentieren (lt. Krone) die Geretteten, die ihre Koordinaten bekannt gegeben haben, dass zwei Mann ausgereicht hätten, um sie ins Tal zu geleiten. Die Einsatzleitung, die bei Lawinenstufe 3 und völlig erschöpften Schneeschuhgehern, im selektiven Gelände drei Suchtrupps zu je fünf Mann losgeschickt hat sieht dies anders.

Natürlich kann man, wenn jede Mannstunde, und dazu gehören auch die am Einsatz Beteiligten in der Zentrale, einzeln verrechnet wird, über so was streiten.  Wäre der Handy-Akku ausgegangen, die Koordinaten falsch gewesen, eine Lawine abgegangen etc., hätte man die zwei Schneeschuhgeher womöglich zu spät gefunden und sich die Frage gestellt, warum habt ihr nur zwei BergretterInnen losgeschickt.

Als ein erfreuliches klar messbares Ergebnis dieser konsequenten ehrenamtlichen Tätigkeit im Bergrettungsdienst, bleibt, dass trotz des enormen Bergtourismus-Booms der letzten Jahrzehnte die Todesfälle zurück gehen (mehr)  

Gurdet ergänzt:

„Als Förderndes Mitglied des Österreichischen Bergrettungsdienst unterstützt man diesen nicht nur, sondern ist ergänzend mit einer Bergekostenvorsorge ausgestattet. Dies um 28 Euro pro Jahr.

Mehr darüber und andere Unterstützungsmöglichkeiten sind auf www.bergrettung.at zu finden. Seit kurzem sind wir auch auf Instagram: bergrettung_at“

Text: Andreas Jentzsch

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