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25 Mai 2008

Auf den Spuren von Mummery zum Nanga Parbat

Drei Österreicher auf den Spuren von Mummery zum Nanga Parbat, 8125m

Mitte Mai starteten wir, Clara Kulich, Markus Gschwendt und Tommy Steiner, eine Expedition zum Nanga Parbat. Die Besteigung soll vom Diamatal aus über die Nordwestflanke erfolgen, eine Route, deren Gesamtdurchsteigung noch keinem Team bis zum Gipfel gelang. Ob uns dieses Vorhaben gelingt, hängt in großem Maße von den aktuellen Wetter- und Schneeverhältnissen ab, die für das Scheitern unserer Vorgänger verantwortlich waren. Große Neuschneemengen können im unteren Bereich des Diamatals für enorme Lawinengefahr sorgen und das Fortkommen in der Nordwestflanke unmöglich machen.

Die Idee vom „Nackten Berg“

Nanga Parbat einen Besuch abzustatten kam uns bei der Suche nach einem interessanten Expeditionsziel, das nicht von kommerziell organisierten Bergsteigern überlaufen ist und die Möglichkeit des Höhenbergsteigen mit echtem Expeditionscharakter bietet. Das heißt, eine noch teilweise unbegangene Route selbst zu erkunden, ohne Bergführer und ohne zusätzlichen Sauerstoff. Hochträger werden nur bis zum vorgeschobenen Basislager beim Materialtransport helfen.

Im Frühjahr 2007 zeigte Harry Grün, ein guter Freund und Gebietskenner, Bilder von seiner Nanga Parbat Umrundung gespickt mit historischen Anektoten zur Besteigungsgeschichte, wodurch Markus und Clara ihre gemeinsame Faszination für diese 8000er entdeckten.

Markus beschäftigten in den vergangenen Jahren immer wieder Gedanken an ein Nanga Parbat Expedition. Claras erste Begegnung mit diesem Berg war während eines Akklimatisierungstreks mit Hans Goger und Anita Maruna (2004) zur Märchenwiese am Fuße dieses Gigantens. Es war der erste 8000er, dem sie gegenüberstand und die Begeisterung führte zu einer intensiven Auseinandersetzung mit diesem.

Auf neuem Terrain

Markus initiierte schließlich die Idee, anstatt des Normalweges (Kinshofer Route), etwas Neues zu versuchen. Wenig später fixierten wir während eines gemeinsamen Abendessens beim Chinesen eine historische Variante über den Diama Gletscher anzugehen. Der dritte im Team war schnell gefunden: Tommy vervollständigte kurzentschlossen das Team, da auch er ein Freund selbst organisierter und innovativer Unternehmen ist.

Der geplante Anstieg am Nanga Parbat enthält Abschnitte der 1991 bzw. 2000 unvollendeten Versuche den Gipfel vom Diamagletscher über die Nordwestflanke zu erreichen. Mummery war 1895 der erste Bergsteiger, der den einsamen Gletscherkessel „Diama“ zwischen dem 8125 m hohen Giganten im Osten und dem 6600 m hohen Ganalo Peak im Westen erkundete und dabei für immer verschwand.

Wir wollen am nördlichen Ende dieses Kessels ein vorgeschobenes Basislager auf 6050 m errichten, welches mit Hilfe von Ski, Schlitten und Trägern eingerichtet wird. Von dort führt die Route über eine Steilstufe, die 1500 m hohe Nordwestflanke und schließlich vom Norden kommend auf den Gipfel. Den bisherigen Expeditionen blieb der Gipfel wegen großer Neuschneemengen verwehrt.

Full-time Job „Vorbereitung“

Die Erkundung eines neuen Anstiegs verlangt eine sehr intensive Vorbereitung. Unsere Expedition hat daher eigentlich schon vor vielen Monaten begonnen, als wir uns in die Nanga Parbat Literatur vertieften, Foto und Kartenmaterial ausforschten und Materiallisten zusammenstellten. Es ist nicht einfach sich auf eine Route vorzubereiten, von der es wenig bis keine Informationen gibt, da erst etwa drei Expeditionen jemals in dem schwierig erreichbaren Diama-Tal unterwegs waren.

Ein großer Zeitschlucker bei den Vorbereitungen war die Finanzierung unseres Vorhabens. Diese gestaltete sich schwierig, nicht zuletzt weil viele Unternehmen ihr Marketing exklusiv auf die Fußball Europameisterschaften verlegt hatten. Trotzdem konnten wir einige Erfolge verzeichnen.

Wir durften unser Projekt in Chamonix beim Millet Expedition Project präsentierten und wurden von der Jury mit dem hervorragenden zweiten Platz ausgezeichnet, was uns Geld- und Materialsponsoring einbrachte. Alpine Vereine in Wien wie das Alpinreferat des Alpenverein Edelweiss und die Bergsteigergruppe des ÖGV unterstützen uns mit Leihgaben von Kommunikations- und Sicherheitsausrüstung. Außerdem wurden wir durch Sachgüter des Bergsportausrüsters Northland und die Firmen Adidas, EVN, Komperdell und anderen, sowie finanziell durch das Unternehmen Die Saat unterstützt.

Die bergsteigerische Vorbereitung begann bereits in den vergangenen Jahren durch die Besteigung einer Reihe hoher Berge in Südamerika, Alaska und im Himalaja und durch unzählige anspruchsvolle Touren in den Alpen. In diesem Jahr lag der Schwerpunkt auf der Zusammenarbeit als Team und so unternahmen wir viel gemeinsam um uns auf den Nanga Parbat vorzubereiten.

Erster Bericht vor Ort

Am 16.Mai flogen wir von Wien nach Islamabad. Zwei Monate werden wir in Pakistan verbringen, wo wir endlich das lang diskutierte und geplante Unternehmen in die Tat umsetzen zu können. Die Gefühle sind vielfältig: sprühender Tatendrang, Ungewissheit, Bewusstsein bezüglich der zu erwartenden Risiken, Vorfreunde auf die Naturschönheiten, aber auch Respekt vor den Naturgewalten.

Dienstag 20.5.08 fahren wir über den Karakorum Highway nach Chilas, von wo die Anreise ins Basislager beginnt. Bislang wissen wir nur, dass der letzte Winter eher schneearm war. Was das für unser Vorhaben bedeutet, werden wir bald herausfinden...

Liebe Grüße aus Islamabad,

Markus, Clara und Tommy (der bald nachkommt)

Berichte über die Fortschritte unserer Expedition findet ihr auch auf unserer Homepage www.nangaparbat.at

Grußkarten aus dem Basislager

Wenn ihr eine Grußkarte aus dem Basislager erhalten und uns unterstützen wollt, schicken wir gerne eine solche gegen einen geringen Beitrag. Mehr unserer Homepage: Grußkarten



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