Aiguille Verte – Blick vom Glacier du Geant Aiguille Verte – Blick vom Glacier du Geant
19 Juli 2008

Skibefahrung Whymper Couloir, Aiguille Verte

Iva Filova berichtet von der abenteuerlichen Skibefahrung des Extrem-Klassikers in Charmonix...

Kurzbericht vom Whymper Couloir, Aiguille Verte

Das letzte Aprilwochenende ging es von der Slowakei nach Chamonix, wo wir auf der Turiner Hütte Freunde aus Prag, Pavel Pospisil und Marek Holubec – die Tschechische Steilwand Elite – trafen. Ihr Ruf eilte ihnen mit Leistungen wie Eiger Westwand, Brenva Sporn am Mont Blanc, Pallavicini Rinne ... weit voraus. Wir ergriffen diese Chance um die langjährige Tradition von gemeinsamen tschechoslowakischen Bergabenteuern weiter zu pflegen.

Nach drei Akklimatisationstagen am Geant Gletscher ging es am 2. Mai über das Mer de Glace zur Couvercle Hütte (2.687 m). Die Schnee- und Wettervorhersage war optimistisch und so starteten wir um 2.00 Uhr früh zum Whymper Couloir. Als wir noch in der Nacht den Beginn des Couloirs erreichten, waren die Bedingungen leider nicht so gut.

Um 8:00 Uhr waren wir am „Col de la Grande Rocheuse“ (4050 m) unter dem Gipfel der Aig. Verte, wir hatten es nicht eilig, da die Sonne noch zu schwach war, das harte Eis in der Rinne aufzuweichen. Schließlich beschlossen wir gegen 11:00 Uhr in die Rinne einzufahren.

Der extrem schleche Schnee zu Beginn mahnte uns zur Vorsicht und wir fuhren mit einem Eisgerät in der Hand ab. Nach 150 m wurde der Schee besser und wir konnten etwas schwungvoller Schifahren, von Spaß war aber immer noch keine Rede. Die Steilheit war enorm und wir mußten uns voll konzentrieren, da es bei einem Sturz keine Überlebenschance gab.

Meine Freunde gelangten in den unteren Gully der mit großen Schneeklumpen von einer alten Lawine gefüllt war. Ich beschloß durch den unteren Gully abzuseilen. Das Wetter und die extrem schlechten Schneebedingungen machten die Abfahrt viel härter als wir dachten und wir waren alle glücklich, gesund unten angekommen zu sein.

Iva Filova

Routeninfo Whymper Couloir

Schwierikeit: TD+ ( swiss alpine grades) / 45-55°(5.3. toponeige rating

Höhendifferenz: zur Couvercel Hütte 1430 m, davon Couloir 550 Hm

Der Schweizer Sylvian Saudan und Gef. fuhren am 11.6.1968 erstmals durch das Whymper Couloir. Da sie um die Mittagszeit abfuhren, wurde Saudan von einer Lawine erfasst und über den Felsenteil des Couloirs geschleudert.

Sylvian überlebte den Sturz und eröffnete damit eine neue Ära im Steilwandfahren „Das Befahren des Unmöglichen“. 1973 gelang Ansleme Baud und Patrick Vallencant die erste Wiederholung der Befahrung, wobei sie zwischen 8:00 und 9:00 Uhr abfuhren.

Zustieg: Von der Aiguille du Midi via Vallee Blanche zur Couvercle Hütte (2684 m), AD- 1600 Hm absteigen und 540 Hm Aufstieg, 3 Std.

Von der Couvercle Hütte, über die Moräne zum rechten Arm des Talefre Glacier. Dann am Fuß der kirchlich anmutenden Bergkette bis nach dem Moine Grat, der von der Aiguille Verte runterzieht (3350m, Spalten). Achtung, dass man nicht ein ähnliches Couloir gleich nach dem Cardinal aufsteigt.

Etwas weiter oben, von einem schrägen Plateau aus kann man den Einstieg des Whymper Couloirs und dessen Bergschrund sehen, den man rechts umgeht. Man nimmt ein Nebencouloir das von der Grande Rocheuse runterzieht und von Felsen überragt wird. Nun wieder links zurück auf einer schmalen Landzunge einige Meter hinauf.

Über zwei bis drei Gullies steigt man direkt zum Col de la Grande Rocheuse (4050 m) auf. Gipfelanstieg ist mit Skiern uninteressant, da man fast nur mit dem Eisgerät zur Aiguille Verte rauftrippelt.

Skiabfahrt:

Oben wird das Couloir gleich sehr steil (55°/100m). Es ist trichterförmig und bei hartem Schnee sehr exponiert. Unten ist die rechte Seite weniger heikel, doch sind die Gullies recht tief. Linkshalten. Möglicherweise muss am Ende über den Bergschrund abgeseilt werden.

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Webtipp: Iva Filova



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