Berni Schwaiger in AMAN CARA (Fb 8c), Foto: Christina Dalla-Bona Berni Schwaiger in AMAN CARA (Fb 8c), Foto: Christina Dalla-Bona
28 Juli 2008

Berni Schwaiger wiederholt ANAM CARA (Fb 8c)

Dem österreichischen Topboulderer gelingt die zweit Begehung von Bernd Zangerls „radikaler Traumlinie“ – ANAM CARA Fb 8C!?

Bereits letzten Herbst – als die Linie noch keine Erstbegehung hat – erfahre ich von diesen „alles abverlangenden“ Zügen. Optisch sieht der Boulder wirklich genial aus – für die Alpen ein sicherlich einzigartiges Stück Fels – vergleichbar mit Linien in Südafrika.

Bernd erlöst das Teil noch im Herbst aus dem Projektstatus und die Bilder davon machen mich ganz heiß darauf, das Ding zu probieren. Der Winter ist lang und auch der viele Schnee, der auf den Bergen noch herumliegt, fordert meine Geduld. Im späten Frühjahr gelingt es mir einige „ältere, harte Nüsse“ mit ebenfalls brutalen Einzelzügen zu knacken. Die Form dürfte also passen!

Ende Juni dann schaffe ich es zum ersten Mal, mir die Züge in Anam Cara etwas genauer anzusehen. Wir stapfen sogar teilweise noch durch Schnee, um zum Block zu gelangen.

… für den ersten Tag bin ich eigentlich zufrieden…

Zum Aufwärmen versuche ich mich erst einmal an die einzelnen Griffe zu hängen – funktioniert eigentlich überraschend gut. Der Versuch auch die Züge zu machen scheitert teilweise noch am Timing und an den für mich noch unklaren Fußpositionen. „PUH, das könnt´ etwas länger dauern – außer …!“

„Der Optimist sieht in jedem Problem eine Aufgabe!“

Einige Minuten später starte ich erneut und kann nach etwas Herumtüfteln – vor allem an den Fußpositionen – auch alle Einzelzüge machen. Nur der erste weite Zug ist sehr unsicher und braucht wahrscheinlich sehr viel „Glück“. Für den ersten Tag bin ich aber eigentlich zufrieden…

Zwei Wochen später sind die Bedingungen besser als beim ersten Besuch. Mein Hauptaugenmerk liegt auf dem ersten Zug – ein besseres Rezept muss gefunden werden – vielleicht kann man auch die ein oder anderen Züge zusammenhängen!?

Gleich der erste Versuch am weiten ersten Zug funktioniert nicht schlecht, scheitert nur daran, dass ich den Griff nicht genau treffe. Wenige Augenblicke später schaffe ich ihn und kann auch gleich den Move zu einem abschüssigen Zwischengriff anhängen, bevor mir der Fuß wegrutscht – OK, Tagesziel minimalistisch gesehen eigentlich schon erreicht…

… mit Minimalismus kommt man aber nicht weit!

Nach einer kurzen Pause komme ich bereits zur Crux, kann auch den kleinen Untergriff ansetzen – irgendwie funktioniert aber das Übersetzen noch nicht. Gleich bastle ich noch ein wenig an der Fuß- und Körperposition herum – so könnt´ des vielleicht besser funktionieren…

Gesagt, getan! Der nächste Versuch nach einer längeren Pause bringt mich schon mitten in die Crux – ich presse alles heraus was ich habe – kann den Untergriff übersetzten und auch noch zum letzten schweren Zug an die Dachkante ansetzen – merke, dass ich am Untergriff etwas Rutsche – reiß´ aber trotzdem voll an – hab den Griff an der Dachkante bereits in der Hand als ich mit einem lauten „Ratsch“ aus dem Untergriff herausrutsche und am Pad lande – DAMN – das war knapp! Dabei reiße ich mir an zwei Fingern der rechten Hand die Gelenksknöchel an der Fingeraußenseite bis fast auf den Knochen auf – AUA!

Verzweifelt versuche ich die Blutungen zu stoppen, um vielleicht doch noch einen Versuch machen zu können. „Des bringt nix mehr“ – ich bin so zittrig und wackelig, dass ich mich nicht mal mehr an die Griffe hängen kann. Mit einem gemischten Gefühl aus Schmerz, Enttäuschung und Zufriedenheit geht’s ab nach Hause…

… zumindest irgendetwas kann man schon machen…

Zwar auskuriert aber aufgrund des Wetterberichtes nicht gerade motiviert will ich am Weg zur European Outdoor noch einmal mein Glück versuchen. Der Wetterbericht meldet zwar trockenes, windiges Wetter, aber es regnet noch in Strömen, als wir zu Hause starten. Am Weg finden sich schon einige „blaue Löcher“ die die Hoffnung, heute doch probieren zu können, wieder aufkeimen lassen. Wir entscheiden uns zur Fahrt über die Silvretta Hochalpenstraße – vielleicht wird’s ja doch unerwartet besser… Im Paznauntal Richtung Silvretta sieht es dann aber sehr nass und auch regnerisch aus, keine Spur mehr von den blauen Löchern. Je weiter wir kommen, desto fieser sehen die Wolken aus. In Galtür regnet es zwar nicht mehr – wir gehen aber trotzdem noch auf einen Kaffee und warten, wie sich das Wetter so entwickelt. Der Wetterbericht hält was er verspricht und etwas später marschieren wir los. Am Block oben sind die Griffe zwar noch leicht feucht, aber der starke, kalte Wind gibt Hoffnung. Zumindest irgendetwas kann man schon machen – Feinheiten verbessern, Bewegungen fein tunen usw.

Bevor ich meinen ersten Versuch an den noch leicht feuchten Griffen mache, entdecke ich eine bisher nicht probierte Fußposition für den ersten weiten Zug. Der erste Versuch zeigt – es geht, und das noch dazu besser und stabiler. Wieder rutscht mir aber der Fuß nach dem nächsten Zug weg – hmm!?.

Der nächste Versuch bringt mich zur Crux – fühlt sich alles gut an, aber ich kann den Fuß nicht genau genug platzieren und falle beim Übersetzen des Untergriffs…

Der Wind pfeift aus allen Löchern – ich kann mich fast nicht erholen so stark und kalt ist der Wind – während ich raste kühle ich trotz dicker Jacke sehr schnell aus – bin eben auch nicht mehr der Jüngste ;). Der nächste Versuch erfolgt also nach kurzer Pause…

„GEHT SCHO, REIß O“

Den ersten weiten Zug schaffe ich optimal – treffe die kleine Leiste perfekt – setzte die Füße um und treffe auch den nächsten Zwischengriff perfekt – der nächste Zug passt auch ganz genau – hab´ den Untergriff fest im Griff – als ich kurz zögere um mich auf das hohe, genaue Setzen des Fußes für den nächsten Zug zu konzentrieren, beginnt meine Freundin Christina mich voll anzufeuern – „GEHT SCHO“ – gepusht von der bisher unbekannten Lautstärke dieser Anfeuerung passt auch das Übersetzen des Untergriffes – den abschüssigen Griff perfekt getroffen, setze ich zum letzten Zug an die Dachkante an – „GEHT SCHO, REIß O“ – ich kralle die Griffe voll zu und reiße voll an – treffe auch den Griff an der Dachkante perfekt – ich spüre, dass ich „komplett“ fest hänge – hangle und ziehe noch bis ganz auf den Block. „Ich hab´ die Griffe so zuknallt, dass ich sogar angepumpt bin…!?“

Einen derart perfekten Versuch, bei dem alle Griffe und Züge auf den Millimeter genau getroffen werden, hat man (leider) nicht sehr oft! Umso schöner, dass mir einer davon die Wiederholung einer so genialen Linie wie ANAM CARA ermöglicht hat! THANKS FOR THIS!

ANAM CARA könnte meiner subjektiven Einschätzung zufolge schon bei Fb 8C liegen, ob sogar mehr oder weniger wird die Zukunft zeigen!? Eigentlich ist die aber die Schwierigkeit, im Anbetracht der unvergleichbaren Schönheit der Linie, unbedeutend… Gratulation und Dank an Bernd für diese Traumlinie!

„Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile!“

Text: Berni Schwaiger, Fotos: Christina Dalla-Bona

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NIHIL

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Black Diamond

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www.schwaigerbrothers.com - die Website der starken Boulder-Brüder Bernie und Hermann Schwaiger



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