Eisbären-Warntafel auf Spitzbergen - da darf man sich auf einiges gefasst machen. Eisbären-Warntafel auf Spitzbergen - da darf man sich auf einiges gefasst machen.
06 Oktober 2004

GO NORTH - mit Ski durch Spitzbergen

That's the North - der Versuch von Hubert und Herbert Hortschitz das südliche Spitzbergen (Svalbard) nur mit Schlitten und Ski zu durchqueren

Expedition Spitzbergen

Die Idee:

Da uns bei vorhergegangenen Expeditionen im hohen Norden die Begegnung mit Eisbären verwehrt blieb, beschlossen mein Bruder und ich die nächste Tour in der Hochburg der Eisbären, Spitzbergen (Svalbard), zu unternehmen. Das Expeditionsziel war es, die südliche Insel Spitzbergens zu durchqueren und den Hornsundtind (das Matterhorn des Nordens) zu besteigen. Die Durchquerung sollte in 5 Wochen ausschließlich durch Muskelkraft erfolgen. Es wurden Pulkas mit Skiern gezogen dessen Gewicht ca. je 100 kg betrugen. Die Schwierigkeiten sollten Eisbären, Gletscherspalten, Packeis, Firn und Eisklettern im 4 Grad und die niedrigen Temperaturen darstellen.

Das Team:

Das Team bildeten die Brüder Herbert und Hubert Hortschitz, aus dem Südlichen Niederösterreich, wohnhaft in Neunkirchen.

Herbert 35 Jahre selbstständiger Hafner und Fliesenleger zuständig für das Handwerkliche (Lagerbau, Kochen etc.).

Hubert 37 Jahre technischer Leiter der Firma Storaenso Timber AG Sollenau zuständig für das Technische (Stolperdraht, Orientierung, etc.).

Die Vorbereitung:

Da wir auf unserer Tour etliche Pässe zu überwinden zu hatten, begannen wir mit unseren Pulkas, gefüllt mit Holzbriketts zwecks Gewichtserhöhung, unsere Hausberge den Schneeberg und die Rax wochenlang zu begehen und etliche Nächte im Winter auf diesen in unseren Schlafsäcken zu verbringen.

Eckdaten Expedition - mehr Eisbären als Menschen

Spitzbergen (Svalbard) liegt 74°-81°Nord, 10°-35°Ost

Größe 63000km2 (Österreich 83800km2)

Bewohner Spitzbergens: ca. 2500 Menschen, 3000 Eisbären

Nahrung: 40kg Trockennahrung pro Person

Tour: Länge 300km, über 1000 Hm im Anstieg

Expeditionsbericht oder 'The trought North'

Schlechter Start

Kaum in Longyearbyen gelandet tauchten erste Probleme auf. Da am Tag zuvor ein Schneesturm wütete wurden 15 Expeditionen vermisst. Durch die Suche nach den Vermissten wurde auf unsere Expeditionsgenehmigung vergessen. Unser Notpeilsender befand sich ebenfalls bei einer der vermissten Expeditionen. Dieser Schlamassel bescherte uns schon am 2. Tag nach unserer Ankunft stundenlangen Troubles.

Benzinprobleme

Der Erfolg einer Expedition hängt zu 70% vom Funktionieren des Benzinkochers ab. Darum nimmt man aus Sicherheitsgründen zwei Geräte desselben Fabrikats auf eine Tour mit. Bei der Beschaffung des Benzins machten wir jedoch den großen Fehler, uns für ein angeblich saubereres und besseres Benzin überreden zu lassen. Ein mehr als fataler Fehler. Bereits nach 6 Tagen waren beide Kocher derart verunreinigt, der Benzin beschädigte die Dichtungen, so dass wir in 5 Stunden Kochzeit nur 1 Liter Wasser pro Tag schmelzen konnten. Darum mussten wir die Tour ändern, um uns zu einem uns bekannten Benzindepot eines Jägers durchzuschlagen. Diese 4 Tage quälten uns ständig Muskelkrämpfe die durch die extrem wenige Flüssigkeit verursacht wurde. Die Pulvernahrung ließ in trockenem Zustand ebenfalls zu wünschen übrig (weiße Staubfontänen aus den Ohren).

Stürme und "White Out"

Schon in der ersten Woche saßen wir 2 Tage und 3 Nächte in einem wütenden Schneesturm fest, dessen Geschwindigkeit weit über 100 km/h betrug. Alle 2 bis 3 Stunden musste abwechselnd einer von uns das gesamte Zelt freischaufeln und den Stolperdraht, der rund ums Zelt zur Abschreckung der Eisbären gespannt wird kontrollieren. Das dieser nicht in den Neuschneemassen versank. Auch begrub sich unser vorhaben den Hornsundtind zu besteigen Als wir endlich weiterkonnten gruben sich Ski und Pulkas so tief in den Neuschnee, dass sogar bei leichtem bergab gehen der Gletscher die Steighilfen der Tourenski benutzt werden mussten. Bald kam der Wetterumschwung von einem Extrem in das Andere. Es wurde warm, viel zu warm. Temperaturen bis zu 0 Grad ließen uns unsere Füße in den Expeditionsstiefeln, die bis -40 Grad ausgelegt waren, im Schweiß ertrinken. Bis zu 6 Blasen pro Fuß waren die schmerzhaften Folgen. Das Anstollen der Fälle, sowie das Zerren der Pulkas im Schneematsch erleichterte unser Vorhaben ebenfalls nicht. Gegen Ende der Tour hatte der Frühling derart stark ins Land Einzug gehalten, dass wir unsere Pulkas teilweise über Wiesen und Moore schleppen mussten. Zum Schluss wateten wir sogar bis weit über die Waden durch wieder Wasser führende Flussbette. Die Folgen des wärmsten Aprils seit 80 Jahren. Unsere gesamte Ausbeute an Sonnenschein beschränkte sich auf zwei halbe Tage. Die restliche Tour begleitete uns "White Out" Nebel mit einer Sicht von max. 5m oder maximale Sichtweiten bis zu 1000 m. Dadurch blieb uns leider die Schönheit Spitzbergens verborgen.

Die coolsten Bären Spitzbergens

Eines unserer Ziele war es den Polarbear zu sehen. Dass unsere Begegnungen jedoch so zahlreich ausfallen würden, damit rechneten wir jedoch nicht. Schon eine dreiviertel Stunde nach unserem Aufbruch am ersten Tag sahen wir unseren ersten großen weißen Bären. Er begleitete uns 2 Stunden in sicherer Entfernung und verschwand ebenso schnell wie er aufgetaucht ist. Bei der nächsten Begegnung störte uns ein Bär empfindlich bei unserer Nachtruhe. Um 3 Uhr morgens lief er in unsere Stolperdrahtfalle und löste die Signalraketen aus. Wir hasteten aus dem Zelt und 15 m vor uns stand ein wahres Prachtexemplar. Unsere Bemühungen ihn mit der Signalpistole in die Flucht zu schlagen, schlugen fehl. Im Gegenteil der Bär wurde nervös und ging in Angriffstellung. Erst bei der dritten Leuchtpatrone suchte er das Weite und verschwand über den Gletscher. Auch bei unserer nächsten Begegnung mit gleich 2 Bären hatten wir nicht weniger Mühe sie davon zu überzeugen, dass wir nicht in ihren Futternapf gehörten. Diesmal benötigten wir sage und schreib 12 Leuchtpatronen. Meiner Meinung nach die coolsten Bären Spitzbergens. Als wir Bär Nr. 6 auf fünf Meter Aug in Aug standen verlief ebenfalls alles glimpflich, da der Bär genauso erschrak wie wir und von alleine die Flucht ergriff. Herberts ängstliches Gesicht hatte anscheinend mehr angsteinflößende Wirkung als jegliche Leuchtpatronen.

Wir waren 26 Tage draußen unterwegs und haben nicht einen ½ Tag Sonnenschein gehabt. Als ich am nächsten Morgen aus dem Hotelzimmer schaue scheint die Sonne. "That's the North"

Top-Webtipp:

Outdoorsport Polarbear's - mit allen Infos über die Expedition.

Links zu den Sponsoren die uns dieses Abenteuer ermöglichten:

Rath und Hortschitz

Der Hafnerbetrieb für Wärme und Gemütlichkeit

StoraEnso

Arbeitstätte und Unterstützer

Sony

Ausstatter der Fotoausrüstung bei Expeditionen

Travellunch

Expeditionsnahrung

ÖBAU-KÖCK

Unterstützer und Ausrüster

Bergsportzentrum Wr. Neustadt-Helmut Wimmer

Spezialist für Klettern + Bergausrüstung

Text: Herbert und Hubert Hortschitz



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