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30 Juni 2005

Skibesteigung des Ararats (5137m)

Mit Ski auf den Ararat - ein leichter aber dennoch hoher Berg in der Türkei.

Skibesteigung Ararat

Auf der Suche nach einem technischer eher leichten, aber für Alpenverhältnisse dennoch hohen Berg, welchen ich gemeinsam mit meiner Freundin mit Ski besteigen kann, stieß ich auf den mit 5137 m höchsten Berg der Türkei – den Ararat. Auch die Tatsache, dass dieser Berg bis vor 3 Jahren 15 Jahre lang für Bergsteiger gesperrt war, machten ihn ebenfalls sehr interessant. Also entschlossen wir uns diese Reise zu machen und am 14. Mai war es dann auch so weit. Abflug in Schwechat.

14.-17. Mai - Antalya-Van-Dogubeyazit

Da der Berg sehr weit im Osten des Landes steht und die Anreise nicht auf direktem Weg möglich ist, konnten auf dieser Reise Kultur, Bergsteigen und zum Schluss Baden am Meer sehr gut verbunden werden. So lohnte sich die Anreise mit mehreren Zwischenstopps doppelt.

Nach dem ersten Tag in Antalaya ging es per Inlandsflug über Ankara nach Van. In der Umgebung dieser Provinzhauptstadt besuchten wir div. Ausgrabungsstätten vorchristlicher Zeit, Burgen, Kirchen und eine Schifffahrt am Van-See war auch dabei. Die Weiterreise in den letzen größeren Ort vor dem Berg und auch vor der iranischen Grenze erfolgte per Bus. Dort angekommen hatten wir noch genügend Zeit in der kurdischen Stadt zu bummeln und letzte Einkäufe im von Schmuggelware lebenden Bazar zu erledigen.

18.Mai - Am Weg in das Green Camp (Basislager)

Nach einem letzten Hotelfrühstück ging es mit einem Kleinbus in Richtung Ararat.

Bei einer Kaserne mussten wir noch anhalten um uns ein letztes mal auszuweisen, inkl. Angabe der Blutgruppe!? Die Wartezeit verkürzten uns die Soldaten mit Cay, dem türkischen Schwarztee. Weiter ging die Reise auf einer holprigen Schotterstraße knapp bis unter das Dorf Eli auf ca. 2100m. Hier wurde unsere Ausrüstung auf Träger und Pferde verteilt und uns wurde klar, dass es nun ernst wurde.

Der Weg in das Basislager führte teils auf einer frisch anplanierten Schotterstraße, teils auf einem Trampelpfad - am besten man folgt den Pferdeäpfeln. Noch war das Wetter halbwegs gut, aber die erste Nacht am Berg sollte auch die schlimmste werden. Regen und Graupel prasselte auf das Zelt, der starke Wind heulte – alles was man sich nicht gewünscht hat.

Zu allem Überfluss bekamen meine Freundin und ich auch noch Durchfall, sodass wir das wunderbar vielfältige Frühstück gar nicht auskosten konnten. Fritz, ein Arzt in unserer bunt gemischten Gruppe, „verschrieb“ uns Immodium und dazu ein Antibiotikum, um uns bald wieder fit zu kriegen.

19. Mai -Akklimatisierungsmarsch

Es konnte an die Akklimatisierung gehen. Also das erste mal die Ski angeschnallt und hinaufgestapft auf ca. 3700 zum Hochlager. Es waren wirklich schlimme 800 Hm, der Magen rebellierte immer noch, aber hinter uns gebracht haben wir sie dann doch. Da ich mich nach einer Pause wieder besser fühlte, folgte ich den anderen zu besseren Höhenanpassung noch bis auf ca. 3900m, während Doris auf 3700 blieb. Die Abfahrt verlief problemlos über schönes Skigelände bis ins Basislager.

Unser Abendessen bestand aus Reis. Die würzige Suppe und leckeren Köfte, meinte Fritz, wären noch zuviel für unseren angeschlagenen Magen. Nach einem nachmittäglichen Schneesturm verlief die Nacht äußerst ruhig und 9 Stunden Schlaf machten uns wieder halbwegs fit und voller Zuversicht.

20. Mai - Hochlager

So gestärkt, packten wir am Freitag motiviert unsere Sachen für den Gipfel. Die Träger erschienen pünktlich und brachten alles in das Hochlager. Oben angelangt, hieß es her mit den Schaufeln und Zeltplatz ausgebuddelt, Steine gesucht und Zelt fixiert. Anschließend ging es noch 200 Hm höher, um noch ein bisschen Höhenluft zu schnuppern.

Das Abendessen bestand wiederum aus Reis aber diesmal mit Köfte und Tomaten-Bohnen-Sauce. Ziemlich früh legten wir uns alle hin, um fit für den Gipfelsturm zu sein. Schlafen war allerdings nur begrenzt möglich. Die Zeit vertrieb uns unser Koch Ahmet, der bereits um Mitternacht fröhliche Lieder sang und mit Töpfen schepperte, um Schnee zu schmelzen.

21. Mai - Gipfeltag

Für uns begann der Tag um 2 Stunden später mit einer heißen, rote, scharfen Suppe und Tee. Um kurz vor 3, als alles gepackt und wir selbst startklar waren, begann der Aufstieg. Mit Harscheisen ging es meist zügig voran.

Ich marschierte brav hinter Doris her bis kurz vor eine felsdurchsetzte Steilstufe. Hier schnallte Doris die Ski ab und ging mit Steigeisen weiter, da wir der Meinung waren, es würde bis auf den Gipfel derart steinig weitergehen. Ich behielt die Ski an und ging ab nun alleine weiter. Doris stieg mit Ludwig, der ebenfalls die Ski stecken ließ, gemeinsam weiter auf. Schon bald hatte ich etliche Höhenmeter Vorsprung und nach einem weiteren Steilaufschwung konnte ich die beiden nicht mehr sehen. Für Doris war alles ziemlich mühsam und der Berg schien kein Ende zu nehmen. Die Sonne war längst aufgegangen und weil das Wetter so herrlich war, gingen Doris und Ludwig auch langsam weiter. Nun kamen mir die ersten unserer Gruppe schon wieder entgegen. Ich war inzwischen am Gipfel angekommen, wo auch Peter und Susanne bereits das Wetter und den Erfolg mit einem Piccolo-Flascherl Sekt genossen.

Während ich am Gipfel rastete und fotografierte, traf Doris kurz unterhalb von P.4900m auf unseren türkischen Guide Yüksel, der zwar schon oben war, mit ihr aber noch einmal aufstieg. So gut es ging motivierte er Doris und Schritt für Schritt kamen sie weiter voran. Vom Gipfel aus konnte ich die beiden dann dank dem Fernglas von Peter erkennen und fuhr ihnen entgegen. Auf 5000m trafen wir uns, und so beschloss ich die Ski stecken zu lassen und gemeinsam mit Doris und Yüksel ebenfalls noch einmal zum Gipfel zu gehen. Gemeinsam ist es ja doch noch schöner! Als der Gipfel wirklich, und dieses mal wirklich (!) zum Greifen nah war, legte Doris noch einen Endspurt hin und oben angelangt, konnte auch sie das Gipfelglück genießen. Es war geschafft! Doris stand bzw. lag auf dem Ararat, dem mit 5137m höchsten Berg der Türkei und ihrem 1. 5000er. Die Freude war wirklich groß!

Nach den Gipfelfotos begann aber, wie sich erst herausstellen sollte, der anstrengendste Teil des Tages für Doris. Während ich ab 5000m problemlos mit den Ski abfahren konnte, wurde Doris kotzübel und die Müdigkeit zeigte Wirkung. Doch Yüksel begleitete sie geduldig und spät aber doch gelangten sie zum Skidepot. Währenddessen begleitete ich Christian, der ebenfalls mit Ski unterwegs war, wegen der fortgeschrittenen Zeit aber leider umkehren musste, auf der doch recht anspruchsvollen Abfahrt. Glücklicherweise fiel Doris das Skifahren weniger schwer und wir erreichten sicher unser Hochlager. Die Ursache dürfte also doch die ungewohnte Höhe gewesen sein…

Im Hochlager warteten nur noch unser Koch Achmet, Guide Vedat und die Träger. Eine heiße Tasse Tee hielten sie auch noch bereit für uns. Schnell packten wir unsere 7 Sachen und das Zelt ab und weiter ging es ins Green Camp. Die Träger warteten auch schon und so machten sich alle langsam auf den Weg nach unten. Gemeinsam wanderten Peter, Doris und ich hinunter zum „Fettsack“, dem selbsternannten „Owner of the Ararat“, ins Dorf Eli.

Dort überraschte Yüksel uns mit einer Einladung zum Grillen, die wir alle natürlich herzlich gerne annahmen. Bei einem kühlen Bier und gegrillten Hühnerfleisch konnten wir uns alle in der Sonne entspannen.

Mit vollen Bäuchen und gelöschtem Durst ging es zurück zum Hotel in Dogubeyazit. Wir räumten unsere Sachen aus und legten alles zum Trocknen auf. Anschließend unter die Dusche und ab ins Bett. Wir schliefen wie tot.

22. – 24. Mai -Ishak Pasa Palast (Dogubeyazit) – Van – Side

Am nicht benötigten Reservetag stand somit eine Besichtigung des großartigen Ishak Pasa Palastes und der „offiziellen“ Arche Noah am Programm. Vor allem den Palast sollte man sich nicht entgehen lassen, für die Arche braucht man schon etwas mehr Phantasie….

Tags darauf folgte der Transfer zurück nach Van, und nach einer weiteren Nacht in der quirligen Stadt, der Rückflug nach Antalya, diesmal über Istanbul.

25. - 28. Mai - Relaxen am Meer

Unsere letzen Tage des Urlaubs verbrachten wir, einquartiert in einer wirklich sehr schönen und vor allem herrlich grünen Hotelanlage, in Side. Am Vormittag bummeln im Zentrum, Besichtigung des römischen Theaters etc., am Nachmittag am Strand faulenzen, im 24°C warmen Meer erfrischen und sich auf das üppige Abendessen freuen….auch so lässt’s sich leben. Als letztes Highlight besuchten wir noch ein Konzert des Antaya-Staatsorchesters im ca. 2000 Jahre alten Aspendos Theater mit Arien aus Carmen und Bolero. Eine eindrucksvolle Atmosphäre in einer tollen Arena!

Am Samstag um 6:00 Uhr morgens ging es dann in Richtung Flughafen Antalya. Verabschieden - einchecken – warten - Flug – Wien – wieder daheim….

Eine gelungene Reise in jeder Hinsicht!

Info: Im Sommer liegt das Green Camp auf 3200m und das Hochlager auf ca. 4100m, was die Gipfeletappe deutlich erleichtert. Ab dem Sommer 2005 soll auch die Nordseite für Bergsteiger zugänglich sein.

Für eine Besteigung des Berges benötigt man eine Erlaubnis, welche in Form eines Spezialvisums im Pass von der türkischen Botschaft in Wien eingetragen wird. Dieses Visum/Permit muss mindestens 3 Monate vor Reisebeginn beantragt werden und kostete im Frühjahr 2005 € 39.-.

Ebenfalls Pflicht ist ein Begleitbergführer der türkischen Bergsteigervereinigung. Eine Besteigung alleine ist nicht erlaubt (immer noch potentielles Krisengebiet)!

Vollständiger Reisebericht: www.riesner.at

Text und Fotos: Andreas Riesner und Doris Grießner



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