Der tief verschneite Kongde Ri mit seinem markanten Ostpfeiler rechts Der tief verschneite Kongde Ri mit seinem markanten Ostpfeiler rechts
21 April 2008

Amical Makalu Expedition 2008

Ralf Dujmovits meldet sich aus dem Basecamp des Makalus...

Die letzten 14 Tage konnte ich mich bei herrlichem Wetter im Everest-Gebiet bereits bestens vorakklimatisieren.

Der ursprüngliche Plan am unbegangenen Kongde Ri Ost-Pfeiler zumindest ein paar Meter nach oben klettern zu können, mußte ich gemeinsam mit meinem Kletterpartner Chuldim Sherpa ziemlich schnell begraben. Hüfthoher Neuschnee an den niedrigeren Bergen vor dem Himalaya Hauptkamm ließen uns noch nicht mal zum Einstieg der Kletterei kommen. Die geplante Akklimatisation wäre hinfällig gewesen und so hatte ich mich schnell zu einem Ausweichtrekking in höhere Lagen des Everest-Gebiets entschieden.

Der schneefreie Weg über den Renjo La, mit knapp über 5300 m, sei renoviert worden - hatte ich gehört. Dieser einsame, aber um so schönere Übergang aus dem Tal südlich des Grenzpasses zu Tibet, dem Nangpa La, ins Gokyo Tal mit seinen gleichnamigen Seen, war die Mühe wirklich wert. Eine herrliche Treppen- und Steiganlage hat den Weg auf beiden Seiten des Passes ziemlich entschärft und bietet nun den Einstieg zu einer lohnenswerten Rundtour. Vor allem die Aussicht von der Paßhöhe ist eine der schönsten des gesamten Everest-Gebiets.

Mit Interessensgemeinschaft ins Basecamp

Bei den Gokyo-Seen auf 4800 m verbrachte ich zwei geruhsame Nächte, bestieg den Everest-Aussichts-Gipfel Gokjo Ri und stieg dann wieder zum betriebsamen Flughafen-Dorf Lukhla (2850 m) ab, wo ich die anderen Mitglieder meiner ziemlich zusammengewürfelten, internationalen Mannschaft traf. Es ist mehr eine Interessensgemeinschaft, die sich die Kosten einer Besteigungsgenehmigung und eins Verbindungsoffiziers teilt, - zwei Brasilianer, zwei Kolumbianer, ein Ecuadorianer, zwei Spanier und ich. Inwiefern sich der Aufstieg am Makalu später gemeinsam gestalten wird, muß sich erst noch herausstellen. Sehr unterschiedlich sind die Voraussetzungen.

Am 18. April wurden wir mit eintägiger Verspätung per russischem MI8-Helikopter ins 4800 m hoch gelegene Hillary Basecamp am unglaublich wuchtigen Makalu geflogen. Da in diese Höhen nur noch 1000kg geflogen werde dürfen, blieb natürlich das Gros des Gepäcks zurück. Den zweiten Flug ins Hillary Basecamp hatten eine Gruppe Spanier gebucht, in einem dritten Flug sollte danach das gesamte Gepäck nachgebracht werden.

Landung mit "durchschlagendem" Erfolg

Der erste Flug mit den Südamerikanischen Kollegen und mir fand also statt, aber schon der zweite Flug mit den Spaniern wurde wegen zu starker Bewölkung abgesagt. Nachgeholt wurde er am nächsten Morgen - mit durchschlagendem Erfolg: Sekunden vor der Landung um 8:30 Uhr muß es wohl zu einem Manövrierfehler gekommen sein und die MI8 schlug ziemlich heftig seitlich im sandigen Boden des Hillary-Basecamps ein. Verletzt wurde glücklicherweise niemand, die Pilotenkanzel und das Fahrwerk wurden aber stark beschädigt. Die Spanier kamen mit dem Schrecken und ein paar Prellungen davon, die nicht akklimatisierten Piloten wurden kurz darauf durch einen kleineren Helikopter geborgen - und unser gesamtes Expeditionsgepäck steht auch weiterhin in Lukhla.

Während dieser Bruchlandung befand ich mich bereits auf dem Weg ins höher gelegene Hauptbasislager. Gemeinsam mit dem Spanier Carlos Soria- wir kennen uns seit 1999 vom Broad Peak - hatten wir uns bereits um kurz nach Sieben auf den langen Weg nach oben gemacht. 6 Stunden und 800 Höhenmeter später standen wir ziemlich schnaufend auf 5650 m. Und hörten kurz darauf über Satelliten-Telefon vom flugunfähigen Heli im Hillary-Basecamp.

Seit her hat sich nicht mehr viel ereignet: die erste Nacht auf dieser Höhe war eher zäh mit leicht brummendem Kopf, die Sonne erreicht erst um 8:00 Uhr das Lager und als sie endlich das -11°C kalte Innere meines Zeltes erwärmte, war ich froh aus meinem viel zu dünnen Hochlager-Schlafsack steigen zu können. Der dicke, warme Schlafsack fürs Basislager (und meine gesamte andere Daunenausrüstung) liegt gut verpackt in Lukhla - bin gespannt wann und wie alles hier her kommen wird.

Beste Grüße aus dem windigen Makalu Basislager,

Ralf Dujmovits

Webtipp:

Amical - die "Expeditions"-Bergsteigerschule von Ralf Dujmovits mit zahlreichen Achttausendern im Programm.



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