Lager 1 mit Spantik, Foto: Edi Koblmüller Lager 1 mit Spantik, Foto: Edi Koblmüller
08 September 2006

BergSpechte-Erfolg am Spantik 7028 m

Mitte August kehrten alle Teilnehmer unserer Karakorum-Expedition zum 7000er SPANTIK nach Österreich zurück: 9 von insgesamt 13 Teilnehmern gelang am 30. und 31. Juli die Besteigung des 7028 m hohen Berges im zentralen Karakorum

Der Karakorum ist das wildeste, zerrissenste, spektakulärste Hochgebirge der Erde. Vier Achttausender (K2, Broad Peak, Gasherbrum I und II), 133 Gipfel über 7000 m und unzählige Sechstausender bilden seine Kulminationspunkte.Trotz des relativ trockenen Klimas ist im Karakorum die stärkste außerpolare Vergletscherung der Erde zu finden. Während im Himalaya nur 10 % der Flächen eisbedeckt sind, sind im Karakorum durchschnittlich 28-50 % vergletschert! Gigantische kilometerbreite, mehrere 100 m dicke und unten schuttbedeckte Eisströme ziehen bis 3000 m hinab.

Der Spantik war einer der ersten 7000er, dessen Besteigung versucht wurde: Bereits 1906 (!) erreichte das amerikanische Paar William und Fanny Bullock-Workman eine Höhe von 6700 m. Auch die deutschen Erstbesteiger von 1955 wählten den heutigen „Normalanstieg“ von Süden.

Blickt man von Karimabad im Hunza-Tal nach Südosten, leuchtet der Nordwestpfeiler des Spantik in der Abendsonne: der „Golden Peak“ von seiner wilden Seite! Ziel der Expedition ist natürlich nicht die extreme Nordseite, sondern der Südgrat des Spantik mit seinem objektiv sicheren und technisch nicht allzu schwierigen Eis- und Gletscheranstieg. Der Weg ins Basislager führt über den riesigen Chogo Lungma-Gletscher im zentralen Karakorum. Der deutlich kürzere, aber schwierigere Rückmarsch erfolgt über den Haramosh-Gletscher bzw. –Paß (4800 m) und den Mani-Gletscher nach Sassi, bereits wieder am KKH.

Der Anstieg zum 7028 m hohen Gipfel führt über leichte Felspassagen auf den Rücken des ersten Plateaus (Lager I, 5300 m), dann den flachen Südgrat hinauf auf das zweite Plateau (Lager II, 5600 m) und über ein weiteres Flachstück zum Beginn des steileren Gipfelaufbaus (Lager III, 6300 m). Vom $Gipfel$ dann (hoffentlich!?!) ein phantastischer Rundblick über das „wildeste Gebirge der Welt“: Rakaposhi, Haramosh, Masherbrum, K2, Broad Peak und bei klarer Sicht im Süden sogar der Nanga

Besteigungs-Charakteristik

Vorteile: fast ausschließlich Schönwetter während der gesamten Besteigungsphase, was im Karakurum nicht gerade selbstverständlich ist. Hervorragende Unterstützung durch die Hochträger.

Erschwernisse: Die technischen Anforderungen beim Überwinden der Steilflanke zum Camp 3 (Steilheit bis zu 45°, ca. 600 Höhenmeter) waren wegen der langen Blankeispassagen deutlich höher als erwartet. Die großen Horizontaldistanzen ohne wesentliche Höhengewinne mit langen Gehzeiten zwischen den Camps 1 (5000 m) und 2 (5300 m) bzw. Camp 3 und Gipfelaufschwung waren bekannt und eher „lästig“.

Resumee

Toller Erfolg, 9 von 13 Personen am Gipfel! Voraussetzungen dafür waren großes Glück mit dem Wetter, gute Verhältnisse am Berg, optimale Höhentaktik und Akklimatisation, hervorragendes Teamwork, gute körperliche Verfassung der Teilnehmer.

Von den 4 Teilnehmern, die nicht am Gipfel standen, „verfehlte“ einer nur knapp den Gipfel (ca. 6800 m) bzw. erreichten drei ca. 5600 m Höhe.

Detaillierter Expeditionsablauf

14.07. Ankunft 07:00 Islamabad; City-tour in Islamabad/Rawalpindi bzw. organisatorische Vorbereitungen bei pakistanischen Behörden (briefing Alpine Club, Helicopter-Depot Askari Aviation etc.)

15./16.07. Fahrt mit 2 Bussen am Karakorum Highway Islamabad – Chilas (ÜN) – Skardu.

17.07. Vorbereitungen Skardu (div. Einkäufe, Engagement Hochträger, Packen etc.)

18.07. Fahrt mit 7 Jeeps Skardu – Shigar Valley – Arandu; ca. 7 Std. Camp kurz vor dem Dorf Arandu (ca. 2750 m).

19.-21.07. Dreitägiger Anmarsch ins Basislager ab Arandu mit ca. 90 Trägern, hauptsächlich entlang der linken Seitenmöräne des 47 km langen Chogo Lungma-Gletschers. Anmarschcamps in 3200 bzw. „Balacho“ 3800 m Höhe. Gehzeiten ca. 6 bis 8 Stunden pro Tag. Basislager auf schräger Terrasse am Fuß des Spantik-Südgrates (4300 m). Schönwetter ab 20.07.

22.-28.07. Akklimatisation mit Aufbau der ersten beiden Hochlager mit Einsatz von 4 Hochträgern, die sich hervorragend bewähren. Camp 1 auf der (noch felsigen) Schulter des Südgrates (5000 m); Camp 2 in 5300 m Höhe nach dem langen und flachen Teil des Südgrates. Alle Teilnehmer in Camp 2. Mit Ausnahme von 2 Tagen großteils Schönwetter.

29.07. Team 1 (insges. 6 Personen) errichtet Camp 3 in ca. 6200 m Höhe unmittelbar nach der langen, steilen und relativ schwierigen Eisflanke (bis 45 °, großteils blankes Eis) von 5500 bis 6200 m. In der Steilflanke befinden sich etwa 500 m Fixseile, die von einer koreanischen Gruppe stammen, aber durchwegs neu fixiert werden müssen. Immer noch Schönwetter.

30.07. Team 1 (3 Teilnehmer mit Bgf. Gerhard) erreicht nach ca. 7 Stunden Aufstieg mit 2 Hochträgern den Gipfel. Abstieg teils bis Camp 3, teils bis Camp 2.

Team 2 (insges. 6 Personen) steigt ins Camp 3 auf. Schönwetter.

31.07. Team 2 (6 Teilnehmer mit Edi und Gerhard, nochmals) steht ebenfalls mit 2 Hochträgern am Gipfel. Abstieg ins Camp 3.

01.08. Alle Teilnehmer im Basislager. Schönwetter.

02.-04.08. Abbau der Hochlager mit Hilfe der Hochträger. Wetterverschlechterung.

05./06.08. 4 Teilnehmer steigen mit 60 Trägern in 2 Tagen nach Arandu ab.

9 Teilnehmer versuchen mit den Hochträgern den Übergang über den Haramosh La (4800 m) ins Industal. Camp in 4400 m Höhe; nachts Wetterumschwung, Wind, Regen. Weiterweg bis 4500 m, Abbruch wegen Schlechtwetter. Abstieg zum Camp „Balacho“ am Chogo Lungma-Gletscher.

07./08.08. 4 Teilnehmer erreichen per Jeep Skardu. Die 9 „Haramosh La-Versucher“ erreichen Arandu und am 8. August ebenfalls Skardu.

09./10.08. Übriggebliebene“ Reservetage: Busfahrt am KKH (Karakorum Highway) nach Gilgit (Hotel) und am nächsten Tag ins Hunza-Tal nach Karimabad.

11./12.08 Rückfahrt am KKH: Hunza – Gilgit – Besham (ÜN) – Islamabad. Packen.

13.08. Rückflug mit Emirates Islamabad – Dubai – Wien mit Ankunft um 13:00.

Text: Edi Koblmüller,

05.09.2006

Webtipp

BergSpechte - Ihr erfahrener Begleiter auf den Bergen der Welt

Fotogalerie Spantik - mit vielen Superbildern dieses schönen Berges.



Kommentare

Neuer Kommentar
Zum Verfassen von Kommentaren bitte anmelden oder registrieren.