Situation: Seit einem Jahr wird der relative große Stamm der Danis immer unruhiger. So wurden im Vorjahr Berichte bestätigt, dass es einen Krieg zwischen den Danis und dem Stamm der Monis ausgelöst durch den Diebstahl eines Schweins gibt.
Heuer hat sich die Situation noch durch einen äußerst ernsten Konflikt der Danis mit den Damal verschärft. So wurde uns glaubhaft versichert, dass es bereits neun Todesopfer gab. Eine Beruhigung der Situation zwischen den einzelnen Stämmen gilt als äußerst schwierig, da die Stämme der Blutrache bzw. bis vor kurzem noch der Kopfjagd frönen.
Friede sei erst dann möglich, wenn die gleiche Anzahl an Opfern von der Gegenseite erreicht wurde…
Die Berichte über diese Situation veranlassten uns, auch heuer wieder das Base Camp im Merental mittels eines Hubschraubers zu erreichen. Leider schien auch dieses Unterfangen als ziemlich riskant und unsicher, da das Gebiet im Süden um Timika im September zum Sperrgebiet erklärt wurde und im Gebiet um Enarotali und dem lake Paniai durch Lokalwahlen als sehr unsicher angesehen wurden.
Expeditions-Ablauf:
1. Tag: Es begann bereits mit einem Megastress für mich. Schon in Frankfurt hatte mein Zubringerflug Verspätung und ich erreichte den Anschlussflug nach Singapur nicht mehr. Hektisches Umbuchen und danach eine endlose Odyssee über Bankok nach Jakarta war die Folge.
Nach 48 Stunden fast ohne Schlaf konnte ich mich zum Frühstück in einem wunderschönen Hotel endlich mit meiner Gruppe treffen. Den Tag verbrachten wir mit Schnorcheln und baden.
2. Tag: Wir erproben die kulinarischen Genüsse Indonesiens und kämpfen uns tapfer durch Hund und Fledermaus. Danach der nächste Flug zu einer kleinen, nördlich vorgelagerten Insel. In Biak übernachten wir in einem kleinen einfachen Hotel und besuchen am Nachmittag den wirklich sehenswerten Vogelzoo.
3. Tag: es wird schwierig. Flugzeuge fliegen hier nur, wenn alle Plätze verkauft wurden und nicht nach einem Fahrplan. Grundsätzlich wird an jedem der es wünscht ein Ticket verkauft. So kommt es natürlich immer wieder vor, dass für eine 12 sitzige Twin Otter über 20 Tickets verkauft wurden. Der Flieger geht dann zwar, dafür musst du dann unter dem Tisch aufzahlen um einen Platz in der Maschine zu bekommen.
Wir schaffen es, am Nachmittag an die Küste von Neu Guinea, nach Nabire zu kommen.
4. Tag: Viele Grüsse nach Hause, ich sitze auf einer wunderschönen Veranda in einem etwas schmuddeligen Hotel im Malarialoch Nabire. Selbstverständlich ist jeder sofort schweißgebadet, haben wir doch an die 40 Grad C und eine Luftfeuchtigkeit von sicher 80 %. Wir müssen warten, heute haben wir den Weiterflug noch nicht geschafft. In Enarotali sind Kommunalwahlen.
5. Tag: Wir haben es geschafft. Bereits in aller Früh, knapp nach dem Hellwerden flog der Helikopter nach Enarotali in die Berge. Wir konnten mit einer Twin Otter bereits eine Stunde später folgen. In Enarotali besteht Ausgehverbot. Als wir uns anschicken trotzdem den Markt zu besuchen, werden wir von zwei etwas komischen wirkenden Sicherheitsleuten begleitet.
Plötzliche Hektik begleitet unsere Rückkehr zum Hotel. Der Hubschrauber befördert nur drei Personen auf einmal (obwohl in der Bell 412 mindestens 6 Platz hätten) Wir müssen die Gruppe trennen und die ersten können sofort weiterfliegen.
Stefan, Stevi und ich fliegen gleich los, während Fritz und Helmut sich dankenswerter Weise bereit erklären zu warten.
Kaum im Merental angekommen, bemühen wir uns sofort den schönen großen Mountain Hardware Dome auf zu stellen. Dieses perfekte Basislagerzelt bietet uns hier
Bei den zu erwartenden Regengüssen einfach eine angenehme Basis zum Essen, Kochen und umkleiden usw.
Gleich nachdem wir den Dome aufgestellt haben wandern wir hinunter zum Zebra Rock. Es erscheint mir als ungemein wichtig, wegen der Höhe unsere Körper etwas weniger radikal an die Höhe an zu passen.
Am Nachmittag begleiten bereits sintflutartige Regenfälle unseren Aufstieg zum Camp.
6. Tag: Der Helikopter mit unseren Freunden kommt nicht. Scheisse, für uns wird die Zeit knapp. Wir müssen auch mit Verzögerungen beim Abfliegen aus dem Basecamp rechnen.
Wir beschließen eine Erkundungswanderung vorbei am Wallaston Camp aus dem Jahre 1936 in östlicher Richtung zum Carstenszgletscher zu machen. Einige wunderschöne Gletscherseen und zu letzt sogar ein richtiger Gletscher sind unsere Belohnung. Wenn auch offensichtlich ist, dass auch in dieser Region der Welt die Gletscher extrem zurückgehen. Leider können wir im dichten Nebel östlich von unserem Berg nichts erkennen, obwohl wir noch extra auf eine Scharte im Gratverlauf hinaufklettern.
7. Tag: Ich wache gegen sechs Uhr in der Früh auf. Monoton trommelt der Regen auf mein Zelt. Scheisse denke ich mir, meine zwei fehlenden Gäste werden wohl auch heute nicht kommen. Eine halbe Stunde später hat der Regen aufgehört und ich kann reges Telefonieren über das Satellitentelefon hören. Ich stehe auf.
John teilt mir mit, dass der Hubschrauber in Enarotali bereits gestartet ist. In einer halben Stunde werden die Freunde da sein. Wir sollten heute noch auf den Gipfel steigen, denn es wäre ratsam bereits morgen wieder hinaus zu fliegen.
Und tatsächlich, kurz nach sieben Uhr früh landet der Hubschrauber und Fritz und Helmut springen munter heraus.
Wir beschließen tatsächlich sofort zum Gipfel auf zu brechen. Um 8 30 sind wir am Einstieg. Nun bewährt es sich, dass ich den Berg von meinen vorangegangenen zwei Expeditionen so gut kenne.
Nur eine Stunde später sind wir am Grat und seilen uns tief in die Scharte des Gipfelgrates ab. Nach der Überwindung der Schlüsselstelle im unteren sechsten Grad umgehen wir den nächsten Gratturm auf der Südseite und erreichen noch zwei kleinere, eher unangenehme anstatt schwierige Scharten. Danach geht es im Zick Zack über den gelben Turm und bald sind wir am Gipfel.
Und dann kommt das Beste, der italienische Rotwein und in bester Stimmung deponieren wir ein Gipfelbuch. Ich bin gespannt, wenn ich das nächste Mal hier herauf komme, wie viele Leute diesen so abgelegenen Gipfel erreicht haben werden.
Wir schaffen dank der großen Routine der Teilnehmer die Abseilerei in rekordverdächtiger Zeit. Bereits zur “teatime” sitzen wir gemütlich in unserem luxuriösen Mountain Hardware Dome.
8. Tag: In der Früh haben wir strahlenden Sonnenschein. Der Hubschrauber kommt wie abgemacht und rasch sitzen wir alle drinnen. Leider machten wir die Rechnung ohne den Wirt, sprich dem Piloten. Einer muss raus, keine Frage, dass dies ich sein muss.
So rasch wie der Hubschrauber da war, so rasch verschwindet er wieder hinter der Mine.
Nerv tötendes warten. Es wird immer heißer und die Quellwolken sprießen blitzartig wie die Blumen auf einer Wiese. Nach einer Stunde ist von der Mine bereits fast nichts mehr zu sehen. Ich werde wirklich nervös. Der Hubschrauber braucht noch eine halbe Stunde. Wenn er nicht durchkommt, heißt das für mich noch mal ca. eine Woche Basecamp.
Endlich ertönt das tiefe wummern der Bell, mir fällt ein Geröllfeld vom Herzen. Nach einem wilden Flug, teilweise mitten durch die Wolken, landen wir in Enarotali.
Leider erwischen wir nun keinen Anschlussflug mehr und stellen uns auf einen langen Tag in der “Hotel” genannten Hütte ein. Ausgehverbot hieß es. Trotzdem gelingt es uns auf den Markt zu entwischen und sogar eine kleine Bootsfahrt auf dem See zu machen. Dabei machen wir aber die Bekanntschaft von einigen wirklich aggressiv wirkenden Dorfbewohnern und nur mit Mühe kann ich unseren Bootsführer dazu bringen möglichst rasch wieder um zu kehren und nach Enarotali zurück zu fahren.
9. Tag: Alles klappt und wir können bereits am Vormittag weiter an die Küste, nach Nabire fliegen. Wir haben es tatsächlich geschafft. Aber leider bekommen wir wiederum keinen Anschlussflug. Eine weitere Nacht in diesem Malarialoch lässt sich nicht verhindern.
10. Tag: Wir warten ewig am Flughafen. Die Maschine wird endlich eingeladen um gleich darauf wieder aus geladen zu werden. Endlich werden die Schweine von der Piste getrieben, wir sitzen alle in die Sitze geschnallt drinnen und die beiden Piloten geben Vollgas. In Biak müssen wir noch mal einen ganzen Tag warten.
11. Tag: Wir können unsere Heimflüge antreten.
Webtipp:Laserer-Alpin
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