Ines in "The Power of Silence" Ines in "The Power of Silence"
27 August 2009

„Cirque of the unclimbables“ in Kanada

Ines Papert (D) und Lisi Steurer (A) gelingt Erstbegehung am Middle Huey Spire 400m „Power of Silence“ 5.13a (7c+)...

Die wunderschöne, aber auch sehr abgelegene Felslandschaft in den Northwest Territories ist bekannt für ihre gigantischen Granitwände bis zu 800m hoch. Die Feary Meadows (Märchenwiesen) bilden den optimalen Ausgangsort für alpine Unternehmungen im „Cirque of the unclimbables“.

Das Camp ließ sich für uns von Blackstone per Wasserflugzeug (90 min) zum Glacier Lake und einem langen Tagesmarsch erreichen.

Neue Route - Lisis Feuertaufe

In der kanadischen Wildnis gelingt uns eine phantastische, aber auch anhaltend schwierige Erstbegehung am Middle Huey Spire Southface 400m. Wir folgen den logischen Rissen über ein offensichtliches Verschneidungssystem im linken Wandteil, das uns über riesige Dächer führt.

Zur Absicherung verwenden wir fast ausschließlich mobile Sicherungen (Normalhaken, Klemmkeile und Camalots). Die Standplätze und 4 weitere notwendige Zwischensicherungen versehen wir mit Bohrhaken.

Dank einer britischen Expedition, die uns 90m Statikseil zurückgelassen hatten, können wir den oberen Teil in einem Push durchklettern. Bis zum Gipfel wird uns kein Meter geschenkt, die Kletterei ist anhaltend schwer und sehr ausgesetzt. Zu unserem Glück sind die Tage lang.

Nach 3 tägiger Vorarbeit erreichen wir am 2. August 2009 um 21 Uhr erstmalig den Gipfel des Middle Huey Spire. Für Lisi ist es die erste alpine Erstbegehung, entsprechend groß ist unsere Freude.

Der Abstieg per Basejump wäre der Schnellste (für einen Basejumper), das Gelände bietet sich dafür an. Doch wir haben genug Adrenalin in den Adern von unserer Begehung und sind froh, daß wir über unsere Route zum Wandfuss abseilen können.

Freie Begehung: 5.13- „Power of Silence“

Spannend bleibt die Frage offen, ob wir den freien Durchstieg realisieren können. Die Erstbegehung erforderte alle Tricks des technischen Kletterns und die Wand ist sehr steil. Auch die Frage, ob unser Wetterglück wohl anhält, lässt uns den wohlverdienten Pausetag fast zur Qual werden. Aber das Wetter ist auf unserer Seite, selbst nach einem Regentag ist die Wand noch trocken.

Wir üben einen weiteren Tag am Durchstieg, putzen unsere Route und 2 Tage später gelingt Ines die freie Begehung. Am Nachmittag des 7. August stehen wir ein weiteres Mal, glücklich über den Durchstieg auf dem ausgesetzten Gipfel.

„Power of Silence“ scheint uns der treffendste Name. Die Stille und Einsamkeit in der Wildnis geben uns Kraft und lässt uns als Team harmonisch agieren. Die Bewertung lautet 5.13- (7c+). 11 Seillängen, davon die meisten 5.11 und 5.12

Sie ist erst die zweite Route durch die großteils überhängende Südwand des Middle Huey Spires und führt wohl auf einen der bislang einsamsten Gipfel in dem Gebiet.

Lotus Flower Tower

In einer stabilen Schönwetterphase, was für diese Gegend sehr ungewöhnlich ist, konnten wir uns zwei weitere Träume verwirklichen, die onsight Besteigung des prominentesten Gipfels der Region, dem Lotus Flower Tower 800 m „South East Buttress“ 5.10c in 9,5 h sowie die erste freie Begehung (Ines) der 11 Seillängen von „Riders on the Storm“ 5.12 d (7c) am East Huey Spire.

Wir danken unseren Freunden aus Canada, Chris Atkinson und Marc Piche`, die uns inspiriert haben. Aufgrund ihrer Arbeit an einem Guidebook sowie einem Coffee Table Book bekamen wir die Möglichkeit, dieses wunderschöne Fleckchen Erde zu besuchen.

Ein herzlicher Dank an unsere Sponsoren, die uns immer wieder bei unseren Aktivitäten unterstützen.

Arcteryx Gore Tex Black Diamond Lowa Julbo Wild Roses Suunto

Fotos: Marc Piche & Chris Atkinson

Kurzportraits:

Lisi Steurer

Die 29- jährige Osttirolerin hat ihre Nähe zu den Dolomiten schätzen gelernt. Schon als Kind durfte sie ihren Vater beim Jagen ins Gebirge begleiten. Als Jugendliche fand sie schnell den Einstieg ins Klettern.

Seitdem gelangen der jungen Bergführerin zahlreiche Alpinklassiker und extreme Routen in den Dolomiten. Sie machte ihre Leidenschaft zum Beruf und führt Vollzeit in den Bergen Europas. Lisi gründete mit der "Bergstatt" die erste Alpineschule in Lienz, und öffnete damit vielen bergbegeisterten Erwachsenen und Kindern die Türe zu den Lienzer Dolomiten.

Das Reisen und Klettern gehört für Lisi zusammen. Auf ihrer Wunschliste stehen keine geringeren Ziele als Patagonien, Baffin usw.

Webseite www.bergstatt.at

Ines Papert

lebt seit 1993 im Berchtesgadener Land und beginnt erst mit 23 Jahren zu klettern. Ihre Liebe zu den Bergen lässt sie rund ums Jahr ins Gebirge ziehen.. Völlig überraschend gewinnt sie 2001 erstmals den Eiskletterweltcup. Sie erkennt ihr Talent fürs gefrorene Naß. Nach 4 weiteren Weltmeistertitels verabschiedet sich die junge Mutter des inzwischen 9-jährigen Emanuels vom Wettkampfgeschehen und sucht sich eigene Ziele rund um den Globus.

In alpinen Eis und Mixed- Neutouren , winterlichen Erstbegehungen im Himalaya-Nepal und ausgesetzten Felswänden in den Alpen oder Canada kann sie bis in den obersten Schwierigkeitsgraden ihre Abenteuerlust voll ausleben. Sie schätzt die Vielfältigkeit des Fels-, Eis- und Mixedkletterns sowie das Bergsteigen auf hohe Berge und zählt Kanada zu ihren Lieblingszielen.

Im neuen Vortrag "Forever" wird sie über ihre jüngsten Expeditionen berichten.

Webseite www.ines-papert.de

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