Anheuern der Träger © Hans ThurnerAnheuern der Träger © Hans Thurner
13 September 2007

Erfolg der Bergspechte Austrian-Spantik Expedition!

Mitte August kehrten alle Teilnehmer der Bergspechte Austrian-Spantik Expedition wieder gesund nach Österreich, bzw. Deutschland zurück, 5 von 9 Teilnehmern am Gipfel des Spantik (7028m) im Karakorum! – Expeditionsbericht + Berginfo.

Geleitet wurde die Expedition von Hans Thurner, Bergführer aus Bad Fischau (NÖ)

Expeditionssteckbrief

Christian Merz (Linz), Eva-Maria Ramsebner (Linz), Dietmar Moosbrugger (Schoppernau), Wilhelm Kobler (Asten), Hans Thurner - Expeditionsleiter (Bad Fischau) und den beiden Balti-Hochträgern Fida Ali (Arandu), Hussain Frman gelang am 31.7.07 die Besteigung des Spantik im zentralen Karakorum, im Herzen Baltistans.

Die Teilnehmer Wilfried Lechner (Bad Ischl), Margit Merz (Linz), Watschounek Uwe (Düsseldorf) erreichten eine Höhe von 6200m, Michael Pöcher (Wien) 5100m.

13.7.07: Unmittelbar nach Erstürmung und Befreiung der Roten Moschee Landung in Islamabad. Die Auswirkungen zeigen sich in starker Präsenz von Polizei und Militär. An allen Strassenecken liegen hinter Sandsäcken verschanzt schwerbewaffnete Soldaten und die Stimmung ist allgemein angespannt. Aus Sicherheitsgründen wird die geplante Stadtrundfahrt durch Rawalpindi und Islamabad gestrichen.

14./15.07: Die Fahrt über den Karakorum Highway gestaltet sich abenteuerlich und vor allem lange. Zum Glück stürtzt der Bus samt Insassen nicht in den Indus. So manche Frontalkollision konnte der Fahren geschickt vermeiden. Nach insgesamt ca. 30 Stunden Fahrzeit wird Skardu erreicht. Inschallah.

16.7.07: Letzte Vorbereitungen und Einkäufe werden erledigt, die Hochträger und die Kochmannschaft wird engagiert.

17.7.07: 7 Stunden Fahrt mit 5 Jeeps von Skardu durch das Shigar Valley nach Arandu. Meist sehr schlechte Piste, teilweise ist diese garnicht mehr vorhanden und es wird in das Flußbett ausgewichen.

18.-20.7.07: Dreitägiger Anmarsch ins Basislager mit 60 Trägern, hauptsächlich entlang der linken Seitenmoräne des 47 km langen Chogo Lungma-Gletschers. Camps in 3200 und 3900m Höhe. Gehzeiten sind 5-7 Stunden pro Tag. Basislager im „Grünen“ auf schräger Terrasse am Fuß des Spantik-Südgrates (4300m). Bisher sehr schönes Wetter mit anstrengender Hitze!

21.-23.7.07: Regentage! Werden im Basislager mit Schlafen und Essen verbracht. Kurze Wanderung zur Akklimatisation und sortieren der Hochlager-Küche als Zeitvertreib.

24.-27.7.07: Akklimatisation und Aufbau der ersten beiden Hochlager mit Hilfe der Hochträger Fida Ali, Hussain Frman und Jafar Ali. Lager 1 liegt in 5100m Höhe auf der felsigen Schulter des Südgrates; Camp 2 in 5300m Höhe nach dem langen und flachen Teil des Südgrates, unmittelbar unter der ca. 600m Hohen Steilflanke zum Lager 3. Schneefall in der Nacht von 26. auf 27.7.. Alle steigen wieder zurück in´s BC.

28.7.07: Strahlender Morgen mit blauem Himmel. Anruf via Sateliten Telefon bei der Wetterdienststelle in Innsbruck: Karl Gabl kündigt 3 bis maximal 4 Tage stabiles Wetter für das Karakorum an! Erneuter Aufstieg zum Lager 1.

29.7.07: Weiter zu Lager 2 bei anhaltendem Schönwetter

30.7.07: Aufstieg durch die relativ lange und bis zu 45° steile Flanke zu Lager 3 auf 6200m. Teilweise sehr weicher und knietiefer Schnee macht die Flanke außerst anstrengend. Zum Großteil befinden sich Fixseile in der Flanke, die von einer japanischen Gruppe stammen. Im oberen Teil fehlen diese und müssen provisorisch mit 3 Halbseilen installiert werden. Am späten Nachmittag ziehen Wolken und Nebel auf. Es beginnt bei leichtem Wind zu schneien. Die Sorgen um das Wetter steigen ...

31.7.07: Das Wetter um 2 Uhr früh ist zweifelhaft; also weiterdösen. Um 3 Uhr wird die Entscheidung zum Aufbruch getroffen! Kurzes Teekochen, einige Kekse, dann der Abmarsch um etwa 4 Uhr. Das Wetter bessert sich; in der Ferne taucht am Horizont der Nanga Parbat auf und über ein leicht ansteigendes Plateau wird nach 2 Stunden der steilere Gipfelaufbau erreicht. Nach insgesamt 6-7 Stunden stehen die „Gipfelsieger“ am höchsten Punkt. Inzwischen haben leider Wolken den Gipfel eingehüllt und den erhofften Rundblick auf die Berge des Karakorum genommen.

Abstieg zurück zu Lager 3, Abbau der Zelte und weiterer Abstieg über die Steilflanke zu Lager 2.

1.8.07: Abstieg über Lager 1 zurück in´s BC. Feiern und essen. Der Koch macht eine Gipfeltorte.

2.8.07: Schlechtwetter, Schnee und Regen am Morgen.

3.8.07: Die Hochträger steigen um 5 Uhr auf, bauen Lager 2+3 ab und kehren mit der übrigen Ausrüstung um 17 Uhr wieder in´s BC zurück.

4.8.07: Rasttag im BC bei Schönwetter. Trocknen der Zelte und Ausrüstung. Packen und vorbereiten der Trägerlasten für den Abmarsch.

5.-6.8.07: Zweitägiger Rückmarsch mit ca. 30 Trägern nach Arandu.

7.8.07: Jeepfahrt zurück nach Skardu

8.8.07: Rasttag in Skardu und Vorbereitungen treffen für die Rückreise nach Islamabad

9.-10.8.07: Rückfahrt über den Karakorum Highway. Ankunft in Islamabad

11.8.07: Letzte Erledigungen und kurze Stadtbesichtigung von Rawalpindi und ISB

12.-13.8.07: Rückflug mit Emirates Via Dubai

Berginfo

Spantik („Golden Peak“, 7028 m)

Blickt man von Karimabad im Hunza-Tal nach Südosten, erhebt sich in der Ferne ein gewaltiger Marmorturm. In der Abendsonne leuchtet der Nordwestpfeiler des Spantik besonders eindrucksvoll: der „Golden Peak“ von seiner wilden Seite. Ziel der Expedition war natürlich nicht die extrem schwierige Nordseite, sondern der Südgrat des Spantik mit seiner objektiv sicheren und technisch nicht allzu schwierigen Route über dem riesigen Chogo Lungma-Gletscher im zentralen Karakorum.

Besteigung(sgeschtichte): Obwohl der Spantik zu den weniger bekannten Gipfeln im Karakorum zählt, war er einer der ersten Siebentausender, deren Besteigung ernsthaft versucht wurde: Bereits 1906 (!) erreichte das amerikanische Paar William und Fanny Bullock-Workman am Südgrat eine geschätzte Höhe von 6700 m. Auch die deutschen Erstbesteiger (Karl Kramer u. a.) im Juli 1955 wählten diese Route, die heute als „Normalanstieg“ gilt.

Der Weg ins Basislager an den Fuß der sanfteren Südseite des „Golden Peak“ mit dem objektiv weitgehend sicheren und technisch nicht allzu schwierigen Eis- und Gletscheranstieg des Südgrates führt über den 47 km langen Chogo Lungma-Gletscher im zentralen Karakorum. Das Basislager liegt in 4300 m Höhe. Der Anstieg zum 7028 m hohen Gipfel führt zunächst über leichte Felspassagen auf den Rücken des Südgrates, dann weiter auf dem langen flachen Grat mit kurzen Auf- und Abstiegen zum Fuß einer relativ steilen Eis-/Schneeflanke, der „Schlüsselstelle“ der Route. Vom Lager III unmittelbar nach der Steilstufe leitet ein weites Plateau zum Beginn des steileren Gipfelaufbaus. Vom Gipfel sind bei schönem Wetter einige der prominentesten Berge des Karakorum wie Rakaposhi, Batura, Haramosh, Malubiting und sogar der K2 zu sehen, im Süden auch der Nanga Parbat.

Der Karakorum ist zwar nicht das höchste, mächtigste oder längste Hochgebirge der Welt, aber vielleicht das wildeste, zerrissenste, spektakulärste. Vier Achttausender (K2, Broad Peak, Gasherbrum I und II, alle im Bereich des Baltoro-Gletschers), 133 Gipfel über 7000 Meter und unzählige Sechstausender bilden seine Kulminationspunkte. Der Karakorum-Himalaya, wie die geographisch exakte Bezeichnung lautet, ist eine 500 km lange und 200 km breite Parallelkette zum großen Himalayabogen, der vom Nanga Parbat als nordwestlichem Eckpfeiler über Nordindien, Tibet, Nepal, Bhutan nach Südosten und Osten bis Burma und China reicht. Der Name „Karakorum“ leitet sich vom Karakorum-Pass 100 km östlich des K2 ab und bedeutet „schwarzes Geröll“ oder auch „schwarze Mauer“.

Klimatisch betrachtet ist der Karakorum eine Hochgebirgswüste im Regenschatten des Himalaya, da der Sommermonsun aus Indien nur sporadisch die Himalaya-Hauptkette mit ausreichenden Niederschlägen überwindet. Die zahlreichen blühenden Oasendörfer der Balti in den wüstenhaften Karakorum-Tälern sind deshalb weitgehend auf künstliche Bewässerung angewiesen - seit Jahrhunderten werden die Gletscherflüsse und -bäche mit weitverzweigten und kunstvollen Kanalsystemen auf die Terrassenfelder in die Umgebung der Siedlungen geleitet.

Trotz des relativ trockenen Klimas ist im Karakorum die stärkste außerpolare Vergletscherung der Erde zu finden. Während in den Alpen nur etwa 2 % und selbst im Himalaya nur 10 % der Flächen eisbedeckt sind, sind im Karakorum durchschnittlich 28 %, zum Teil sogar bis zu 50 % des Gebirges vergletschert! Gigantische, teilweise kilometerbreite, mehrere 100 Meter dicke und in den unteren Bereichen schuttbedeckte Eisströme ziehen in die Täler bis in Höhen unter 3000 Meter herab. Der 72 km lange (!) Siachen-Gletscher ist der größte Gletscher des Karakorum, doch auch der Chogo Lungma-Gletscher, über den der Anmarsch zum Spantik führt, zählt mit 47 km Länge zu den „ganz Großen“.

Die Bevölkerung besteht neben einigen kleineren Ethnien hauptsächlich aus den Balti in den südlichen, zentralen und östlichen Teilen des Karakorum (dementsprechend heißt die pakistanische Verwaltungsprovinz „Baltistan“) und aus den Hunza im Nordwesten (Gilgit, Hunza-Tal), die sich beide überwiegend zum Islam bekennen.

Politisch liegt der Karakorum in unmittelbarer Nachbarschaft zu Kaschmir und damit am Rand einer der kritischsten Regionen der Welt - im Kaschmir-Konflikt liegen sich die Armeen Pakistans und Indiens militärisch hochgerüstet gegenüber. Der gesamte Nordwest- und Zentralkarakorum gehört zu Pakistan, während ein Teil des Ostkarakorum von Indien beansprucht wird bzw. besetzt ist. Die nordöstlichen Randbereiche liegen in Sinkiang und sind bereits chinesisches Territorium. Im pakistanischen Teil des Karakorum gab es in den letzten Jahren für Touristen allerdings kaum Probleme oder Einschränkungen, sieht man von der latenten Gefahr militärischer Auseinandersetzungen an der umstrittenen Grenze zu Kaschmir einmal ab. Im Gegenteil - gerade von Pakistan werden Expeditionen und der Trekkingtourismus im Karakorum kräftig gefördert.

Webtipps:

www.hans-thurner.at - die Website des sympatischen Bergführers

www.bergspechte.at - die Alpinschule von Edi Koblmüller

Anheuern der Träger © Hans Thurner
Die Trägerlasten werden gewogen © Hans Thurner
Junge in Arandu © Hans Thurner
Balti Träger © Hans Thurner
Erster Blick zum Spantik 7028m © Hans Thurner
Träger am zweiten Anmarschtag © Hans Thurner
Der Chogo Lungma Gletscher © Hans Thurner
Träger beim Tschapati braten © Hans Thurner
Speck made in Austria © Hans Thurner
Lager 1 © Hans Thurner
Am Weg zum Lager 2 © Hans Thurner
Lager 2  © Hans Thurner
Die Steilfalnke zum Lager 3 © Hans Thurner
Der flache Südgrat mit Chogo Lungma Gletscher © Hans Thurner
Hochträger vor Lager 3  © Hans Thurner
Kurz vor Lager 3 © Hans Thurner
Aufbruch zum Gipfel mit Nanga Parbat am Horizont © Hans Thurner
Aufstieg zum Gipfel © Hans Thurner
In der Gipfelflanke © Hans Thurner
Am Gipfel des Spantik 7028m © Hans Thurner
Beim Abstieg vor der Steilflanke © Hans Thurner
Gipfelsieger Torte © Hans Thurner
Erfolg der Bergspechte Austrian-Spantik Expedition!
Am Karakorumhighway © Hans Thurner


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