Vor wenigen Wochen erst haben Gerlinde Kaltenbrunner und Ralf Dunjkowitz geheiratet, die ersten Bergprojekte des 8000er-Ehepaars erfolgen jedoch auf getrennten Wegen.
Gerlinde Kaltenbrunner auf dem Weg zum Dhaulagiri
Gerlinde Kaltenbrunner (23.04.2007): Ich sitze im Basislager, gerade scheint wieder die Sonne. Doch um die Mittagszeit kommen immer Wolken und es beginnt zu schneien. Weniger im Basislager, dafür um so mehr von Lager I aufwärts, dort liegt schon sehr viel Neuschnee. Dementsprechend groß ist die Lawinengefahr. Ungewöhnlich ist das allerdings nicht: Dhaulagiri stammt aus dem Sanskrit und bedeutet „der weiße Berg“.
Das Basislager liegt auf 4700 m an einem sonnigen Platz auf einer Gletschermoräne, bei schönem Wetter scheint mir um 7.30 Uhr die Sonne aufs Zelt. Von hier aus habe ich auch einen guten Blick auf den „Eiger“, wie die riesige Nordwand des Dhaulagiri genannt wird – denn hier wie dort ist die Steinschlaggefahr sehr groß.
Seit Ende März bin ich nun schon in Nepal. Die ersten Wochen bin ich mit meiner Schwester Brigitte und meinem Mann Ralf (wir haben am 24. März geheiratet!) durch das Khumbu Gebiet am Everest gewandert – es war wunderschön. Ralf ist nun mit einer Gruppe von AMICAL am Manaslu, ich mit der Tschechin Lucie Orsulova am Dhaulagiri. Lucie habe ich 2005 am Fuße der Everest-Nordwand kennen gelernt. Sie war mir damals gleich sympathisch und ich freue mich, mit ihr diesen 8000er anzugehen. Wer Tschechisch spricht, kann ja mal ihre Homepage www.orsulova.cz besuchen. Wir sprechen eigentlich Englisch miteinander – wenn ich nicht meine Stimme verloren hätte, ich bin ein bisschen erkältet.
Im Basislager geht es wieder sehr international zu: Neben einer italienischen Mannschaft versammeln sich hier noch Katalanen, Basken, Kasachen, ein Deutscher und ein Schweizer. Gianni, Inaki, Denis und Cristina kenne ich von früheren Expeditionen. Schön, sie hier anzutreffen, da fühle ich mich gleich ein bisschen heimisch. Die meisten sind schon seit dem ersten April vor Ort und warten auf einen ersten Gipfelversuch.
Lucie und ich sind am 20.04. zur Akklimatisierung auf 5750 m aufgestiegen. Unterm „Eiger“ haben wir uns ziemlich schnell bewegt, da immer wieder Steine heruntergekommen sind. Die erste Nacht auf 5750 m haben wir ganz gut geschlafen, obwohl es im Zelt minus 16 Grad hatte, und das ist für diese Höhe recht frisch! Die dünnere Luft macht uns keinerlei Probleme, und so stiegen wir am 21.04 noch bis 6200m auf, um uns weiter zu akklimatisieren. Nach einer weiteren Nacht auf 5750 m gingen wir sehr früh zum Basislager zurück.
Einige Bergsteiger wollten bereits zu Lager III aufsteigen, doch zu viel Schnee und starker Wind zwangen sie zur Umkehr. Der Dhaulagiri ist ja bekannt für seine Wetterkapriolen. Schon Kurt Diemberger, einer der Erstbesteiger von 1960, bezeichnete ihn als „Berg der Stürme“. Der Dhaulagiri ist mit 8167 Meter der siebenthöchste der 8000er, und nicht zuletzt die schwierigen Wetterbedingungen machen ihn zu einem anspruchsvollen Gipfel.
Jetzt entspannen wir im Basislager. Heute hatte ich die Möglichkeit, mit Ralf zu telefonieren. Gut zu hören, dass bei ihm alles in Ordnung ist.
Am 25.04. werden wir – sofern es die Bedingungen zulassen – wieder aufsteigen, um zwei weitere Akklimatisationsnächte auf 6600 m zu verbringen.
Ralf Dujmovits aus dem Basecamp des Manaslu
Ralf Dujmovits ist im Manaslu-Basecamp angekommen(23.4.2007):
Knapp eine Woche nach Start der Gruppe sind wir wohlbehalten im Basislager angekommen. Fast alles hat bisher reibungslos geklappt - nur das Wetter lässt zur Zeit noch ein wenig zu wünschen übrig.
Zwei Tage nach Ankunft der Gruppe in Kathmandu konnten wir mit zwei Heliflügen den Großteil des Gepäcks und die Mannschaft nach Sama am Fuße des Manaslu bringen. Noch während wir das Gepäck ausluden, zapften sich - zu unser aller Erstaunen - einige Frauen aus den Tanks des Helikopters für ihren Küchenbedarf einige Liter Kerosin ab. Unsere kleine Küchenmannschaft und die beiden Sherpas erwarteten uns bereits oberhalb des Dorfes auf einer grossen Wiese, wo wir uns für drei Nächte zur besseren Akklimatisation einrichteten.
Ausflüge in die nähere Umgebung des Dorfes und auch zur Gompa Samagaon liessen uns die Zeit nicht lange werden. Mit den beiden Sherpas Pasang und Karma stieg ich ein erstes Mal ins Basislager auf, um die Plätze für Mannschaftszelt, Storezelt und Küche festzulegen und ein wenig Gepäck nach oben zu bringen. Hierbei konnte ich sehen, dass der Weg zum Basislager dieses Jahr in sehr gutem Zustand ist, d.h. man kommt fast trocken Fusses ohne Schneeberührung ins Basecamp.
Am nächsten Morgen fanden sich verabredungsgemäss 120 Träger bei unserem Lagerplatz ein, zumeist Bewohnerinnen und Bewohner des Dorfes Sama. Da wir in diesem Jahr die einzige Expedition sind, wollten sich möglichst viele die 1300 Rupees verdienen, die der lange, steile Weg ins Basislager einbringt. Ursprünglich hatte ich mit 2 Aufstiegen an zwei Tagen in Folge von 60 Trägern gerechnet - und entsprechend hatten wir auch Schuhe mitgebracht. Um nun keinen Streit unter den Trägern zu provozieren entschieden wir die Schuhe erst nach der Expedition nach dem Abstieg als "Trinkgeld" auszugeben.
Nach langen gewohnten Diskussionen wer welche Last übernimmt, konnten die letzten Träger um 10:00 Uhr starten. Nachmittags um 14:00, es hatte inzwischen stark angefangen zu schneien, waren die letzten Träger und auch alle Teilnehmer im Basislager. Ausser einem Mattensack, der irgendwie abhanden gekommen wurde, war alles Gepäck angekommen..
Es kann also los gehen.
Heute, Sonntag ist Ruhetag bzw. Ausbau des Basislagers. Die erste Nacht war noch etwas unruhig für die meisten. 4850 m ist doch eine nicht ganz übliche Schlafhöhe.
Morgen wird ein Lama aus der Gompa in Samagaon nach oben zu uns kommen. Die übliche Puja zum Beginn der Expedition wird den eigentlichen Start der Besteigung einläuten.
Webtipp:
Amical - - die "Expeditions"-Bergsteigerschule von Ralf Dujmovits mit zahlreichen Achttausendern im Programm.
Fotos © Amical.de
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