Andächtige Stille zur Puja im Nebel Andächtige Stille zur Puja im Nebel
07 Mai 2007

Gerlinde Kaltenbrunner: Abbruch 1. Gipfelversuch

Schlechtwetter zwingt Gerlinde und Lucie zurück ins Basilager...

Infostand 7.5.2007, 15:00

Gerlinde und Lucie sind gerade auf dem Weg zurück von Lager I ins Basislager.

Leider mussten sie den Gipfelversuch im letzten Hochlager auf ca. 7400m aufgrund von 40cm Neuschnee und schlechten Wetterbedingungen abbrechen.

Stand 1.5.2007:

Gerlinde Kaltenbrunner vor dem Gipfelversuch

Gerlinde Kaltenbrunner ist für den Gipfelversuch am Dhaulagiri breit - Ralf Dujmovits kommt am Manaslu auch sehr gut voran.

Gerlinde Kaltenbrunner hat ihre Erkältung im Griff und steht vor dem Gipfelversuch am Dhaulagiri. Ralf Dujmovits will am Manaslu zum Lager 2 vorstoßen.

Aus dem Dhaulagiri Basecampe; 30. April 2007

Gerlinde Kaltenbrunner: Lucie und ich haben drei Tage gerastet. Meine Erkältung war zwar noch immer nicht ganz weg, aber wir sind trotzdem am vergangenen Mittwoch (25. April) aufgestiegen. Unterm „Eiger“ – der großen Felswand auf der Nordseite des Dhaulagiri – haben wir uns wieder sehr beeilt, weil dort dauernd Steine runterkommen. Danach waren die Bedingungen recht gut. Auf 5700 Meter haben wir schließlich unser kleines Zwei-Frauen-Zelt aufgebaut und eine ruhige Nacht verbracht. Am nächsten Morgen ging es problemlos weiter bis auf 6600 Meter. Hier blieben wir die folgenden zwei Nächte – und die wurden ziemlich ungemütlich. Denn es hat sehr stark gestürmt, ein paar Mal dachten wir: „Jetzt heben wir mit dem Zelt ab.“ Aber wir hatten es gut verankert. Hinzu kam die Eiseskälte: Im Zelt hatte es minus 23 Grad, das ist für diese Höhe extrem kalt. An Schlaf war kaum zu denken. Am Samstag sind wir dann rasch ins Basislager abgestiegen und haben uns erst einmal ausgeschlafen.

Leider haben wir heute sehr schlechte Nachrichten bekommen: Gestern ist kurz unterhalb des Gipfels ein Bergsteiger tödlich abgestürzt. Sechs andere sind heute Abend ins Basislager zurückkommen, einige mit Erfrierungen an den Fingern. Die Stimmung im Basislager ist dementsprechend gedrückt.

Während der letzten Akklimatisierungstour haben Lucie und ich auch in die Ostflanke des Dhaulagiri reingeschaut. Ursprünglich hatten wir überlegt, direkt durch die Ostwand zu klettern (MacIntyre-Route), aber dort kracht es ständig, die Steinschlaggefahr ist extrem hoch. Das ist uns zu riskant, das wäre russisches Roulette, und so werden wir voraussichtlich über den Nordost-Grad aufsteigen.

Mit Lucie klappt es gut. Dies ist ja meine erste Expedition mit ihr. Vorher weiß man nie so genau, wie es läuft, aber mein erster Eindruck hat sich bestätigt: Lucie ist eine angenehme und starke Gefährtin. Wir sind jedenfalls bereit, beobachten täglich den Himmel und checken den Wetterbericht. Im Moment zieht es wieder zu. Körperlich fühlen wir uns gut, doch die Unfälle drücken ganz schön aufs Gemüt. Wir gönnen uns jetzt noch zwei Tage Rast im Basislager, und wenn dann das Wetter passt, werden wir starten und versuchen, den Gipfel zu erreichen.

Die erste Nacht werden wir auf 6600 Meter schlafen, eine zweite auf etwa 7400 Meter. Zwei Spanier – darunter Iñaki Ochoa – waren am 26. April auf dem Gipfel und haben berichtet, dass es oben viele Stellen mit Blankeis gibt. Hängt also ganz von den Bedingungen und vom Wetter ab, wie wir vorwärts kommen, aber drei Tage werden wir sicher brauchen.

Liebe Grüße einstweilen aus dem verschneiten Basislager,

Gerlinde

Ralf Dujmovits vom Manaslu; 29. April 2007

Ralf Dujmovits: Sonne Tanken ist angesagt - seit drei Tagen haben wir schönstes Wetter und sind gut vorangekommen.

Aber der Reihe nach: Bereits einen Tag nach Erreichen des Basislager am 23/04 konnten wir eine eindrückliche Puja feiern. Ein Mönch aus dem Kloster in Samagaon war mit einem Helfer zu unserem Basislager aufgestiegen. Im dichten Nebel und beginnenden Schneetreiben konnten wir diese traditionelle buddhistische Zeremonie zu Beginn der Expedition feiern.

Während der Puja trafen die beiden Österreicher Oliver König und Peter Mayer ein. Sie teilen unsere Expeditionsgenehmigung, sind aber ansonsten unabhängig. Damit sind wir am 8000er Manaslu nur das Team von AMICAL alpin und eben die beiden Österreicher.

Phantastisch!! - quasi der ganze Berg für uns alleine; wo gibt es das sonst noch.

Nach einem weiteren Ruhetag stiegen wir am 25/04 bei zunächst noch gutem Wetter nach Lager I auf. Die richtige Route am Rande des Manaslu-Gletschers zu finden war nicht ganz einfach. Jede Menge Neuschnee machte das Spuren anstrengend - glücklicherweise waren wir im Laufe des Teilnehmertreffens vor der Expedition zur gemeinsamen Überzeugung gekommen Schneeschuhe mitzunehmen. Dies zahlte sich nun mehr als aus und so kamen wir trotz des knietiefen Schnees gut voran. Das letzte, etwas steilere Stück nach Lager I versicherten wir mit einem Fixseil, um die doch häufiger vor uns liegenden Auf- und Abstiege sicher bewältigen zu können.

Lager 1 liegt auf einem absolut sicheren Rücken, von dem aus man in alle vier Himmelsrichtungen - auch nach Tibet - fantastische Ausblicke hat. Nach dem Anlegen eines Material-Depots konnten wir zufrieden wieder absteigen und waren schon zum Mittagessen wieder im Basislager zurück.

Der geplante Ruhetag fiel heftigem Schaufeln zum Opfer: Über einen halben Meter Neuschnee fiel innerhalb von zwei Tagen und brachte die zunächst gute Stimmung etwas nach unten. Nicht nur die persönlichen Zelte sondern auch Küchen und Materialzelt sowie das große Mannschaftszelt mußten immer wieder aus- und abgeschaufelt werden.

Der Tag des zweiten Aufstiegs nach Lager 1 brachte wieder gutes Wetter und so konnten wir trotz schwerer Rucksäcke und anstrengender Spurarbeit schon nach vier Stunden Lager I erreichen. Der Rest des Tages verging mit Einrichten des Hochlagers, jeder Menge Schnee schmelzen um genügend zu trinken. Im Laufe des Nachmittags begann es stark zu stürmen, so daß für Einige auch während der Nacht nicht an Schlaf zu denken war. "Was denn so ein Hochlagerzelt an Windgeschwindigkeiten aushält" war in dieser unruhigen Nacht die sicher meist gestellte Frage.

Morgens um 7:00 Uhr startete ich trotzdem mit Hiro und den beiden Sherpas um den Weg nach Lager II zu erkunden. Dank der Schneeschuhe kamen wir erstaunlich gut voran und fanden einen sicheren Weg zur wahrscheinlich gefährlichsten Stelle des Aufstiegs: ein Korridor unterhalb einiger großer Seracs muß auf eine Breite von 150 Metern gequert werden. Schnell waren wir an dieser Stelle einzeln traversiert und freuten uns danach eine gute Stelle für die Querung gefunden zu haben. Nun beginnt sich die Route aufzusteilen. An langen Hängen, zum Teil hüfthoch mit Schnee beladen, mußten wir seitlich aufsteigen. Eine heikle Angelegenheit eine schneebrettsichere Spur anzulegen. Die letzten zweihundert Höhenmeter stiegen Hiro und ich alleine weiter und legten auf ca. 6200 m nach einem kurzen, senkrechten Aufschwung ein kleines Material-Depot an.

Glücklich darüber an diesem Tag doch sehr viel weiter als erwartet gekommen zu sein, stiegen wir gegen Mittag wieder ins Basislager ab.

Sonne pur erwartete uns dort und so genossen wir auch heute morgen bei kräftigem Sonnenschein die Dusche in unserem einfachen Duschzelt.

Bei unserem nächsten Aufstieg wollen wir versuchen Lager II zu erreichen und dort zwei Nächte zur besseren Höhen-Akklimatisation zu verbringen. Danach werden wir uns wieder melden.

Für heute beste Grüsse aus unserem sonnendurchfluteten Basislager,

Ralf Dujmovits und das ganze Team

Webtipp:

Gerlinde Kaltenbrunner

Amical - die "Expeditions"-Bergsteigerschule von Ralf Dujmovits mit zahlreichen Achttausendern im Programm.

Alle Fotos sind vom Aufstieg zum Manaslu © Amical.de



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