Start in die Expeditionssaison 2006
In der Saison 2006 standen mit Kantsch (8586 m) und dem Lhotse (8516 m) zwei hohe und schwierige Achttausender auf dem Programm. Beide Berge sollten ohne künstlichen Sauerstoff und im Alpinstil bezwungen werden.
Kangchendzönga (8586 m)
Am 3. April 2006 brach die österreichische Profibergsteigerin zum dritthöchsten Berg der Erde, den Kangchendzönga in Nepal, auf. Sie will den 8.586 Meter hohen Himalaja-Riesen im Alpinstil über die Route der Erstbegeher an der Südseite des Berges erreichen.
Aufgrund der großen Neuschneemengen hatte sich das Team im Basislager entschieden, sich nicht auf einem anderen Berg zu akklimatisieren, sondern am Kantsch direkt. So verrichteten Gerlinde und ihr Team auch viel Spurarbeit an diesem schweren 8000der. (Es waren ja auch Schweizer und Spanier dort).
Am 14. Mai 2006, um 16:30 Uhr nepalesischer Ortszeit, war es dann soweit. Gerlinde, Ralf, Hiro, Veikka und Andrew standen bei traumhaftem Rundumblick am Gipfel des Kangchendzönga! "Ich freue mich so, dass wir oben waren, das Gefühl war so gigantisch, über allen anderen Gipfeln zu stehen, genau im richtigen Moment. Wir waren alle mehr oder weniger sprachlos vor Glück." berichtete Gerlinde atemlos, aber übermäßig glücklich über das Walkie Talkie.
Lhotse (8516 m)
Nach dem Kangchendzönga wechselten Gerlinde Kaltenbrunner und ihr Team zum Lhotse, dem vierthöchsten Gipfel der Erde. Sehr gut akklimatisiert stiegen die drei sehr schnell höher und erreichten am 25.5. das Lager III auf 7200 m. Sie beschlossen am nächsten Tag einen Gipfelversuch von Lager III aus zu wagen.
Die Entscheidung auf 8400 m
Laut Wettervorhersage für Freitag, den 26. Mai ideales Wetter, am Tag darauf sollte und war es auch schon wieder deutlich stürmischer auf über 8000 Meter. Um den Freitag als Gipfeltag zu schaffen, kam nur ein direkter Gipfelaufstieg ab Lager III auf 7200 m in der Lhotse-Flanke in Frage. "Von 1300 m Höhenunterschied haben wir 1200 Meter mit zum Teil harter Spurarbeit hinter uns gebracht. Als es aber 17:00 Uhr war und noch immer 100 Höhenmeter zum höchsten Punkt des Lhotse fehlten, stand für das Team fest, dass der Augenblick für den Rückzug gekommen war. Ein unvorbereitetes Biwak in dieser Höhe hätten wir nicht überlebt. Auch ein Abstieg in der Dunkelheit bei sehr schwierigen Schneeverhältnissen - Neuschnee auf zum Teil harter Unterlage im Über-50°-Grad-Gelände - in völlig verausgabten Zustand, wäre genauso gefährlich gewesen."
Ralf begannt bereits mit dem Abstieg, Hiro und Gerlinde wollen aber noch weiter aufsteigen. Bald war für sie auch der Moment der Umkehr gekommen, denn "Auch ich spürte, dass wenn ich weiter aufsteigen würde, ich womöglich nicht mehr hinunter käme.“ (Gerlinde).
Im Lager IV auf 7800 m sind wieder alle drei zusammen. Gemeinsamer Abstieg in die Dunkelheit der Lhotse-Westflanke - bei Gerlinde fällt die Stirnlampe aus - welches Glück zusammen zu sein!
Stürmisches Patagonien
Von 1. bis 31.12 waren Ralf und Gerlinde in Patagonien. „In Patagonien hatten wir mit dem Wetter leider überhaupt kein Glück. Ganze vier Wochen starker Sturm und oft Regen oder Schneefall. Wir wollten auf den Fitz Roy über die Supercanaleta,....aber der läuft nicht davon. Wir konnten ihn 3 Mal wenigstens kurz sehen, schon ein beeindruckender Koloss.
Der Cerro Torre war immer in dichten Wolken gehüllt, kenne ihn nach wie vor nur von Bildern....:-) "
Ausblick 2007 – Dhaulagiri und K2
Am 12.1. um 20:00 Uhr kommt Gerlinde nach Wien und zeigt im Audimax erstmals ihre Multivisionsshow Unterwegs über 8000 – Highlights einer Profibergsteigerin.
Bereits jetzt laufen die Vorbereitungen für das Frühjahr auf Hochtouren. Gerlinde möchte mit Lucie Orsulova - einer junge Czechin - an den Dhaulagiri (8167 m) gehen. (Sie hat Lucie 2005 am Fuße der Nordwand des Everest kennen gelernt). „Am Dhaulagiri werden wir eine reine Frauenseilschaft sein. Freue mich sehr darauf". Die Route ist noch nicht genau festgelegt. Im Sommer dann hoffentlich wieder nach Pakistan. Gerlinde möchte mit David Göttler (er war 2003 bei der Kantsch Exp. mit dabei), Daniel Bartsch, Ralf den K2, mit 8611 m zweitchöster und schwierigster Berg der Erde, versuchen.
Expeditions- Steckbrief von Gerlinde Kaltenbruuner:
1994 Juni/Juli - Broad Peak Pakistan (Vorgipfel 8027 m )
1995 Mai - Muztagh Ata China ( bis 6600 m )
1997 Oktober - Ama Dablam Nepal (6858 m Süd-Westgrat )
1998 April/Mai - Cho Oyu Nepal/Tibet (8201 m )
1999 Juni - Alpamayo Peru (5947 m, Ferrari-Route )
2000 April/Mai - Shisha Panama Tibet (Central Gipfel, 8008 m )
2001 April/Mai - Makalu Nepal (8463 m )
2002 April/Mai - Manaslu Nepal (8163 m )
2003 April/Mai - Kangchendzönga Nepal (bis 7200 m, Nordflanke)
2003 Juni - Nanga Parbat Pakistan (8125 m, Diamirflanke )
2004 April - Xifeng Peak Tibet (7221 m )
2004 Mai - Annapurna I Nepal (8091 m Franzosenroute )
2004 Juli - Gasherbrum I Pakistan (8068 m, Japanercouloir )
2005 Mai - Shisha Pangma Tibet (8013 m, Südwand)
2005 Mai /Juni - Everest Tibet (Abbruch wegen Krankenbergung)
2005 Juni/Juli - Gasherbrum II Pakistan (8035 m, SW-Sporn)
2006 Mai - Kangchendzönga Nepal ( 8587 m Südseite )
2006 Mai - Lhotse ( Abbruch auf 8400 m )
Webtipps:
„Unterwegs über 8000 – Highlights einer Profibergsteigerin“ am 12.1., 20.00 Uhr im Wiener Audimax.
www.gerlindekaltenbrunner.at - die Hompege von Gerlinde
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