Alex im Biwak, Photo: Archiv Alex Huber Alex im Biwak, Photo: Archiv Alex Huber
03 Mai 2006

"Golden Eagle" - Neutour in Patagonien von Alex Huber und Stephan Siegrist

Alex Huber berichtet von der gemeinsam mit Stephan Siegrist im Alpinstil eröffneten Tour am 800 m hohen Südwestpfeiler der , Patagonien.

Am 29. Januar um Mittag stiegen Stephan Siegrist und ich vom Bridwell-Camp (Basislager) zum Campo des los Polacos auf. Am nächsten Morgen um sechs Uhr, pünktlich mit dem ersten Licht, kletterten wir seilfrei über den gestuften Vorbau bis direkt zum Fuß des Südwestpfeilers der Desmochada. Diese von Jim Bridwell erstbestiegene Granitnadel besticht durch ihren markanten Gipfel: Eine 100 Meter lange, wie mit dem Messer abgeschnittene und absolut waagrechte Gipfelschneide.

Um neun Uhr begannen wir mit der Kletterei und erreichten neun Uhr abends das Ende des senkrechten Wandteiles. Wir fixierten unsere zwei Kletterseile und seilten zurück zum "Eagel’s Nest", einem markanten Felsturm, auf dem es sich hervorragend biwakieren lässt.

Am nächsten Morgen starteten wir nach einer angenehmen Biwaknacht und erreichten mit relativ starkem Wind um elf Uhr den Gipfel der Desmochada. Über die bereits eingerichtete Abseilführe der Amerikaner seilten wir zurück.

18.00 erreichten wir unser Zelt am Campo des los Polacos. Am nächsten Morgen ging es wieder vollbeladen in das Bridwellcamp zurück.

Routenverlauf und Fakten zur Tour

"Golden Eagle" verläuft im unteren, nicht ganz senkrechten Pfeilerabschnitt links der Kante.

Der senkrechte Zentralteil wird dagegen stets knapp rechts der Kante an einem durchgehenden Risssystem durchklettert. Der Rest der Route verläuft über den deutlich flacheren und leichteren Teil auf den Gipfel.

Die Erstbegehung von "Golden Eagle" wurde von uns ohne vorhergehende Erkundung und ohne jegliche Vorbereitung in reinem Alpinstil von Basislager zum Basislager durchgeführt.

Infolge des Neuschneefalls der vorgängigen Tage waren 3 Seillängen im senkrechten Wandteil vereist. Aufgrund dieser Bedingungen wurden in der ersten dieser Seillängen zwei kurze Stellen hakentechnisch geklettert (A1, bei guten Bedingungen duerften die Schwierigkeiten in freier Kletterei den Grad 5.11 wohl nicht überschreiten). Der Rest der Route ging in freier Kletterei, wobei aufgrund der Kälte vor allem die schwierigeren Seillängen mit Ruhen geklettert wurden (a.f., bis 5.11).

Der Zentralteil bietet überwiegend sehr steile Handrisse an kompakten und sehr grobkörnigem Granit (Tape kann durchaus empfehlenswert sein). Im Rest der Route herrscht moderate, nicht allzu steile Wandkletterei vor. Für eine Wiederholung empfehlen wir Camalot Größe 0 bis 4, mittlere Grössen doppelt, und einen kompleten Satz Stopper. Darüber hinaus ist kleines Hakenset durchaus sinnvoll. Außer einem Haken in der 9. Seillänge und einem Keil im darauf folgenden Standplatz befindet sich keinerlei Material in den 25 Seillängen der Route.

Text: Alexander Huber



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