Der Geschmack von Karakorum Eis, oder „während das Eis zu Wasser schmilzt hat man noch immer genug Zeit auf ihm hinaufzuklettern“ (Dodo Kobold)
Wir kamen diesmal zwei Monate früher als üblich ins Karakorum zurück. Am Anfang schneite es und während der Nacht erreichten die Temperaturen Minusgrade, aber nur bei diesen Verhältnissen konnten wir die schwierigen Eisrouten klettern.
40 Stunden am Hainabrakk
Es war der zweite Versuch in dieser Tour. Beim ersten Versuch wurden wir von einer Lawine und von Eisbrocken getroffen. Nach dieser unangenehmen Erfahrung starteten wir diesmal um Mitternacht, um diesem Problemen aus dem Weg zu gehen.
Das Eis hatte sehr gute Verhältnisse, steil, oft 90° und beinhart. Wir kletterten schnell und erreichten nach einer Biwaknacht den Gipfelgrat des Hainabrakk. Wir wollten weiter zum Gipfel, doch wir konnten den steilen Felsturm in 5.375 m Höhe nicht überwinden und so mussten wir über die gleiche Tour wieder absteigen.
Routeninfo:
Hainabrakk ridge, 5.375m (ohne Gipfel)
DOLZAG DIHEDRAL VI/6, 1.000m, 08.-09.06.2006
Erstbegehung: Dodo Kopold, Gabo Cmárik im Alpinstil
Shipton Spire (Nordwand)
Steiles Eis, schneebedeckte Platten und ein langer Grat gespickt mit Schneepilzen, das ist die Nordwand des Shipon, noch immer unbestiegen.
Wir kletterten die ersten 500 m in extrem gefährlichen Gelände. Als Gabo um acht Uhr morgens zum Stand nachkam war er grün-rot angelaufen. Er hatte Sonnenbrand und wir mussten runter.
54 Stunden in der Wand des Uli Biaho
Seit drei Jahren betrachtete ich die Nordwestand des Uli Biaho und suchte nach einer kletterbaren Linie, doch konnte ich bisher keinen sicheren Weg durch die Wand finden. Sie ist steil, hat schwere Eispassagen und einen gefährlichen Gipfelgrat. Bis heute hat sich noch niemand an dieser Wand versucht.
Wir starteten während der Nacht im gefährlichen Couloir und erreichten den Fuß der eigentlichen Eiswand in den Morgenstunden. Wir kletterten die ersten 100 Meter dieser 90° steilen Eiswand und stiegen dann zu unserem Rastplatz auf. Wir hackten eine schmale Stufe in das steile und harte Eis, gerade groß genug um uns hinzusetzten. Die Nacht war kalt und wurde ohne Schlafsäcke langsam zum Horror und zwang uns nach ein paar Stunden Pause zum Weiterklettern.
Die schwersten Meter lagen vor uns. Das Eis klebte nur auf dem Fels. Ich musste noch 10 m vor dem Gipfel einen Stand bauen, das es unmöglich war gleichzeitig auf den Gipfel zu klettern. Der Schneegrat war nicht stabil genug, um zwei Leute zu tragen, ähnlich dem Schneepilz am Cerro Torre. Vom Gipfel seilen wir die ganze Nacht über die Route ab und verwendeten dabei nur Abkalovs.
Routeninfo
Uli Biaho, 6.417m
DRASTISSIMA VI/6 ABO, 2.200m, 21.-23.06.2006
Alpinstil, keine Bohrhaken
Erstbegehung: Dodo Kopold, Gabo Cmárik
Text u. Fotos: Dodo Kobold
Steckbrief DODO KOPOLD
• geboren 1980
• klettert seit 1997
• mehr als 100 Routen im Gebirge (Hohe Tatra, Alpen, Himalaya)
• klettert mit Beal, Petzl, La Sportiva, Marmot team
• Sponsors: Yak&Yeti, Yak Steam
HIMALAYA
2002:
Miyar Valley, Himachal Pradesh, Castle Peak, Erstbegehung im Capsule-Stil, “SHARP KNIFE OF TOLERANCE”, VI 5.12a A3, 550m
2003:
Miyar Valley, Himachal Pradesh, Mount Mahindra, Erstbegehung im Alpinstil, “LAST MINUTE JOURNEY”, ED1, 900, 900m
2004:
Karakorum, Shipton Spire 6000m, erste Wiederholung im Alpinstil, “KHANADAN BUTTRESS”, VI 7+ A1, 1.200m
2005:
Karakorum, Great Trango, Erstbegehung im Alpinstil, “ASSALAM ALAIKUM”, 8 A2 ABO, 90 pitches (more than 3.000m)
2006:
Patagonia, Cerro Torre, 100m below the summit
Karakorum, Hainabrakk 5800m, Erstbegehung im Alpinstil, “DOLZAG DIHEDRAL”, VI/VI ABO, 1000m
Karakorum, Uli Biaho 6417m, Erstbegehung im Alpinstil, “DRASTISSIMA”, VI/VI ABO, 2200m
ALPEN
Grandes Jorasses, “COLTON MC INTYRE var. Alexis”, ED3, 1.200m
Petit Dru, “AMERICAN DIRECT”, 6c, 1.250m, 15 hours
Mont Blanc du Tacul, “GABAROV”, TD+
Les Droites, BON VOYAGE IV/VI M7, ED3, 1000m, Erstbegehung
HOHE TATRA
Erste M7+ in der Slowakei, “VZDUŠNÝ LAD”, 2 Seillängen
solo “RUSSIAN ROULETTE”, M6+, 900m
viele harte Klettertouren im Winter
WETTBEWERBE
Slowakei: Drytooling cup, zweifacher Champion (2003, 2004)
Tschechien: Ice Cimbing Championschip, 3. Platz
SPORTKLETTERN
Bis M10, 8a+, WI 7
Kommentare