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09 Mai 2005

Kilimandscharo (5895m), zwei Schweizer besteigen den Gipfel

Schöner Erlebnisbericht über die Besteigung des der Königs der Afrikanischen Berge auf der Maranga-Route.

Mein Vater Josef und ich (Peter) entschieden uns wieder einmal eine Abenteuerreise zu ma-chen. Der Kilimandscharo schien uns genau das Richtige. Ein Berg der für unsere Verhältnisse sehr hoch, aber trotzdem für unerfahrene Bergsteiger zugänglich ist.

Tag 1: Gate Marangu (1800m) - Mandara-Hütte (2750m)

Unsere Tour begann am 28. März 2005 in Moshi. Im Basecamp werden wir, von unserem Trupp abgeholt werden. Er besteht aus dem Guide Msafiri, dem persönlichen Trä-ger James und weiteren Trägern für die Küche. Wir haben uns für die Maranga-Route und den Anbieter Afromaxx entschieden. Die Route wird auch als Coca-Cola-Route bezeichnet und dauert in unserem Fall fünf Tage. Auf einen zusätzlichen Akklimatisationstag haben wir verzichtet.

Der eigentliche Start der Wanderung liegt beim Marangu-Gate auf 1800m. Hier werden die Formalitäten geklärt und das Eintrittsgeld für den National Park entrichtet. Um die Mittagszeit geht’s los. Der Berg ist bekannt dafür, dass man alle sechs Vegetationszonen begeht, wenn man die Gletscher mitzählt. Wir befinden uns jetzt also im tropischen Teil. Die Pflanzen sind überwältigend, obwohl die Bäume nicht ganz so hoch sind, wie in einem tropischen Regen-wald. Die Tierwelt ist sehr belebt, man ist ständig vom Pfeifen der Vögel umgeben. Wir tref-fen sogar Affen in nächster Nähe an, die sich von Baum zu Baum hangeln. Zu Mittag gibt es typisches afrikanisches Essen, das sehr genießbar ist. Das Schritttempo ist sehr langsam, der Guide bremst uns ständig. Zu diesem Zeitpunkt ist uns noch nicht bewusst, dass das sehr wichtig ist. Es hilft, uns besser an die Höhe anzupassen. Als Schweizer, die Berge ge-wöhnt sind und deshalb ein schnelleres Tempo gehen, wird uns das erst am dritten Tag klar. Der heutige Abschnitt dauert nur etwa 3h, wir kommen also schon etwa um 15.00 an. Wir beziehen unsere Hütte. Die Maranga-Route ist die Einzige, bei der man Hütten antrifft. Um den Nachmittag zu füllen, machen wir einen kurzen Ausflug zum Maundi-Krater. Auf dem Weg dorthin, wandert man durch übermannshohe Gingsterwälder bis man den Kraterrand erreicht. Er ist sehr klein und bewachsen. Hier erblicken wir zum ersten Mal eine freie Aus-sicht auf das Land. Wir befinden uns an einer Vegetationsgrenze, unter uns liegt der Wald und oben befindet sich tropische Savanne, mit niederen Pflanzen.

Das Nachtessen nehmen wir in der grossen Hütte ein und legen uns bald zur Ruh. Da wir uns in Äquatornähe befinden, geht die Sonne bereits um 19.00 unter. Da bleibt uns nichts anderes übrig als sich ein wenig Lecture zu gönnen und langsam schlafen zu gehen.

Tag 2: Mandara-Hütte (2750m) - Horombo Hütte (3718m)

Der Morgen ist etwas frischer, wir staunen aber nicht schlecht, als uns James eine Schüssel warmes Wasser bringt. Sehr luxuriös. Die Tour heute dauert etwas mehr als 5h. Wir gehen um 8.15 langsam los, der Höhenunterschied beträgt immerhin 1000m. Das Wetter ist für die Höhe immer noch sehr warm. Zu erwähnen ist, dass im Moment Regenzeit ist. Wir müssen also immer mit Niederschlägen rechnen. Wie sich später herausstellt, haben wir unglaubli-ches Glück und bekommen keinen einzigen Tropfen ab. Die Vegetation wird immer geringer. Man findet noch höhere Palmen an den Bachläufen. Hier werden die Wasserflaschen wieder aufgefüllt. Leider ist das Wasser nie vollständig klar, es hat mehr einen gelblichen Touch, zum Glück habe ich meine Entkeimungspillen dabei.

Natürlich sind wir nie alleine unterwegs. Wir werden von unseren Guide begleitet und treffen auf Porter, die uns in rassigem Schritt überholen. Als wir in der Hütte ankommen, ist es ziem-lich bedeckt und man geht davon aus, dass es bald regnen wird. Die Wolken zogen überra-schend schnell ab und es wurde wieder angenehm warm. Für uns war es ist ein komisches Gefühl, in Höhe des Jungfraujochs, nur ein T-Shirt zu tragen und dank des langsamen Ge-hens noch gar nichts von der Höhe zu merken.

Die Hütten sind sehr komfortabel, da wegen der Regenzeit wenig los ist, haben wir eine 4er-Hütte für uns alleine. Sie sind sogar mit einer Solarzelle ausgestattet, dass wir sogar genü-gend Licht zum Lesen haben. Die sanitären Anlagen sind sauber, man muss sich halt mit kaltem Wasser begnügen.

Tag 3 Horombo-Hütte (3718m) - Kibo-Hütte (4703m)

Heute folgt wohl der strengste Tag. Ein Marsch bis auf 4700m, ein paar Stunden schlafen, um Mitternacht die Gipfelbesteigung und wieder zurück.

Um 8.20 geht’s los. Das Frühstück war ausgiebig. Gurken, Tomaten mit einem Spiegelei. Die Vegetation wird immer rarer, bis sie sich vollständig auf Gras beschränkt. Nach ein paar Stunden kommen wir bei der letzten Wasserstelle vorbei: „The Last Waterpoint“ Was wir erst später realisieren, dass von diesem Tümpel das gesamte Wasser ins Camp getragen wer-den muss. Das Wasser wird dort bestmöglich gefiltert, damit wir es abfüllen können.

Weitere Stunden später marschieren wir in einer grotesken Mondlandschaft. Es ist trocken und es gibt gar keine Pflanzen mehr. Dafür genießen wir einen traumhaften Blick auf den Mawenzi, ein nicht ganz so hoher Krater dessen Spitzen, markante Schratten hat. Man glaubt eine Wüste zu durchqueren, es ist sehr flach und warm. Ich höre Musik um mich abzulenken und um meine Motivation zu steigern. Als wir das Camp am Fusse des steinigen Kibo-Kraters sehen, machen wir eine Pause. Wir müssen feststellen, dass sich unser Was-servorrat dem Ende neigt. Das ist ein Problem, das meinem Vater nun zum Verhängnis wird. Auf den letzten paar hundert Meter kämpft er mit der Höhe und dem Durst. Er muss immer wieder pausieren und ist dabei sehr froh um seinen selbst geschnitzten Stock. Er fällt immer mehr zurück, so dass ich und der Guide vorgehen. James geht los, um ihm Wasser zu brin-gen. Als rettender Engel nimmt er ihm den Rucksack ab und begleitet ihn. So schafft es Jo-sef erschöpft bis zum Camp. Dort gibt es im Gegensatz zu den anderen Hütten, Zimmer mit 12 Betten. Sie sind so freundlich uns ein ganzes Zimmer zu überlassen, damit er sich erho-len kann.

Nach einem Nickerchen kommt die Energie bald zurück. Es ist ziemlich kalt draussen und es beginnt zu schneien. Man sorgt sich, ob der Gipfel wohl morgen frei sein wird. Morgen ist die Wetterlage am Wichtigsten für die ganze Tour. Zum Glück hört es bald auf zu schneien.

Die Höhe merkt man hier schon sehr stark. Als Test renne ich nur 20m, fühle mich danach wie nach einem 12-Minuten-Lauf.

Nach dem Abendessen, das wir in unserer ganzen Winterausrüstung einnehmen, weil es so kalt ist, folgt das Briefing. Der Guide erklärt uns, dass wir um 24:30 losgehen werden um etwa zum Sonnenaufgang auf dem Uhuru Peak anzukommen. Nach dem Aufstieg werden wir hier zurückkommen und das Frühstück einnehmen, dann weiter bis zur Horombo-Hütte wandern. Das ist nötig, weil wir zu wenig Sauerstoff im Blut haben und deshalb hier nicht schlafen dürfen.

Um 19.00 versuchen wir einzuschlafen, bis wir um Mitternacht geweckt werden.

Tag 4 Kibo-Hütte (4703m) - Uhuru Peak (5895m) - Horombo - Hütte (3718m)

Um Mitternacht gibt es Tee und ein paar Kekse. Ich weiss nicht wirklich, ob ich geschlafen habe. Alle anderen sind schon gegangen, als wir um 00.30 vor die Hütte treten. Der Guide und James begleiten uns, da sie wohl annehmen, dass es vielleicht nicht beide schaffen werden. Es folgt ein kurzes Gebet, in dem man bittet, dass alles gut gehen wird. Es ist zwar nicht Vollmond, aber der Mond scheint doch genügend hell, um den Weg ohne Taschenlam-pe in Angriff zu nehmen. Es ist sehr kalt, ich trage 2 T-Shirts, einen Pullover und eine dicke Daunenjacke. Doch schon bald friere ich an Finger und Füsse. Wir machen nun Schritt für Schritt. Die Schrittlänge ist manchmal keine Fusslänge lang. Die Zeit geht sehr langsam um. Nach einer halben Stunde schaue ich zurück und stelle fest, dass wir erst etwa 500m zu-rückgelegt haben. Die Zeit verstreicht extrem langsam. Der Weg wird nun zum ersten Mal steil. Man geht den Weg über ein Sandhalde im Zick-Zack. Nach 3h erreichen wir dann doch endlich den Hans-Meyer-Stein. Er soll etwa in der Hälfte dieser Halde liegen. Von da an be-kommt mein Vater allerdings immer mehr Probleme mit der Höhe. Er muss nun häufig pau-sieren und sich auf seinem Stock abstützen. Dann geht es ein paar Meter weiter, bis dassel-be erfolgt. In dieser Zeit habe ich die Möglichkeit den Himmel zu beobachten. Er ist total wol-kenlos und die Luft sehr rein. Man kann sehr gut die Milchstrasse erkennen. Der grosse Bär ist auch sichtbar, natürlich an einem ganz anderen Ort. Hinter dem Mawenzi im Tal tobt die Regenzeit.

Mein Vater bekommt kurz vor dem Gilman’s Point zunehmend Probleme. Er muss erbrechen und hat Gleichgewichtsstörungen. Seine Antworten auf meine Fragen sind nicht sehr deut-lich. Über eine Rückkehr wird aber nie diskutiert. Wir erreichen dann um 6.00 den Gilman’s Point mit 2h Verspätung. Die Lebensgeister werden wieder wach gerüttelt, als die Sonne über den Regenwolken aufgeht. Die Gletscher erstrahlen in ihrem schönen Blau. Gerade aus diesem Grund entscheiden wir uns weiterzugehen und noch den letzten Teil zum Uhuru Peak in Angriff zu nehmen. Es führt mit einer nur noch geringen Steigung dem Kraterrand entlang. Wir kommen an Gletschern vorbei und treffen immer wieder auf Leute, die es ge-schafft haben und uns Kraft für den letzten paar Meter wünschen. Die Tafel, die den Punkt symbolisiert, erscheint sehr nahe. Wir sehen sie aber trotzdem dauert der Weg noch 1,5 Stunden. Es ist eine grosse Erleichterung, als wir endlich um 7.40 den höchsten Punkt Afri-kas erreichen. 4 Tage waren wir unterwegs, um dieses Ziel zu erreichen. Wir machen das obligate Gipfelfoto und packen ein wenig Sand als Erinnerung ein. Es gibt einen Gipfeltrunk, dann machen wir uns auf den Rückweg. Es ist bereits hell, aber immer noch kalt. Für mich fühlt es sich wunderbar an, abwärts zu gehen. Sobald wieder eine leichte Steigung kommt, spüre ich die dünne Luft. Auf dem Rückweg sehen wie erst, welche Entfernung wir zurückge-legt haben. Die lange Zick-Zack-Strecke, die man in mehr als 5h mühsam begangen hat, kann man nun in etwas mehr als einer halben Stunde zurücklegen. Es ist mehr ein Herunter-rutschen. Komischerweise beginnen für mich hier die Probleme. Ich hatte doch bis jetzt ü-berhaupt keine Schwierigkeiten. Das mühsame Rutschen im Sand schlägt auf die schwa-chen Beine und die Sonne, die jetzt ziemlich warm scheint, steigt in den Kopf. Ich bin sehr geschwächt als ich in der Kibo-Hütte ankomme und möchte am liebsten einschlafen. Ich ver-suche mich mit dem warmen Tee wach zu halten und mache mir Sorgen, ob ich es bis zur Horombo-Hütte schaffe. Doch wie der Guide prophezeit hat, geht alles leichter, sobald man Höhe verliert. Um 13.40 kommen wir an und ich fühle mich nicht mehr so kaputt. allerdings müde genug um 3h zu schlafen. James weckt uns zum Nachtessen, doch der Hunger ist nicht gross. Wir legen uns früh zu Ruh und schlafen ziemlich genau 12h durch.

Tag 5 Horombo-Hütte (3718m) - Park Gate – Moshi

Gut ausgeruht und total frisch geht es nun talwärts. Eine normale Wanderung durch die be-reits bekannten Vegetationszonen. Wir sind erstaunt, wie weit wir eigentlich gegangen wa-ren. Man kommt wieder beim alten Camp vorbei und dann weiter in den Wald hinein bis zum Ausgangspunkt. Dort erhalten wir unsere Zertifikate, nach dem wir eine Reihe von Formalitä-ten ausgefüllt hatten. Auf festem Papier mit goldenem Rahmen ist lesbar, dass wir den Uhu-ru Peak erreicht haben. Mit dem Bus geht es dann zurück zu unserer Lodge, wo wir uns auf eine angenehme Dusche freuen.

Wir werden uns wohl noch lange an diesen Trip erinnern und bereuen keinesfalls, dass wir uns auf diese anstrengende Tour eingelassen haben.

Text: Rüthemann Peter

Die Tour wurde durchgeführt mit: BC AFROMAXX LDT.

P. O. Box 1962

Moshi / Tansania

THB Building / Boma Road

Third Floor, Room 316

Tel: 00255 745 879915

Web: www.afromaxx.com Email: [email protected]

Alle Routen auf den Kilimandscharo: Kilimandscharo (5895m), der "König der Afrikanischen Berge"

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