"Fix-rope" gesichert geht es durch den Eisbruch. "Fix-rope" gesichert geht es durch den Eisbruch.
21 März 2006

Mount Everest Expedition von Laserer-Alpin

Zweite Mount Everest Expedition von Laserer-Alpin - Einleitung zum Cybercast (wir werden online laufend Berichten)

Es ist wieder soweit - am 23. 3. 06 startet die 2. Mount Everest Expedition von Laserer alpin von der nepalesischen Seite aus.

Diese Expedition wird wieder in Zusammenarbeit mit meinem Freund Eric Simonson von International Mountainguides organisiert. Wie bei praktisch allen viel besuchten Bergen der Welt haben sich selbstverständlich auch beim Mount Everest bestimmte Logistik Veranstalter mit unterschiedlichen Qualitätsstufen etabliert.

Unser Team umfasst 16 Bergsteiger und 25 Sherpas. Damit sind wir wiederum eines der größten und stärksten Teams am Berg. Wie im Vorjahr werde ich mit Dave Hahn, aus Taos New Mexiko gemeinsam am Berg als Coach und Führer unterwegs sein. Heuer begleitet uns noch Justin Merle, Basecamp Manager ist wieder Mark Tucker, der schon im Vorjahr eine große Übersicht und Organisationstalent bewiesen hat.

Dave Hahn, Taos, New Mexico. Mit 6 Besteigungen am Everest ist Dave eine lebende Legende, was Bergführen am Everest betrifft. Er war maßgeblich an der Auffindung von Georg Mallory an der Everest Nordseite beteiligt, er filmte Conrad Anker bei der ersten dokumentierten freien Besteigung des 2nd Stepps an der Nordroute des Everest. Mit 23 Besteigungen hält Dave Hahn auch mit Abstand den Rekord an Besteigungen des Mt. Vinson.

Walter Laserer, 44 staatl. Gepr. Berg- u. Schiführer, allgem. Beeideter Sachverständiger für Alpinistik u. alpinen Schilauf, Gründer von Laserer-alpin.at

Bietet seit etwa 5 Jahren die Besteigung der 7 Summits im deutschsprachigen Raum an. In meiner 23 jährigen Laufbahn als Profibergführer konnte ich rund 55 Expeditionen und Bergfahrten leiten.

Darunter 7 Mt. Mc Kinley Expeditionen (davon 1 mal im Winter), 2 Mt. Vinsonexpeditionen, 5 Elbrusbesteigungen (darunter West und Ostgipfel), 4 Aconcaguaexpeditionen, etwa 9 Killimandscharobesteigungen,

2 Expeditionen auf die Carstenspyramide in Neu Guinea, und eine Everestexpedition im Frühjahr 2005

Teilnehmer aus Deutschland:

Karl Flock: 53, Orthopäde aus Weilheim, verheiratet und Vater von 3 Kindern. Mit Touren in den Westalpen, Afrika, Antarktis und in den Anden Südamerikas hat Karl eine langjährige Entwicklung zu einem kompletten und selbständigen Bergsteiger hinter sich.

Teilnehmer aus der Schweiz:

Markus Büel: 57, Zahnarzt aus Luzern, verheiratet und Vater von 5 Kindern. Markus ist praktisch ständig in den Bergen der Westalpen unterwegs. Er konnte bereits sehr viel Expeditionserfahrung weltweit sammeln. Neben Expeditionen in den Bergen Afrikas, der Antarktis, Südamerikas und Butans, befuhr er mit der gesamten Familie den Yukon vom Ursprung bis ins Polarmeer mit dem Kanu.

Teilnehmer aus anderen Ländern:

Paul Adler

Fiona Adler

Jean Francois Carrey

Dennis Kellner

Bud Allen

John Turner

Sophia Danenberg

Jack Gerstein

James Gagne

Dan Griffith

Brenda Walsh

In diesem Zusammenhang möchte ich noch anfügen, dass man als Bergführer an Bergen wie etwa dem Mount Everest selbstverständlich ein völlig anderes Bild vom “Führen” eines Gastes hat. Hier kommt es hauptsächlich darauf an, den Gast zum Berg zu Führen. Und das in vielerlei Hinsicht. Vor allem in Form von oft jahrelangen Vorbereitungstouren und in Form von einer möglichst perfekten Logistik am Berg. Bei Bergen von solch einer Dimension wie am Everest muss der “Gast” selbstverständlich ein sehr, sehr hohes Maß an Eigenkönnen und auch Eigenverantwortung mitbringen. Dem Führer ist es vorbehalten die zu erwartenden Probleme zu erkennen und den Gast möglichst vorbeugend auf alle Eventualitäten vor zu bereiten.

Geplant ist am 23. März nach Lukla zu fliegen und dann gemächlich in ca. 10 Tagen ins Basislager zu wandern. Nach einigen Tagen Akklimatisation werden wir den Island Peak besteigen. Ziel dieser Vorbereitungstour ist es, die Zahl der Durchquerungen des gefährlichen Khumbu Eisbruchs möglichst gering zu halten. Nach einigen “roundtrips” zur Akklimatisierung sollten wir Anfang Mai vom Akklimatisierungsstand her “gipfelreif” sein. So haben wir den gesamten Mai in aller Ruhe Zeit für eine Besteigung

Alle Vorbereitungen sind zur vollsten Zufriedenheit aller unter Dach und Fach. Die letzten drei Wochen verbrachte ich noch beim Schi Plus in Chamonix und konnte mich so in der Höhenlage noch optimal auf unsere diesjährig Everest Expedition Vorbereiten.

Als bestes Training hat sich in den letzten Jahren das Begehen von nächtlichen Monsterschitouren über ca. 2000 Hm erwiesen. Dabei geht es nicht darum eine “gute” Zeit hin zu legen, sondern besonders die Konzentration bei totaler Übermüdung und Kälte in der Dunkelheit zu trainieren. Unsere Paradetrainingsstrecke dafür ist dabei das Breithorn von Zermatt aus.

Auch heuer wird es im Basislager auf der nepalesischen Seit das kleine Hospital mit belgischen Ärzten von der Himalaja Stiftung geben. Bereits im Vorjahr hatte sich diese Einrichtung beim großen Lawinenunglück im Camp 1 bestens bewähren können.

Die letzten Vorbereitungen laufen jetzt auf Hochtouren. Die ersten Lasten sind schon in Richtung Basislager unterwegs. Der Platz für unser heuriges Basislager konnte schon von einem Voraustrupp der Sherpas hergerichtet werden. Auch habe ich die Computer und Satelliten Konstellationen bereits von Chamonix aus getestet und alles ist zur vollsten Zufriedenheit verlaufen. So steht einem regelmäßigen Bericht im Cybercast auf bergsteigen.at nichts mehr im Wege.

Wir freuen uns schon sehr auf diese große Abenteuer in den großen Bergen des Himalaja.

Einige Worte zu den zu erwartenden kritischen Stimmen:

In Zeiten wie diesen ziehen Superlative wie besonders herausragende Berge immer mehr die Menschen an. Sei es jetzt der “schönste” Berg, wie etwa der Alpamajo, oder das Matterhorn (etwa 150 Bergsteiger pro Tag), oder der höchste Berg der Alpen wie der Mt. Blank (etwa 300 Bergsteiger pro Tag), oder eben selbstverständlich der höchste Berg der Welt, eben der Mt. Everest.

Mit etwa 150 Bergsteigern und rund 200 Sherpas pro Jahr hält sich die Anzahl der Menschen beim Mt. Everest auf der Südseite eigentlich in ziemlich bescheidenen Grenzen. Wenn ich dem etwa die Zahl der rund 4000 Menschen gegenüber stelle, die jedes Jahr den Aconcagua besteigen wollen, oder die etwa 800 Menschen am Mt Mckinley. Von den ca. 10 000 Menschen am Killimandscharo will ich gar nicht sprechen.

Natürlich entstehen durch derartige Ansammlungen von Menschen auch entsprechende Probleme am Berg. Gerade am Mt. Everest haben die örtlichen Behörden aber doch versucht diese Probleme durch entsprechende Gegenmaßnahmen in den Griff zu bekommen.

So müssen schon seit einigen Jahren alle Expeditionen eine Müllkaution in der Höhe von 5000 US$ bezahlen. Bringt man nicht genug Müll vom Berg mit, so hat man Probleme dieses Geld wieder zu bekommen.

Seit einigen Jahren schon befinden sich im Basislager eigene Latrinen, die von speziellen Trägern in regelmäßigen Rhythmus ausgeleert werden.

Die Zahl der Expeditionen versuchte man in den letzten Jahren durch immer höhere Permit Gebühren zu reglementieren. Dies führte allerdings wiederum zu der “Everest Besonderheit”, dass viele Bergsteiger verzweifelt Sponsoren suchen. Um dieses Ziel zu erreichen denken sich viele Bergsteiger die obskursten “ich bin der Erste” Ziele aus. Der erste mit geschnittenen Zehennägeln am Gipfel, oder ähnliches.

Viele Kritiker finden es “erbärmlich”, dass der Mt. Everest mit Fixseilen entschärft wird, oder dass nur durch das “Ausnützen” der Sherpas als Träger für viele Bergsteiger eine Besteigung möglich wird.

Dem möchte ich folgendes entgegenhalten: Wenn wir es als völlig legitim finden, dass Berge wie der Dachstein, das Matterhorn, der Dent du Geant, der Eiger über den Mitteleggi Grat u.v.m. ständig mit Fixseilen entschärft werden, dass in den Alpen ganze Täler vom Tourismus an den entsprechenden herausragenden Bergen leben, so finde ich es einfach unfair, der Bevölkerung eines der ärmsten Länder der Erde dieses gleiche Recht einfach ab zu streiten.

Viele Kritiker übersehen, dass die gesamte Solu Khumbu Region selbstverständlich praktisch nur von Bergsteigern am Mt. Everest und dem Wanderern in dieser Region lebt.

Verhaltensmuster die wir in den Alpen schon seit Jahrhunderten als gang und gäbe hinnehmen, den Sherpas aber absprechen wollen, das finde ich einfach nicht angebracht.

Wenn jemand also fordert, dass etwa am Everest keine Fixseile vorhanden sein sollten, so sollte er konsequenter weise vor seiner Haustüre in den Alpen mit dem Abbau von Fixseilen beginnen.

Eine weitere ständig geführte Diskussion ist jene von Besteigungen mit Sauerstoff oder ohne. Namhafte Bergsteiger finden in der Verwendung von Sauerstoff eine ähnliche Sicherheitssteigerung, wie etwa beim Klettern durch die Verwendung eines Bergseiles.

Kein Mensch, der ohne Seil klettert, käme auf die Idee, jene Bergsteiger die aus Sicherheitsbewusstsein mit Seil klettern, zu beschimpfen oder als “keine richtigen Bergsteiger” zu verunglimpfen.

So lange Bergsteiger, die mit Sauerstoff auf einen hohen Berg steigen, keinem anderen ein Leid zu fügen, finde ich keinen Grund sie des wegen zu diskriminieren. In den Bergen sollte immer noch jeder die Freiheit haben, auf einen Berg zu steigen wie er es eben will, sei es jetzt mit Seil oder ohne, ebenso wie mit oder ohne Sauerstoff.

Kein free solo Kletterer hat bis dato etwa gefordert, dass in Arco die Verwendung eines Kletterseiles verboten gehört, da dort so viele Kletterer unterwegs sind. Nur so könnte die Zahl der Kletterer in diesem Überlaufenen Gebiet verringert werden.

Übrigens, praktisch alle Bergsteiger, die in den letzten Jahren den Everest ohne Sauerstoff bestiegen haben und danach so auf alle “normalen” Besteiger geschimpft haben, verwendeten selbstverständlich die von den verantwortungsbewussten Bergführern und Sherpas gelegten Fixseile. Das dieses Verlegen von oft über hunderte Meter reichenden Seilen eine Menge Substanz, Kraft und auch Geld kostet, erwähnen solche Schmarotzer mit keinem Wort. Dafür wird aber munter auf die Bergführer und ihre zahlenden Gäste drauf los geschimpft.

Ein weiteres Argument, dass immer wieder bei solchen “Everest Diskussionen” auftaucht, ist jenes, das Bergführer aus reiner Geldgier Gäste auf Berge schleppen, wo diese von ihrem Können her nichts verloren haben. Dem möchte ich entgegenhalten, dass es praktisch unmöglich ist, einen Menschen auch nur auf einen 5000 m hohen Berg hinauf zu tragen, geschweige den auf einen hohen 8000er. Wir Bergführer leben in einem hohen Maße von unserem Image und unserem Ruf. Sollte ein Führer aus reiner Geldgier einen “unfähigen” Gast auf eine Expedition mitnehmen, so würde er im Zeitalter von Internet und Satellitentelefon wohl im Jahr darauf keinen einzigen Gast mehr haben.

Sehr häufig wird argumentiert, dass Bergsteiger mit viel Geld sich den Berg eben kaufen möchten. Bei dieser Argumentation wird unterstellt, dass Geld ein Maßstab dafür sei, ob jemand ein guter Bergsteiger sei oder nicht. Also Leute mit viel Geld automatisch schlechte Bergsteiger sind und umgekehrt, jemand mit wenig Geld ist automatisch ein guter Bergsteiger. Dass diese Argumentation blanker Unsinn ist, beweist etwa Reinhold Messner himself, er ist sicherlich nicht gerade einer der ärmsten Menschen. Außerdem wird man schwerlich behaupten können, dass Menschen mit weniger Geld die besseren Bergsteiger seien.

Webtipp: Laserer Alpin



Kommentare

Neuer Kommentar
Zum Verfassen von Kommentaren bitte anmelden oder registrieren.