Auf dem Gipfel der Guillaumet im Hintergrund das gigantische Chilenische Inlandeis Auf dem Gipfel der Guillaumet im Hintergrund das gigantische Chilenische Inlandeis
05 März 2012

Patagonien - semi extrem

3 Gipfel in 2 Wochen - riesen Wetterglück für zwei Allround-Alpinisten

Ein überdurchschnittlich schöner Dezember ermöglichte den beiden Österreichern Fabian Ömmer und Mathias Eisner den Fitz Roy über die Supercanaleta, die Aguja Poincenot und Aguja Guillaumet.

Supercanaleta - Fitz Roy

Anfang Dezember kamen wir in El Chaltén, dem „alpinen Klettermekka“ Südamerikas an. Bereits 3 Tage später brachen wir Richtung Piedra del Fraile auf. Nach 7-stündigem Zustieg erreichten wir ziemlich ermüdet den Biwakplatz auf ein paar Granitblöcken, direkt unter der Supercanaleta.

Nach einer kurzen Nacht starteten wir um 01:45. Die ersten 1000 HM war leichte Solo-Eiskletterei zwischen 40-80°. Pünktlich zum ersten Tageslicht, so gegen 04:30 standen wir vor dem markanten Block, wo die Hauptschwierigkeiten begannen.

Wir kletterten teilweise im senkrechten Eis oder auch mixed bis zum fünften Schwierigkeitsgrad rechts an diesem Block vorbei. Eine Traverse brachte uns in Mixedgelände und nach 15 Seillängen auf den Grat und kurz danach an den Fuß des zweiten Turmes. Risskletterei im 5. und 6. Grad mit Steigeisen zerrte an unseren Kräften.

Nach 22 Seillängen standen wir in der von unten schon weit sichtbaren Scharte, wo wir unser Equipment deponierten. Nach 40 minütiger unschwieriger Blockkletterei standen wir um ca. 16 Uhr Ortszeit nach 14-stündiger Non-Stop-Kletterei überglücklich auf dem 3440m hohen Fitz Roy. Der berühmte Nachbar Cerro Torre und das gigantische Inlandeis dahinter waren sehr beeindruckend. Sechs Stunden später erreichten wir noch beim letzten Tageslicht um 22 Uhr unseren Biwakplatz.

Supercanaleta: 1700m, TD+, 85°, M5, 6a+

Whillians-Cochrane - Aguja Poincenot

Den Luxus von El Chaltén genossen wir nur 4 Tage, bevor das nächste Schönwetterfenster vor der Türe stand. Am 7. Dezember hatten wir einen 6-stündigen Marsch auf den Paso Superior. Eine Schneehöhle bescherte uns eine windstille Nacht.

Wir starteten diesmal so gegen 4 Uhr Früh auf einem Trampelpfad in Richtung Fitz Roy, den wir aber nach ca. 45 Minuten glücklicherweise verlassen mussten. Die vielen Lichter der Stirnlampen in der Normalroute des Fitz Roys, der „Franco-Argentine“, wirkten wie ein Westalpen Viertausender. Wir hingegen querten nach links, den Bergschrund konnten Mathias und ich nur mittels Räuberleiter bezwingen.

Die anschließende ca. 60° steile Eisrampe konnten wir relativ schnell hinter uns bringen. Zwei Mixed-Seillängen führten auf die Südostseite. Nach 10 Seillängen im trockenen Granit erreichten wir den Gipfel der Aguja Poincenot mit 3002m.

Whillians-Cochrane: 700m, D, 70°, M3, 5b

Brenner-Moschioni - Aguja Guillaumet

Sechs Tage später brachen wir abermals vom Paso Superior auf, diesmal mit dem Ziel Aguja Guillaumet. Kurz der „Autobahn“ folgend, bevor wir unter den Ostwänden des Fitz Roys, Mermoz und Guillaumet, zum Nordgrat querten. Mathias wechselte auf Kletterschuhe, ich jedoch hatte keine dabei. Der Grat entwickelte sich zu traumhafter Risskletterei bis zum 7. Grad, obwohl es für mich mit den schweren Bergschuhen nicht wirklich ein Genuss war.

Nach einigen schwereren Seillängen gelangten wir wieder auf den Grat, den wir am laufenden Seil begingen. Das Gipfelschneefeld stapften wir in 10 Minuten hoch und nach insgesamt 6,5 Stunden standen wir am Gipfel. Der Fitz Roy schien zum Greifen nahe. Da es absolut windstill war, verbrachten wir über eine halbe Stunde am höchsten Punkt auf 2579 m. Der Abstieg ging sehr schnell, da wir über das Eiscouloir „Guillot“ abseilen konnten.

Brenner-Moschioni: 400m, TD-, 60°, 6a+

„Für mich kaum zu glauben, dass ich bei meinem ersten Patagonien-Aufenthalt so große Routen realisieren konnte.“

Text: Fabian Ömmer; Fotos: Fabian Ömmer & Mathias Eisner



Kommentare

Neuer Kommentar
Zum Verfassen von Kommentaren bitte anmelden oder registrieren.