Skiabfahrt vom Lhakpa Ri (7045 m) in Tibet
Nach einer verpatzten Saison mit einem Bergunfall der zwei Knieoperationen zur Folge hatte, beschlossen wir im heurigen Frühjahr auf eine ruhige griechische Insel zu fahren, um über unser nächstes Bergziel nachzudenken. Wir, das sind zwei berg- und skibegeisterte Studenten (28 und 24 Jahre) aus Rinn in Tirol.
In einer kleinen, einsamen Bucht in Karpathos bei einem kühlen Mythos Bier legten wir die Parameter für die Reise fest: Über 7000 m hoch, die Ski wollen wir unbedingt dabei haben und weil wir Nepal lieben muss auch Nepal dabei sein. Die Wahl fiel dann auf den technisch relativ einfachen aber 7045 m hohen Lhakpa Ri im Süden Tibets direkt gegenüber vom Everest. „Lhakpa Ri“ bedeutet „Mittwochsgipfel“ und wie es das Schicksal wollte standen wir (unbeabsichtigt) an einem Mittwoch am Gipfel.
Doch zunächst zur Planung. Die Permit, das Gruppenvisum für Tibet, den Transport von Nepal nach Tibet sowie einen nepalesischen Koch für das Basislager organisierte unsere bewährte Agentur „Iceland Trekking and Expedition“ in Katmandu. Für einen Koch entschieden wir uns deshalb, weil man ein Gruppenvisum für Tibet erst ab einer Gruppengröße von drei Personen bekommt. Einzelvisum für Tibet gibt es nicht und unser Dritter Mann ist wegen geschäftlicher Verpflichtungen ausgefallen. Am Berg wollten wir natürlich alleine (ohne Sherpas) agieren.
$Akklimatisierung unter Cho Oyu und Everest$
Zur Akklimatisierung machten wir eine gemütliche Trekkingtour zum Cho Oyu Basecamp am Fuße seiner berüchtigten Südwand im Gokyotal in Nepal. Danach fuhren wir am Landweg von Katmandu nach Tibet. Vom Chinesische Fahrerlager des Mount Everest auf 5200 m Höhe ging es über zwei Zwischenlager in unser letztes Hochlager auf 6350 m, das zugleich das Advanced Basecamp der Everest Nordroute darstellt.
Von hier aus starteten wir um ein Uhr nachts, zunächst die Ski tragend durch den Eisbruch, dann mit Fellen bis zu den ersten Steilaufschwüngen und den großen Rest wieder die Ski tragend und trotz frischer Spur vom Vortag sehr anstrengend durch tiefen Neuschnee stapfend Richtung Gipfel. Nach bangen Momenten im Gipfelhang (Setzungsgeräusche und Risse in der Scheedecke, 45° steil) erreichten wir den Gipfelgrat und nach zwei Vorgipfeln standen wir bei wunderschönem, windstillem Wetter alleine auf dem Hauptgipfel des „Mittwochsberges“. Es war Mittwoch, der 28. September.
"Surfen" auf Pulver, Bruchharsch, Eis und Firn
Nachdem wir uns am Gipfel „ausgetobt“ hatten schnallten wir uns wegen der Lawinengefahr erst etwa 50 Höhenmeter unterhalb des Gipfels die Ski an und surften auf Pulver, Bruchharsch, Eis und Firn ins Lager zurück. Vor dieser Kulisse (man ist hier von nicht weniger als sechs Achttausendern umgeben) ein wahrhaft beglückendes Gefühl! Nach einem Rasttag (wir waren beide leicht Schneeblind) stiegen wir ins Fahrerlager ab. Von dort fuhren wir mit dem Jeep nach Lhasa, wo wir noch eine erholsame Woche verbrachten und bei reichlich „Lhasa Beer“ den Erfolg feierten und neue Pläne schmiedeten…
Text und Fotos: Lukas Furtenbach & Evelyn Holzer; Rinn, Tirol
Mit freundlicher Unterstützung von:
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