Am Gipfel des Parinacota 6.330m Am Gipfel des Parinacota 6.330m
06 August 2006

Skicordillera 2006 - the sacred mountains of Bolivia

Die abenteuerliche Besteigung und Abfahrt von den bedeutendsten Gipfeln in der Cordillera Occidental und Erstbesteigungen / Erstabfahrten im Land er Lamas und Kondore..

Bolivien

Bolivien, das Land der Lamas, der Kondore und der geheimnisvollen Legenden….Gipfel, die beinahe den Himmel berühren, raue Wildnis und ein großer Unterschied zwischen unserer und einer anderen Welt, wo die Zeit schon längst stehen geblieben ist. Nach zwei Jahren kehren wir nach Süd-Amerika zurück um einige interessante Gipfel mit Skiern zu besteigen.

Es ist Dienstag der 18.05.2006, 02 Uhr früh. Schlaftrunken krieche ich aus meinem Schlafsack in die kalte Nacht. Miro, Martin, Miso und Juraj sind ebenfalls schon wach und haben die Gaskocher bereits gestartet. Wir befinden uns im Highcamp des Parinacotas. Einer der drei über 6000m hohen Vulkanen im Sajama Nationalpark.

Vor ein paar Tagen sind wir in La Paz angekommen. Nachdem wir die ersten Tage mit einkaufen und organisatorischen Angelegenheiten verbrachten, sind wir am 15.05. in den Sajama Nationalpark gefahren. Außer hohe Berge und viele, viele Lamas gibt es hier nicht viel. Mit im Gepäck haben wir unsere Skier. Unser Plan ist einige der interessantesten Gipfeln mit Skiern abzufahren.

Parinacotas 6.330 m

Zurück zum Parinacota: Um 3 Uhr starten wir nach einem Schluck Tee und ein paar Bissen Brot in die Nacht. Bis zum Gipfel sind es ca. 1000 HM. Es ist eisig kalt und der Wind brennt auf unserer Haut. Erst um ca. 7 Uhr früh leuchteten die ersten Sonnenstrahlen in die endlos erscheinenden Firnfelder des Vulkans. Doch wir kommen gut voran und so stehe ich mit Martin um ca. 10 Uhr am Gipfel des 6.330 m hohen Parinacotas. Der Rest des Teams folgte kurz danach.

Vor uns öffnete sich ein 200m tiefer Krater, unsere Blicke schweiften über das riesige Altiplano hinüber zum Sajama (6.542m), den höchsten Gipfel von Bolivien.

Gegen Mittag war es an der Zeit unsere Skier anzuschnallen und uns für die lange und steile Abfahrt vorzubereiten. Schon beim Schuhe enger schnallen stieg der Puls rapide an, ganz zu schweigen von den ersten Schwüngen. Mit einer gemütlichen Abfahrt in den Alpen bei 20 cm Pulver hatte das nicht viel gemeinsam - da waren wir uns schnell einig. Alle 200 m mussten wir rasten - genügend Zeit für Martin mit der Handycam ein paar gute shoots zu machen.

Nach 3 Stunden Abfahrt kamen wir wieder im Hochlager an. Müde aber überglücklich verkrochen wir uns in unsere Schlafsäcke und ließen die vergangenen Stunden noch mal Revue passieren.

Sajama 6.542m - der höchste Berg Boliviens

Nach einem Rasttag in der kleinen Ortschaft Sajama brachen wir am 22.05.2006 Richtung Basecamp von Sajama auf. Der gut bekannte südamerikanische Durchfall hat sich in die Gruppe eingeschlichen und so war der Aufstieg durch einige "Unterbrechungen" gekennzeichnet. Erstaunlicherweise oder besser gesagt glücklicherweise dauerte es nicht länger als einen Tag und so konnten wir am Folgetag schon problemlos ins Hochlager aufsteigen.

24.05.2006: Schlafsack auf, Zelt auf und los gehts... Leider funktioniert das nicht immer so wie man sich das vorstellt. Das Verlassen des superwarmen Carinthia- Schlafsackes war wie immer eine Qual und man gewöhnt sich nur ungern daran. Der Aufstieg führte über Firnfelder hinauf ins Hochlager 2, das wir uns erspart haben. Von dort weiter zur Schlüsselstelle - eine ca. 50 Grad steile Firnwand, die uns jedoch keinerlei Probleme machte. Von dort über steile, nie enden wollende Aufschwünge bis zum Gipfel, den wir zu Mittag geschlossen erreichten. Handshake, Umarmungen und ein paar Bilder später machten wir uns wieder zur Abfahrt bereit. Die Oberschenkel brannten wie Feuer als wir nach ca. 3 Stunden wieder das Highcamp erreichten. Noch am selben Tag kehrten wir bis ins Dorf Sajama zurück, dh. noch ca. 6-8 Stunden Fussmarsch lagen vor uns.

Cordillera Apolobamba - irgendwo im nirgendwo

Nach einer 12 stündigen Busfahrt erreichten wir das kleine Dorf Pelechuco auf 3600m. Hier endete die Schotterpiste endgültig - weiter geht es nur mehr zu Fuß. Die Cordillera Apalobamba liegt ca. 250km nördlich von La Paz und ist selbst unter Bergsteigern weitgehend unbekannt - zu unrecht!

Schon am nächsten Tag errichteten wir auf 4.700 m unser Basislager. Wir waren umringt von 5000ern - Einer schöner wie der Andere!

Es wurde gerade hell, als wir am folgenden Morgen den Gletscher erreichten. Nun mussten wir uns entscheiden, welche Richtung wir einschlagen. Miro, Juraj und Rasto entschieden sich für links. Martin, Miso und ich für rechts. Für beide Teams eine gute Entscheidung. Das Team um Miro erreichte am frühen Nachmittag den 5580m hohen Ascarani, Martin, Miso und ich standen noch am Vormittag am 5350m hohen Piko Pitschkin und ein paar Stunden darauf am 5740m hohen Piko Ski Cordillera. Mehr als zufrieden kehrten wir wieder ins Basislager zurück. Am nächsten Tag war erstmal relaxen angesagt. Waschen, Schach spielen, schlafen, Tagebuch schreiben, Gold schürfen....Hauptsache nicht anstrengend. Leider verschlechterte sich das Wetter zunehmends und die von den Einheimischen vorhergesagt Schlechtwetterperiode Ende Mai wurde leider Wirklichkeit. In der Nacht setzte Regen und Schnee ein und unsere Chancen auf einen weiteren Gipfel in dieser Region wurden immer geringer.

Wir wollten zumindest noch etwas abwarten und verbrachten den folgenden Tag mit Eisklettern. Mit leichten Rucksäcken stiegen wir zu einem Gletscherbruch auf, setzten ein paar Eisschrauben und schon war ein perfekter "Trainingsparcour" eingerichtet. Doch auch die kommenden Tage versprachen keine Wetterbesserung und so traten wir den Rückmarsch nach Pelechuco an.

Illimani - Skiabfahrt vom Sitz der Götter

Aufgrund des Schlechtwetters in der Apolobamba hatten wir noch ein paar Tage Zeit und so entschieden wir uns noch einen weiteren 6000er zu versuchen. Illimani: schön, mächtig, hoch und der heiligste Berge Boliviens. Nach 2 Tagen in La Paz fuhren wir in das Dorf Estancia Una. Noch am selben Tag errichteten wir auf 4550m das Basislager. Die Anstrengungen der vergangenen Wochen machten sich schön langsam bemerkbar. Eingefallene Wangen, die Hosen immer weiter und die Oberschenkel immer müder - aber noch einmal wollten wir es wissen. Eine fünffache Portion Milupa Babybrei, ein Jägertopf mit Nudeln, Speck von Misos Opa und als Nachspeise ein Snickers. Klingt nach einem ausgiebigen Mittagessen - war es aber nicht. Das war unser "Frühstücksbuffet" für Gipfeltage und es zeigte Wirkung. Als wir das Hochlager "Nido de Condores" (Nest des Kondors) verliesen, fühlten wir uns alle stark und waren voller Zuversicht.

Und auch Illimani öffnete seine Tore für uns und so erreichten wir um die Mittagszeit den Gipfel - wir durften den Sitz der Götter betreten!

Die Abfahrt von Illimani war sehr anspruchsvoll. Gletscherspalten und Eis machten es zu einem ernsten Unternehmen, dass nochmals höchste Konzentration forderte. Zum letzten Mal brachten wir die Kanten unserer Fischer-Ski zum glühen und schon am Abend waren wir wieder zurück in Estancia Una.

Es war vorbei und wir hatten unsere Ziele erreicht - ja sogar übertroffen. Mit 3 6000ern und 3 5000ern kehrten wir überglücklich nach Österreich und in die Slowakei zurück. Geblieben sind traumhafte Erinnerungen, wichtige Erfahrungen und super Freundschaften!

Herwig + Ski Cordillera Team 2006

www.skicordillera.expedition.sk

Sponsoren des Ski-Cordillera Teams:

Fischer Ski

TrekSport

Carinthia Sleeping Bags

Komperdell

Elcon

Buff

Allianz

Sport Freizeit

Duracell

Expedition.sk

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