Zwei Filme zeigen Adam Ondras pragmatischen Umgang mit dem Problem der Seilreibung beim High-End-Sportklettern
Jeder kennt das leidige Problem mit der Seilreibung in langen Routen.
Seilreibung und ein sich daraus ergebender Seilzug entstehen insbesondere in langen Seillängen, wenn diese nicht gerade verlaufen, oder durch schlecht gesetzte Bohrhaken, wodurch sich Knicke im Seilverlauf bilden. Auch ein über Kanten verlaufendes Seil beeinflusst die Seilreibung negativ. Zuletzt ist dann da auch noch das Eigengewicht des Seiles, das mit jedem ausgegebenen Meter zunimmt.
Die (Auf-)Lösung für eine zu hohe Seilreibung liegt in der
- Richtigen Seilführung
- Verlängerung der Express-Schlingen und dem
- Einsatz der Halbseiltechnik
Die Halbseiltechik wird insbesondere beim Alpinen- und Trad-Klettern, wo größtenteils oder nur mit mobilen Sicherungsmitteln, wie Friends und Klemmkeilen gesichert wird, angewendet, da bei der Halbseiltechnik auch die Sicherungspunkte im Falle eines Sturzes noch so stark belastet werden, wie mit einem Einfachseil.
Doch wie sieht das beim High-End Sportklettern aus? Der beste Sportkletterer der Welt, Adam Ondra, steht bei seinen oft ultralangen und überhängenden Touren oft vor dem Problem und hat unterschiedliche, pragmatische Zugänge:
Seil nachziehen
Im nachfolgenden Film sichert sich Adam in einer seiner jüngsten Ersbegehungen, eine Kombi aus "Underground" und "Pure Dreaming" (9a+) beim Seil-Nachziehen dadurch, dass der eine lange Expressschlinge in den Gurt hängt. Dann wird das Sicherungsseil unten ausgehängt und Adam zieht mit einer Hand das Seil solange nach, bis dieses wieder den Boden erreicht. Seine Sicherungspartnerin geht zu diesem Seilstrang und hängt ihn wieder ins Sicherungsgerät ein. Aus einer xten Expressschlinge wird also die erste und von dieser aus kann wieder ohne Seillreibung geklettert werden.
Sicherheitsprobleme: Er ist nur an einem in ein Dach gesetzten Bolt und mit einem Schnappkarabiner gesichert. Beim zweiten Umhängen vor dem wieder Losklettern ist er dann entweder kurz nicht gesichert, oder es besteht die Gefahr, dass sich das Kletterseil beim Aushängen aus dem Gurt auch aus dem Karabiner aushängt (falls er es, was nicht im Film zu sehen ist, vorher in den Karabiner eingehängt hat). Beim Weiterklettern ist dann anfangs nur eine Express eingehängt.
Verbesserungen: Ideal wären am Umhängepunkt ein verbundener Doppelbolt, zwei Express und ein Schraubkarabiner für den Karabiner mit dem man sich einhängt, um die Fehlerquelle beim Umhängen zu reduzieren
Seil tauschen
In seiner 60 Meter langen 9a Route "Nordic Flower" in Flatanger führt Adam ein zweites Seil mit und wechselt in der Mitte der Route die von unten gesicherten Seile. Diese Methode ist weit sicherer, als das Seil nachzuziehen, hat aber den Nachteil, dass man sich im mitgeführten Seil beim Klettern verhängen könnte. Hier verbleibt als einziges “Sicherheitsproblem“, dass Adam den Wechesel nur an einem Bolt mit einer normalen Express (kein Schraubkarabiner) durchführt und nach dem Seiltausch auch kurzzeitig nur an diesem Bolt gesichert ist.
Es liegt uns natürlich fern, Adam Ondra, der nicht nur super klettert, sondern trotz seines zarten Alters bereits auf knapp 20 Jahre Klettererfahrung zurückblicken kann, zu verbessern. Wir wollen anderen, weniger erfahrenen Kletterern nur die diese Möglichkeiten und die damit verbundenen Chancen und Risiken vermitteln.
Kommentare
AW: Kraxengrat
Super Topo! Danke! Den Einstieg haben wir letztes Wochenende auf Anhieb gefunden. Wir sind auf den Sonneckpfeiler direkt unter dem Sonneck zugelaufen und haben dort die Felsschuppe und die gemalte Sonne schon von Weitem gesehen. Dann sind wir ein paar Meter durch den Schnee in die Rinne hinein und hinauf. Nach dem ersten kurzen Kamin sieht man dann leicht links einen Standplatz und links aufwärts davon weitere Haken.
Kurze Verwirrung kam bei der 5. Seillänge auf, weil dort ein Fixseil nach rechts in die Schuttrinne abbiegt, die Tour aber links am Grat weitergeht, wo auch Haken erkennbar sind. Von da an geht es dann immer den oftmals luftigen, aber immer großgriffigen Grat hinauf. Nach fünfeinhalb Stunden gemütlichem Klettern hatten standen wir fast unmittelbar am Gipfel auf der Wiese.
Die kritischen Stellen sind gut abgesichert und wenn es zu luftig wird, lässt sich meist eine Schlinge legen.
AW: Kraxengrat
Wunderschöne Tour. Wir haben fast länger den Einstieg gesucht als wir auf dem Grat selbst waren... Der Track ist wahrscheinlich gar nicht so falsch, wir haben uns aber von der Angabe Einstieg bei 1930m verleiten lassen und sind viel zu weit oben erst an den Fels gequert. Der Einstieg ist wohl eher auf 1830m. Die Sonne, die die Nachbarroute markiert haben wir nie gefunden. Der Stand nach der 1. SL ist laut meiner Uhr bei 47°33'36.81"N 12°16'53.10"E
Wegfindung auf dem Grat war dann eigentlich ziemlich deutlich, insbesondere im oberen Teil - immer am Grat entlang eben. Die Haken bieten gute Orientierungshilfen.
Wir hatten Seil und Kletterschuhe dabei, haben sie aber nie ausgepackt. Es gibt einige ausgesetzte Stellen, wenn es drauf ankommt war der Fels aber immer solide genug um das unserer Meinung nach vertreten zu können. Ohne zu hetzen haben wir damit ca. 90 Minuten gebraucht.
AW: Kraxengrat
sehr schöne empfehlenswerte alpine Tour für Kletteranfanger, releativ viele Haken und Sanduhren für diese einfache alpine Schwierigkeit, wirklicher Genuss. Ich habe erst vor der zweiten 4er Stelle Kletterschuhe angezogen , ich würde es aber nicht so guten Kletteren (wie ich es bin) empfehlen, dass schon vor der ersten 4er Stelle zu tun. Der Rest ist wie gesagt, nicht schwer, alpine Erfahrung vorausgesetzt. Ich glaube das evt das Missverständniss, Personen ohne alpine Erfahrung geht es evt. wie "abstorz", wahrscheinlich ist gemeint Kletteranfängre aber mit alpiner Erfahrung. Das gilt auch für die Routenfindung, mit alpin Erfahrung, sollte sich die Route erschließen. Ausreichend gute Köpferl, so dass man gut Stand machen kann bzw. Zwischensicherungen legen kann, auch wenn man den Haken nicht findet bzw. man es möchte. Beim Zeitrahmen handelt es sich beim Gesamtpaket eine lange Tour, aber wenn man um ca. 7 Uhr unten am Jägerwirt startet, kann man am späten Nachmittag mit ausreichend Pausen wieder zurück sein.
AW: Kraxengrat
Wir sind die Tour gestern gegangen. Durch den Schnee in den Gratpassagen waren die Querungen deutlich schwieriger als im Sommer. Auch den einen oder anderen Bohrhaken haben wir dadurch nicht gefunden. Unser 35 Meter Einfachseil war für die Tour super geeignet (wenig Seilreibung, wenig Gewicht)
Trotzdem war es eigentlich immer gut möglich mobile Stände mit Bandschlingen aufzubauen (Viele Schlingen mitnehmen).
Bei Seillänge 5 haben sind wir nach der 2er Verschneidung zu weit nach rechts gekommen. Freundlicherweise war an einer guten Stelle eine Dyneema Bandschlinge mit Schraubkarabiner zum Abseilen montiert (Das scheint wohl häufiger zu passieren). Diese haben wir dann auch genutzt.
Alles in allem eine super Tour, die auch noch recht spät im Jahr geht. Der Schnee am Grat macht das Ganze aber dann deutlich spannender. Man kann dadurch manche Passagen nur auf der Südflanke des Grats klettern, obwohl der Weg direkt auf dem Grat oder auf der Nordlflanke im Sommer vorgesehen wäre.
AW: Kraxengrat
Durchaus lohnende und vernünftig abgesicherte Unternehmung, mit einigen sehr schönen Seillängen in gutem Fels. Um diese miteinander zu verbinden, muß aber auch ein wenig Schrofengelände und Gehpassagen in Kauf genommen werden. Das ist es aber allemal wert.
AW: Kraxengrat
Servus Axel,
danke für die Überarbeitung des Topos. Es ist sehr genau, enthält viele Details und zusammen mit ein wenig Gespür sollte die Wegfindung wirklich kein Problem sein.
Schöne Tour im tollen Ambiente.
Vg. Alex.
AW: Kraxengrat
Also wir haben jetzt ein komplett neues Topo (und Fotos) online, ich hoffe damit findet ihr in Zunkft etwas besser den Weg.
AW: Kraxengrat
Kann "abstorz" nur zustimmen.
Wir haben auch 7,5 Stunden gebrauch hauptsächlich wegen Orientierung und fehlender Wechselführung. Die Wegfindung sollte wirklich nicht unterschätzt werden, außerdem waren es bei uns 18 Seillängen aufgrund der Seilreibung bei 60m haben wir Stände verkürzt. Brüchig ist der Fels auch teilweise, am Grat muss selber mit ausreichend Schlingen gesichert werden! Seilfrei würde ich den oberen Grat nicht gehen da zu brüchig und zu riskant!
Ich kenne einige die den Kraxengrat bereits gegangen sind und alle haben gesagt, dass die Route schwierig zu finden ist. Anfängern rate ich ab den Grat ohne erfahrene Kletterer zu gehen.
AW: Kraxengrat
Zeit-Rekord liegt von Jägerwirt bis Jägerwirt bei 2 Stunden und 38 Minuten.
AW: Kraxengrat
mit sohn (12) am laufenden seil geklettert. zeitangaben gehen so in ordnung. die bolts (also mindestens die standplätze) gehen rauf bis auf die wiese - ob es einen allerletzten noch gibt bin ich mir nicht 100%ig sicher ... eher schon.
wirklich eine wunderschöne tour - ein gemütliches erlebnis - danke dem sanierer! sehr gut & durchdacht gemacht!
der bolt auf der "insel" befindet sich ein stück links raus ... falls ihn wieder mal wer sucht :-)
lohnt voll & ganz
AW: Kraxengrat
Wir haben die Tour vorletztes WE, Ende November bei herrlicher Herbstsonne, durchgeführt.
Wir haben die Tour sehr genossen und waren zu unserer eigenen Überraschung recht schnell unterwegs, nämlich mit einer Kletterzeit von etwa 2.5h bei einer Gruppengröße von 6 Personen - einige davon aber sehr erfahren, wovon wir natürlich zusätzlich profitiert haben.
Wer sich im II. und III. Grad im alpinen Gelände auch seilfrei wohl fühlt, wird hier eine herrliche Kaiser-Tour erleben. Gesichert haben wir übrigens bei zwei Seillängen, ansonsten sind wir am gleitenden Seil oder frei gegangen.
Zusätzliche Infos gibts in unserem Bericht:
http://auffi.blogspot.co.at/2014/11/kopfkraxnSOgrat.html
AW: Kraxengrat
Hallo,
ein kleiner Tourbericht für alle Anfänger, die sich durch die Tourbeschreibung zu einer Begehung ermutigt fühlen:
Eine sehr schöne und ausgesetzte Tour, die an manchen Stellen durchaus Moral verlangt. Zum Topo folgende Anmerkungen:
Vom Wasserfall aus rechts hoch bis ihr zum Schotter/Schneefeld gelangt, dieses noch ein gutes Stückchen weiter bergauf bis dann irgendwann links die Sonne erscheint.
Der "BH auf Felsinsel" lies sich von uns nicht finden, am Besten direkt im Umfeld der Felsinsel einen Stand bauen, sonst sprengt ihr die 60m schnell, wenn ihr noch weiter hoch geht.
Danach vom Topo nicht nach rechts abdrängen lassen sondern links den Grad in Augenschein nehmen. Wir haben den Fehler gemacht und uns vom Topo rechts abdrängen lassen, sind dann auf ein übles Geröllfeld geraten und mussten dann über eine brüchige Gras-Fels-Wand Quereinsteigen. Den Spuren nach waren wir nicht die ersten, denen es so ging. Das hat natürlich Zeit gekostet.
A propos Zeit: Gemütlicher Zu- und Abstieg mit kleineren Pausen haben bei uns je 3 Stunden gedauert. In der Route waren wir 7,5 Stunden. Die drei Extra-Stunden sind natürlich der Orientierung geschuldet, den tw. brüchigen Felsen, die man immer auf ihre Standhaftigkeit überprüfen sollte und dass wir keine Wechselführung gemacht haben, weil einer im Team lange Kletterpause hatte. Aufgebochen sind wir am Parkplatz morgens um 6, zurückgekommen um 19:30 Uhr.
Mitnehmen sollte man auf jeden Fall zahlreiche Schlingen, wir hatten 4, das war deutlich zu wenig, viele Passagen sollten gerade bei Anfängern für die Moral öfter abgesichert werden, und zum Standbau werden auch häufig min. 2 Schlingen benötigt. Große Keile schaden auch nicht zum Standbau.
Wasser kann man beim Zustieg an zwei Brunnen und schließlich beim Wasserfall auffüllen, danach nicht mehr.
Der JägerWirt ist sehr freundlich aber ziemlich snobby Athmosphäre, packt euch lieber selber ein Bier und ne Dose Ravioli in den Kofferraum für die Ankunft.
Und wenn ihr beim "Gipfelbuch" angekommen seid habt ihr erst ca. die Hälfte des Grads gepackt, die oberen Seillängen sehen im Topo nur so kurz aus, weil sie nicht vertikal, sondern vor allem horizontal entalng des Grads verlaufen.
Also, nix für blutige Anfänger, mit ein bisschen Erfahrung, stabilem Wetter, frühem Aufbrechen und vielen Schlingen aber ein toller Genuss!