Mit blindem Vertrauen nach oben
Der Bergsportausrüster AustriAlpin unterstützt Bergsteiger, die außergewöhnliches leisten - aber vor allem die Leidenschaft des Unternehmens, nämlich die Liebe zu den Bergen und zur Natur, teilen. Nun rüsten sie einen ganz besonderen Sportler mit AustriAlpin-Zubehör aus: Andy Holzer.
Andy ist blind. Von Gipfelstürmen hält ihn das aber nicht ab. In den letzten 16 Monaten bezwang er die höchsten Berge dreier Kontinente, darunter den Fast-Siebentausender Aconcagua in Argentinien. Bereits tausende von Zuschauern haben seine Vorträge über das Bergsteigen besucht.
Aconcagua, Kilimandscharo und Elbrus
Was bewegt einen Blinden dazu, die höchsten Berge der Welt – darunter den Aconcagua und den Kilimandscharo – zu besteigen? Wie schafft er das überhaupt? Zunächst einmal eine wichtige Feststellung: Andy sieht sich nicht als Blinden. „Ich gehe nicht wie ein Blinder und bewege mich auch nicht wie einer“, sagt er im Interview. Und tatsächlich vergisst man schon nach wenigen Minuten im Gespräch mit ihm, dass er nichts sehen kann - so selbstsicher und lebendig sind Gesten und Mimik. Wie bei einem Sehenden eben.
Woher kommt diese Sicherheit? Zum einen ist sich Andy seiner Wirkung auf andere bewusst sieht es als seine Aufgabe, anfängliche Berührungsängste und auch Skepsis in alle Winde zu zerstreuen. Auf seinen Vorträgen füllt er mittlerweile große Säle, Firmen reißen sich um Andy als Gastredner zum Thema Motivation und Hindernisbewältigung.
Doch zu anfangs spürt er sie ganz deutlich, die Zweifel. „Viele können nicht glauben, dass ich tatsächlich auf all diesen Bergen war. Man merkt, wie sich mich zunächst einfach nur für den Behinderten halten. Sie halten lieber einen kleinen Sicherheitsabstand“, stellt er fest. „Doch wenn ich dann ins Erzählen gekommen bin, die Bilder zeige und die Leute meine ungebremste Motivation und Freude am Bergsteigen zu spüren bekommen, lösen sich diese Zweifel nach und nach in Luft auf. Am Ende des Vortrags bin ich meist umringt von Leuten, die mir auf die Schulter klopfen oder mir Fragen stellen wollen“.
Nie an die Grenze - immer alles unter Kontrolle
Zum anderen weiß Andy genau, was er kann. Wenn Andy einen Berg besteigt, geht er nie vollends an seine Grenzen. Denn damit würde er sich und andere in Gefahr bringen. „Ich klettere lieber ein bis zwei Schwierigkeitsgerade unter dem, was ich tatsächlich schaffen könnte. So habe ich immer alles unter Kontrolle – das ist das allerwichtigste für mich“, betont er.
Mit einem engen Freund, Peter Mair, einem Tiroler Bergbauern, der durch einen tragischen Unfall einen Arm verlor, ist Andy schon auf vielen Touren gewesen. Peter verlässt sich auf dem Berg voll auf ihn. „Er hat nicht die Erfahrung, die ich in Sachen Berge und Höhenanpassung habe. Dafür ist er mein Augenlicht. Er sagt mir, was er sieht und ich sage ihm, wo’s langgeht und wie wir da hoch kommen“.
Das Organisieren liegt ihm, oftmals wird Andy – ganz ungeplant – zum Gruppenführer, da er meistens eine Antwort weiß. Auf der Expedition auf den Elbrus, höchster Berg Europas, war es Andy, der vorher sagen konnte, wann das Wetter gut genug für einen Aufstieg wird. „Wir hatten schon zwei Gipfelversuche noch früh morgens aufgrund des Wetters abbrechen mussten. Alle Wetterberichte, die wir bekamen, sagten etwas Unterschiedliches aus und die Zeit wurde langsam knapp. Irgendwann schrieb mir Wolfgang Nairz, dass das Wetter am nächsten Tag gut sein würde. Das war unsere große Chance“.
Wolfgang Nairz ist ein befreundeter Ballonfahrer und Bergsteiger, in den Andy großes Vertrauen setzt. Außerdem war da dieses Bauchgefühl, das ihm sagte, der Moment sei gekommen. Nach anfänglichen Zweifeln glaubte Andys Gruppe seiner Vorhersage. Am nächsten morgen unternahmen sie den gemeinsamen Versuch, den Gipfel zu erreichen – mit Erfolg.
Andys unschlagbarer Instinkt
Zeichen für Andys unschlagbaren Instinkt – mit dem er von sich Reden macht. Berühmte Bergsteiger fragen mittlerweile bei Andy an, ob er sie auf ihren Expeditionen nicht begleiten möchte. Nicht nur, weil sie von seinen Leistungen fasziniert sind – Andy Holzer entwickelt sich zu einem Namen, der Aufmerksamkeit bei der Öffentlichkeit verspricht.
Und diese Aufmerksamkeit nutzt Andy, um seine Botschaft zu verbreiten: „Wir alle können Ziele erreichen, die uns viel zu weit weg scheinen. Es muss ja nicht jeder Höhenbergsteiger werden. Aber man muss fest an sich glauben und auf seinen Bauch hören.“
Vielleicht sind wir durch unsere Augen ja zu sehr abgelenkt, um dem Bauch die angemessene Aufmerksamkeit zu schenken? Den Leuten diese Botschaft zu vermitteln, ist jedenfalls das Größte für Andy. „Es gibt wohl kaum etwas schöneres, als bei einem Vortrag zu spüren, wie die Leute sich plötzlich begeistern können und neuen Mut für die persönlichen Projekte fassen“. Vielleicht braucht es ja manchmal einen Blinden, um uns die Augen zu öffnen…
$Webtipp:
Andy Holzer - die Page von Andy Holzer
AustriAlpin - die Page des Hardware-Herstellers aus dem Stubaital
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