22 Januar 2015

Cerro Torre free solo Vol 2

Markus Pucher klettert zum zweiten Mal durch die Westwand, diesmal im Schneesturm. Wir bringen die Fakts und ein Interview mit Markus.

Bereits am 14. Jänner 2013 gelang ihm die Ragni-Route (M4 90°, 600m) in der Westwand des 3128 Meter hohen Granitturms erstmals im Alleingang. Damals brauchte Markus bei guten Verhältnissen nur 5 Std. 40 Min. für den Auf- und Abstieg (mehr).

Ganz anders am Samstag den 27.12.2014, es herrschte patagonisches Sauwetter mit Schneesturm und im gesamten Massiv wurden keine Besteigungen durchgeführt. Dennoch entschied sich der 39jährige Kärntner, erneut in die Via dei Ragni einzusteigen, um die Tour, wie er sagt „als Training zu klettern – mit der Einstellung, jederzeit umdrehen zu können.“

Um 19.00 stand Markus auf dem Gipfel und dachte sich „Ich schau mal, wie weit es geht, und es ging,sogar bis auf den Gipfel (richtig hart).“ Dann kam die nächste Herausforderung, das Abseilen, denn dafür hatte Markus nur ein 60 m, 7 mm Seil und drei Eisschrauben bei sich und noch dazu wenig Zeit. Von den unzähligen Abseilhaken in der Route konnte Markus im Sturm lediglich zwei nutzen und musste viel Abklettern. Dabei kam er auch zu Sturz, fiel fünf Meter auf ein Band, rutschte weiter ab und konnte sich im letzten Moment nur wenige Meter vor dem Fall über die 1300 m hohe Südwand mit den Eisgeräten retten.

Um 23 Uhr erreichte Markus das Col de la Esparanza, wo die Schwierigkeiten grundsätzlich vorbei sind. Doch Markus‘ Stirnlampe ging aus und der Rückweg über den steilen und spaltenreichen Gletscher wurde im Dunkeln zur letzten Herausforderung.

Um 7 Uhr morgens kam Markus nach 25 Stunden Non-Stop-Klettern im Camp Filo Rosso an, kochte sich eine Suppe und ging die 45 km in 14 Stunden nach El Chalten zurück. 

Rolando Garibotti schreibt auf seiner Pataclimb.com noch weit ausführlicher über die Begehung und meint dazu am Schluss: „ Last week we published a long rant on risk management. This week we celebrate risk taking. We are well aware of the apparent contradiction this implies. We hope you can grasp the difference between one and the other. What you just read is an account of one of the most impressive ascents in patagonian climbing history, carried out by one of the fittest and most capable men around. This is an alpinist in his prime, taking serious, albeit calculated risks, fully aware of his predicament, even if at times not fully in control of the situation.

Zum großen Bericht auf pataclimb.com auf Englisch.

Details zur Via dei Ragni auf Englisch.

Fünf Fragen an Markus Pucher

Was war eigentlich der Hauptgrund für deine diesjährige Patagonienreise?

Der eigentliche Grund für meine Expedition war eine Solo-Begehung vom Torre Egger, da es aber weder vom Wetter noch von den Verhältnissen gepasst hat, hab ich was anderes gemacht.

Du gehörst sicher zu den besten Cerro Torre Kennern und hast die Route ja bereits einmal Solo gemacht. Wie verantwortungsvoll bzw. riskant war diese Begehung bei diesen Bedingungen dennoch für dich?

Ich kenne den Cerro Torre sehr gut und weiß natürlich, was möglich ist und was nicht. Im Nachhinein war es nicht zu gefährlich. Nein, es war am Limit ja, aber sicher nicht verantwortungslos. Warum sollte ich auch so etwas machen? Ich habe das gemacht weil es mir Spaß macht und ich gewusst habe, dass ich das auch kann.

Der Sturz beim Abstieg war für dich ein „Vertical Limit“ Moment, was ging danach in deinem Kopf und Körper vor?

Danach bist du absolut wach! Hundertprozentig konzentriert! Im Selbstgespräch: Pass auf du Idiot und konzentriere dich. Denn schlussendlich liegt es an dir, ob du gesund wieder vom Berg kommst oder nicht, also gib dein bestes, du kannst das!

Wie bleibt man in solchen Extremsituationen ruhig und kontrolliert?

Ich bin von Natur aus sehr ruhig und bedacht, umso ernsthafter und extremer es wird, umso ruhiger und konzentrierter werde ich. Einmal tief durchatmen!! Danke sagen! Und weiter geht's.

Hast du dich für Patagonien speziell vorbereitet?

Speziell vorbereitet habe ich mich mental, bin viele male im Gedanken um die Berge geflogen, habe mir vorgestellt in den Bergen zu klettern und die langen Zustiege zu gehen. Dann ist es nicht mehr so schlimm, wenn du dann dort bist. Körperlich hab ich mich nicht speziell vorbereitet, ich trainier ja eh immer wieder! Mal mehr und mal weniger!

.. und wann wird es den mit der Helmkamera gemachten Film von deiner Begehung zu sehen geben?

Ja ich habe wirklich gut filmen können. Was daraus wird weiß ich noch nicht. Mal schauen ob es jemanden interessiert !

Herzlichen Dank!

Markus Pucher wird unterstützt von

Grivel, Scarpa, Berghaus, Beal, Osttirol, m&a plus, ÖAV, adidas eyewear, Lyo Food

www.markuspucher.at

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