In der Causa Bohrhaken am Breithorn ist das Jahr der Diplomandenaufzeichnungen fast um, und die Ergebnisse sind für Kletterer sehr erfreulich. Die Arbeit wird im Frühjahr nächsten Jahres abgeschlossen.
Die laienhaften Vorstellungen eines Herrn Stocker (Adi Stocker) wurden von den Diplomanden bestätigt. Größter Störfaktor werden - wie zu erwarten - die Hubschrauberflüge (Versorgung der Hütte, Überflüge allgemein und Rettungsflüge) sein.
Die Gesprächsbasis zwischen Kletterer und Besitzer (Bundesforste) war und ist bis jetzt eine vorbildliche und der Akzeptanz von Kletterern in diesem Gebiet sollte eigentlich nichts mehr im Weg stehen.
Projekt Gamswild - Bohrhaken - Breithorn
Franz Weissgram und Thomas Riegler, die beiden Diplomanden der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU), verbrachten auf Initiative der Kletterer im Auftrag von den Alpenvereinen und der Bundesforste an die 30 - 40 Beobachtungstage in diesem Jahr im betroffenen Gebiet um die Schmidt-Zabierow-Hütte. Finanziert wurde ihr Aufenthalt von den Alpenvereinen und von der Bundesforste.
Reaktionen der Gamsen auf die Bohrmaschine
Da an Routen in diesem Gebiet in den letzten Jahren ja noch nicht viel vorhanden war, hatten wir Kletterer uns mit Franz und Thomas abgesprochen, dass wir, wenn sie an ihren Beobachtungsplätzen sitzen, dafür sorgen werden, dass an den Wänden auch geklettert wird. Diese Sorge war übrigens verfrüht, da inzwischen schon einiges an Kletterern an der Hüttenwand unterwegs ist, sodass die beiden genügend Aufzeichnungen über Reaktionen des Gamswildes auf die Bekletterung der Wände machen konnten. Im angesprochenen Fall (Schnitzl-Gyros-Protokoll) war es für sie interessant zu beobachten, wie die Gamsen auf die Bohrmaschine reagieren. Deshalb gab´s auch die detaillierte Aufzeichnung von der Einrichtung der "Schnitzl-Gyros" (siehe unten).
Bei Blitz und Donner bei der Arbeit
Franz (hat die Jagdprüfung) klettert übrigens auch selbst und kam auch schon in den Genuss eines Biwaks am Eiblhorn welches in Blitz und Donner endete. Für ihn, der eine Allergie gegen solche Wetterunbilden hat, ein einprägendes Erlebnis. Grund des Biwaks war die Beobachtung des Gamswildes unterhalb der Blauen Wand während einer Begehung der "Malaria". Zu diesem Zwecke wurde am Vorabend angestiegen, um nicht selber das Gamswild am morgendlichen Aufstieg zu beunruhigen. Thomas, frischgebackener NÖ-Landesmeister im Mountainbike Cross-Country, konnte seine ersten Kletterversuche an der Hüttenwand machen.
Während ihres 10 Stunden Tages entgeht ihnen nichts
Die beiden beobachten während eines Tages an die 10 Stunden und ihnen entgeht nichts. Bestens aufgehoben sind beide, wenn sie nicht gerade biwakieren, in der Schmidt-Zabierow-Hütte, wo Käthi, die Hüttenwirtin, dafür sorgt, dass sie bei Kräften bleiben. Verantwortliche der Bundesforste wie der BOKU-Wien waren auch schon zu Besuch und konnten sich der gewissenhaften Arbeit der beiden versichern.
Schnitzl-Gyros-Protokoll, das Einrichten einer Kletterroute
Beginn der Beobachtung: 9.00 Uhr
9.00 Uhr: 2 Böcke äsen unterhalb der linken Kletterrouten. Eine Geiß liegt ca. 20 m oberhalb in einer Felsnische.
9.15 Uhr: Adi und Stefan beginnen mit Einstiegsvorbereitungen von der "Bettstatt" aus.
9.19 Uhr: Beginn der Abseilung.
9.30 Uhr: Beginn der Bohrarbeiten. Alle 3 Gamsen verlassen fluchtartig den Einstand. Sie bewegen sich entlang eines Grasbandes im unteren Teil der Wand in Richtung mittleres Tret. Die Gamsen queren dabei die Kletterroute "Schneewalzer".
9.33 Uhr: 2. Haken wird gesetzt - keine Gamsen mehr sichtbar im oberen Tret.
9.34 Uhr: 2 Kletterer queren die Sanden unterhalb der Kletterrouten und beginnen mit dem Zustieg.
9.44 Uhr: Mögliche Variante wird von Adi von unten nach oben durchgestiegen, dabei markiert er die Positionen für die Sicherungshaken mittels Kreide.
9.58 Uhr: Die 2 Kletterer, welche um 9.34 die Sanden querten, steigen von unten in die Route "Inflagranti/Flozirkus" ein.
9.59 Uhr: Adi hat ersten Durchstieg beendet.
10.05 Uhr: Adi bohrt Route von oben beginnend an gekennzeichneten Stellen ein. Ein Bohrvorgang dauert ca. 15-30 Sekunden. Danach wird der Haken mit einem Hammer eingeschlagen und mit einem Schraubenschlüssel angezogen. Die Arbeitszeit pro Haken beträgt 1,5 - 2 Minuten.
10.28 Uhr: Oberste Seillänge und unterer Stand fertig eingerichtet.
10.33 Uhr: Stefan seilt sich zu Adi ab und bezieht Stand. Von dem neu eingerichteten Stand aus wird nun die 2. Seillänge von oben beginnend nach dem selben Schema eingerichtet.
10.40 Uhr: Adi beginnt mit dem Einrichten der 2. Seillänge. Adi markiert beim ersten Durchstieg von unten die Bohrhakenstellen mit Kreide.
10.52 Uhr: Beginn der Bohrarbeiten in der 2. Seillänge.
11.09 Uhr: 2. Seillänge und Standplatz fertig eingerichtet.
11.18 Uhr: Beginn mit 3. Seillänge. Adi markiert wiederum beim ersten Durchstieg von unten die Bohrhakenstellen mit Kreide.
11.31 Uhr: Beginn der Bohrarbeiten in der 3. Seillänge.
11.48 Uhr: 3. Seillänge und Standplatz fertig eingerichtet. Gesamte Route über 3 Seillängen nach 2 Stunden und 33 Minuten fertig. Route wird von unten durchgestiegen.
12.30 Uhr: Beobachtungspunkt nach unten zu Thomas verlegt.
13.20 Uhr: 2 Kletterer queren die Sanden zum Einstieg "Schneewalzer".
13.35 Uhr: Beginn der Kletteraktivitäten in der Route "Schneewalzer".
Zusammenfassung:
Nach geringer bis gar keiner Aktivität (2 Tage Regen) in den Kletterrouten nahe der Hüttenwand stellten sich auch hier vereinzelt Böcke und auch Geißen im oberen Tret ein. Scharwild konnte in diesem Bereich jedoch nicht gesichtet werden. Bei Bohraktivitäten in der Wand im oberen Tret flüchteten die einstehenden Gamsen entlang eines Grasbandes in der Wand Richtung mittleres Tret. Dabei querten sie die Route "Schneewalzer" in der 2. Seillänge. Auf Grund einer Geländekante in der Wand konnte die gesamte Fluchtstrecke nicht erhoben werden.
Webtipp:
Schmidt-Zabierow-Hütte - die brandneue Webpage der Hütte
Quelle: "Schnitzl-Gyros-Protokoll, das Einrichten einer Kletterroute" und die "Zusammenfassung" wurden uns freundlicherweise von Franz Weisgramm und Thomas Riegler zur Verfügung gestellt. Der Text darüber stammt großteils von Adi Stocker; Bilder: Franz Weissgram, Thomas Riegler, Axel Jentzsch-Rabl und Adi Stocker
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