Die Unfälle in Klettersteigen nehmen stark zuDie Unfälle in Klettersteigen nehmen stark zu
25 August 2010

DAV Bergunfallstatistik 2008/2009

Weniger tödliche Unfälle in den Bergen, Zunahme auf Klettersteigen…

Die Zahl der in den Bergen tödlich Verunglückten sinkt kontinuierlich – diese erfreuliche Entwicklung vermeldete der DAV auf seiner Pressekonferenz am 17. August anlässlich der Vorstellung der neuen Bergunfallstatistik für die Jahre 2008 und 2009. Die Statistik erfasst alle gemeldeten Unfälle der DAV-Mitglieder. In den Jahren 2008/09 starben insgesamt 76 (2008: 36, 2009: 40) DAV-Mitglieder bei Aktivitäten in den Bergen. Dabei handelt es sich um die niedrigste Zahl seit Anfang der Datenerfassung im Jahr 1952 – und das obwohl immer mehr Menschen in die Berge gehen und parallel dazu die Zahl der DAV-Mitglieder deutlich angestiegen ist. Zum Vergleich: 1952 hatte der DAV 114.000 Mitglieder, 43 davon kamen beim Bergsport ums Leben. 2009 lag die Mitgliederzahl bei 851.000.

Wandern bleibt unfallträchtig – Risiko dennoch gering

Wie bereits in den Vorjahren sind Wandern und Pistenskifahren mit jeweils cirka 30 Prozent Anteil die Disziplinen mit den meisten Not- und Unfällen. Mehr als die Hälfte aller verunglückten Wanderer (60 %) stolpern, knicken um oder rutschen aus, 19 % bekommen körperliche Probleme, allen voran Herz- und Kreislaufprobleme oder leiden an Erschöpfung. 12 % aller Notlagen wurden durch „Blockierung“ verursacht. Der Wanderer sieht dabei keine Möglichkeit mehr, sich selbst aus einer misslichen Situation zu befreien; häufigste Ursachen hierfür sind Wettersturz, Erschöpfung und Wegverlust. Verglichen aber mit der hohen Zahl an Wanderern und der langen Ausübungszeit während einer Wanderung ist das statistisch ermittelte Unfallrisiko des Bergwanderns mit am geringsten.

Mehr Unfälle an den Klettersteigen

Das Klettersteiggehen stellt im Berichtszeitraum einen „Ausreißer“ dar – dort sind steigende Unfallzahlen zu beobachten, seit dem Jahr 2000 hat sich die Zahl der Unfälle in etwa verdreifacht. Insgesamt meldeten 2008 und 2009 63 DAV-Mitglieder einen Unfall auf einem Klettersteig, zwei Personen kamen dabei ums Leben.

Der Anstieg hängt vor allem mit dem Trendsport-Charakter des Klettersteiggehens zusammen. Als relativ leichter Weg in die Steilwände der Alpen wird das Klettern an Drahtseil, Leitern und Stahlstiften immer beliebter. Mit der Zahl der Klettersteiggeher steigt auch der Anteil nicht ausreichend ausgerüsteter, überforderter Bergsportler, die das Klettersteiggehen unterschätzen. Die häufigsten Fehlerquellen sind keine zeitgemäße, vollständige Ausrüstung oder falscher Einsatz der Ausrüstung, vor allem des Klettersteigsets

Viele Klettersteiggeher unterschätzen, dass es sich in der Regel um hochalpine Unternehmungen mit der Gefahr eines Absturzes auch aus großer Höhe handelt. Dies spiegelt sich auch in der Unfallstatistik wider: 29 % der Klettersteiggeher starben bei einem Absturz, 50 % der tödlichen Unfälle waren auf Stolpern oder Sturz (zum Teil in Folge von Herz-Kreislaufproblemen) zurückzuführen, 21 % starben während ihrer Tour eindeutig an Kreislaufversagen, Herzinfarkt oder ähnlichen Ursachen.

Der Deutsche Alpenverein versucht den gestiegenen Unfallzahlen entgegenzuwirken durch gezielte Aufklärung über die Gefahren und Sicherungsmöglichkeiten beim Klettersteiggehen. Neben vielen Print-Veröffentlichungen hat der DAV auch die Lehr-DVD „Erlebnis Klettersteig – Richtig klettern und sichern auf Klettersteigen“ herausgegeben (im DAV-Shop erhältlich). Zudem wurden Richtlinien für den richtigen Bau und die korrekte Sanierung herausgegeben. Aktuell wird eine Untersuchung über Stürze auf Klettersteigen von leichtgewichtigen Personen und die Auswirkungen auf die Ausrüstung (Klettersteigsets) durchgeführt.

Datengrundlage der DAV-Unfallstatistik

In der DAV-Unfallstatistik werden nur DAV-Mitglieder erfasst, die ihren Unfall an die Versicherung des DAV (Alpiner Sicherheits Service - ASS) melden, um beispielsweise Bergungskosten erstattet zu bekommen. Unfälle, die nicht mit einer aufwändigen Bergung verbunden sind (Hubschrauber- und Bergwachteinsatz) oder im Ausland passieren, werden zum Teil nicht gemeldet. Trotzdem spiegelt die Statistik auf Grund ihres Umfanges und ihrer langjährigen Erhebung die Entwicklungen und Tendenzen auch für den gesamten Bergsport gut wider.

Webtipps:

DAV Bergunfallstatistik 2008/2009 - 3,5 MB!

www.alpenverein.de

Sicher Klettersteiggehen

Die Unfälle in Klettersteigen nehmen stark zu
Mangelnde  Infos über korrekte Ausrüstung und deren Anwendung ist vor allem beim Klettersteiggehen ein Problem
Buchtipp - Sicher Klettersteiggehen, alpines Lehrbuch mit DVD-ROM
DAV Bergunfallstatistik 2008/2009


Kommentare

Neuer Kommentar
Zum Verfassen von Kommentaren bitte anmelden oder registrieren.