Die doch eher dürftige Ausrüstung von damals verdeutlicht erst die Leistungen, die bei solchen Touren erbracht wurden. Die doch eher dürftige Ausrüstung von damals verdeutlicht erst die Leistungen, die bei solchen Touren erbracht wurden.
10 Mai 2004

Der König der Eiswände ist nicht mehr -

Ein Rückblick auf das Leben von Erich Vanis. Mit ihm ist sicherlich eine der "Grauen Eminenzen" des alpinen Bergsteigens von uns gegangen.

Als wir Anfang März mit Sepp Sint die letzten uns noch unbekannten Eiswasserfälle nördlich von Lienz kletterten, erreichte uns die traurige Nachricht vom Tod Erich Vanis.

Oft waren wir Gäste in seinem Haus in Lienz, wo wir bis spät in die Nacht Erfahrungen austauschten und auf dem Zettersfeld gemeinsame Gleitschirmflüge machten. Und natürlich drehte sich bei Erich immer alles ums Bergsteigen, insbesondere um das Eisklettern in steilen Nordwänden. Wir fühlten uns dabei oft als Kinder, die von Erich einen väterlichen Rat einholten und lauschten fasziniert seinen Begehungs-Geschichten.

Seiner Ausstrahlung durch Lebensenergie, weltoffener Art und Humor konnte sich, wer ihn persönlich kannte, keiner entziehen. Mit ihm ist sicherlich eine der "Grauen Eminenzen" des alpinen Bergsteigens von uns gegangen.

Erich Vanis 4.10.1928 - 1.03.2004

Seinen ersten Wasserfall machte der in Wien geborene Kürschner nach dem 2. Weltkrieg im Gaisloch auf der Rax (50 m, bis 90°). Schon damals träumte Erich von den großen Bergen der Westalpen und übte am Peilstein bei Wien für die 1000-Meter-Wände, indem er einfach die 1000 m in Trainingslängen umrechnete. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten, 1947 Hochfeiler Nordwand "Ein Aschenbrenner Pickel war damals das Non Plus Ultra für uns. Außer dem langen Pickel hatten wir im Eis nur einen Eishaken zum Abstützen in der anderen Hand."

Doch nicht nur die Ausrüstung erschwerte das Bergsteigen in der Nachkriegszeit. Da das Bahnfahren mit Schiern verboten war, wurden die Bretter mit Ofenrohren oder Wurzelstöcken getarnt. "Sehr oft waren wir damals als Gärtner unterwegs". Auch war es schwierig, brauchbare Informationen über die Nordwände zu bekommen, da die extremen Touren nicht in Führern beschrieben waren. Häufig gab es nur vage Gerüchte. An Eiswänden folgten 1948 die Pallavicini-Rinne am Glockner und 1949 die Wiesbachhorn Nordwestwand.

9. Begehung der Eiger Norwand

1952 folgte dann die 9. Begehung der Eiger Nordwand. Bei der ersten Erkundungstour über den Normalweg mit Blick in der Nordwand war gerade Hochbetrieb im 2. Eisfeld. Hermann Buhl, Sepp Jöchl, Gaston Rebuffat und Guido Magnone saßen in einem schweren Wettersturz und hinterließen ausreichend Material, das Erich, der eine Woche später mit nur 6 Normalhaken einstieg bei Schlechtwetter dringend brauchen konnte. Erich machte unzählige schwierigste Bergfahrten in den Ost- und Westalpen, wobei er sich vor allem dem Eisklettern verschrieb.

Im Steilen Eis

Bekannt wurde Erich sicherlich durch das Buch "Im Steilen Eis - 80 Eiswände in den Alpen", in dem er inspiriert und unterstützt von Walter Pause die schönsten und schwersten Eistouren der Alpen zusammengefasst hat. Die erste Auflage erschien 1963, Erich wollte mit diesem Rezeptbuch den Gerüchten und Geistergeschichten über die Nordwände der Alpen ein Ende bereiten, was ihm mit seinen 2 Auflagen, gespickt mit prächtigen Wandfotos, Eckdaten und persönlichen Erlebnissen auch mehr als gelungen ist.

Nur wenige wissen, dass Erich weitaus mehr als die 80 von ihm publizierten Eiswände gemacht hat, es gibt fast keine Eiswand die er nicht kennt bzw. darüber Bescheid wußte.

Noch höher hinaus

Ende der Fünfziger zog es Erich in den Kaukasus (1965). Dort gelang ihm, neben weiteren Erstbegehungen, die Überschreitung der Besengimauer, dem längsten Kaukasusgrat, 17 km Extremtour über sechs 5000er hinweg. Im Hindukush, Gharwal und Pamir kamen dutzende Sechs- und Siebentausender zu seiner Gipfel-Sammlung hinzu.

1959 war er mit Fritz Morawec am Dhaulagiri , 1979 leitete er die Österreichische Lhotse Expedition (dritte Besteigung - mit vier Teilnehmern am Gipfel) und 1982 war er am Manaslu.

Selbstkritisch und nüchtern stellte Erich einmal fest: "Ich hab zwar keinen Achttausender bestiegen, aber gemessen an meinem Talent hab ich doch recht hübsch abgeräumt"

So zog es ihn dann auch, weg von dem mit Permitstress und Querelen verbundenen Himalaja, in die Anden, wo er sich zum 60iger den Alpamayo (5947 m) und zum 65er den Aconcagua (6963 m) gönnte.

Dem Himmel entgegen

Bereits am Aconcagua meldeten sich seine Knie derart zu Wort, dass er den Abstieg nur noch auf Krücken meistern konnte. Da beschloss der große Alpinist, sich einer ganz jungen Sportart zu widmen, dem Gleitschirmfliegen, er unternahm Flüge in Norwegen, Brasilien, Spanien und Nepal.

Als wir das letzte Mal am Zettersfeld bei Lienz auf gute Startbedingungen warteten, meinte er, "Auch hier muss man warten können bis die Bedingungen passen." Das Warten auf die richtigen Verhältnisse war sicher sein Erfolgsgeheimnis und ist laut Erich eine der wichtigsten Tugenden, um als Bergsteiger alt zu werden. Nach ca. 20 Minuten passte der Wind genau und wir starteten sicher zu einem wunderbaren Flug.

Schagwörter:


Kommentare

Neuer Kommentar
Zum Verfassen von Kommentaren bitte anmelden oder registrieren.