Peter Gasser beim Einrichten von Rock&Ice, Fotos: Stefan Fluch Peter Gasser beim Einrichten von Rock&Ice, Fotos: Stefan Fluch
12 April 2005

Die Deflorierung der Steinernen Jungfrau

Robert Roitinger kletterte die Mixedroute "Rock and Ice" onsight, aber nur fast, denn als er oben ins Eis spreizen will....

Der Plan - die Linien wie Rock and Ice

Vor ein paar Wochen war ich mit Ronny in Hieflau Eisklettern. Da wir uns einen gemütlichen Tag gemacht hatten war noch genügend Zeit zum Eis schauen. Ich zeigte Ronny die Steinerne Jungfrau im Radmertal und die Linien wie Rock and Ice und Smooth Defloration in der mächtigen Wand links davon. Ronny war restlos begeistert (wie bei allem was mit klettern und Sex zu tun hat....).

26.02.2005 - und mir bleibt der Mund offen

Mit Ronny ist ausgemacht, dass wir heute die Jungfrau klettern wollen. Die Nacht war kalt, die Tageserwärmung gerade so, dass es angenehm zum Klettern ist, aber noch nicht gefährlich. Der Neuschnee der letzten Tage ist gut gesetzt, die Bedingungen stimmen!

Schon beim Parken sehen wir das Auto mit Perger Kennzeichen. Mir schwant nichts gutes, in einem Eisfall nach einer Seilschaft ein zu steigen endet meist mit blauen Flecken.

Ein Blick rauf zur Jungfrau und mir bleibt der Mund offen! Der sonst nur einige Meter lange frei hängende Zapfen ist durch gewachsen. Sicherlich 30m freihängend und dann noch ca. 20m senkrecht über die Stufe unter der Höhle. Am Ansatz so um die 12 Meter breit, sicherlich 3 Meter dick. Der untere Teil filigrane Röhren, Pilze, Eisbalkone. Ein fantastischer Anblick!

Dank unsere „Vorgänger“ haben wir eine gut ausgetretene Spur zum Einstieg und über die flachen Stufen des unteren Teiles, rasch geht’s höher, sehr nett.

Den unteren Teil bis vor die Höhle klettern wir Seilfrei, es sind immer nur kurze, steilere Stufen.

Gerade als wir vor der Höhle ankommen beginnt Markus, der Seilerste auf der Außenseite des Zapfens zu klettern, wir ersuchen ihn noch kurz zu warten bis wir aus seiner Eisschlaglinie sind.

Die eigentliche Jungfrau Route von Jürgen Reinmüller eingebohrt, startet mit einer Mixlänge deutlich rechts des Zapfens und man steigt erst an der Wurzel des Zapfens ins Eis hinüber (Anmerkung: Siehe Link unten).

Der durchgewachsene Zapfen ist eine tolle Linie

Aber der durchgewachsene Zapfen bietet eine tolle Linie, durch seinen Mächtigkeit breit und offensichtlich gar nicht so schwer.

Ganz gut ist mir unter dem riesigen Zapfen aber trotzdem nicht und nachklettern möchte ich der ersten Seilschaft nicht. Zu groß ist die Gefahr aus dem oberen Teil des Zapfens eine Eisscholle ab zu bekommen. Im Vorstieg bestimmt nicht günstig. Und meine Nasenwurzel schmerzt noch von den letzten Eisklettertagen.

Ich schlage Ronny vor links in der Wand in Rock and Ice einzusteigen. Stefan Fluch hat mir die Route anhand eines Fotos gut beschrieben, ein paar Bolts stecken auch, also sollte es zu finden sein. Das steile Gelände schützt uns auch optimal vor Eisschlag. Gesagt getan, wir queren zur Route hinaus und ich beginne mit dem Klettern.

Die Route wurde 2003 von Peter Gasser und Stefan Fluch geklettert und im Vorstieg eingerichtet. Peter hat mir schon vor geschwärmt und auch Stefan hat viel von der Route zu erzählen gewusst. Und natürlich haben mich beide angestachelt sobald wie möglich ein zu steigen.

Ein bisschen Bedenken habe ich ob Ronny das nachsteigen kann, die Linie schaut schon recht steil aus. Aber schließlich ist er ein super Kletterer, ein robuster Kerl und von mir schon einiges gewöhnt.

Der Schneepilz in der ersten Länge ist die erste Hürde. Mit dem schlechtem Gefühl, den ganzen Haufen bald abzutragen robbe ich auf das Band.

2. Länge. Steff hat von Eisglasuren gesprochen, dann erster Bolt. Die paar Glasuren sind aus gefroren uns splittern, Friend habe ich keinen mit (Steff hat ja nichts gesagt) also zittere ich die ersten Meter auf und ab auf der Suche nach einem sicheren Hook unter dem angewehten Schnee. Mit etwas Glück klippe ich ohne Abtritt den ersten Bolt.

Echt geile Kletterei...

Die nächsten Mix Stellen sind gut gesichert, was kümmern mich da die etwas wackeligen Hooks nach dem Einstieg. Der Fels ist von absoluter Spitzenqualität, rau und zerfressen. Wäre auch super mit den Kletterpatscherln. Es folgt eine seichte Verschneidung mit einer super elastischen Glasur. Echt geile Kletterei.

Am Ende geht es von einem kleinen Zapfen extrem steil nach rechts raus. Auf onsight immer heikel, aber zu Glück erwische ich die richtigen Hooks und schwinge mich zu Stand.

Nun bin ich nur noch 4 Meter links der Wurzel vom Zapfen der Jungfrau. Das Seil hängt 30m frei runter, ein wirklich eindrucksvoller Stand. Die Kollegen klettern schon in der Länge oberhalb des Zapfens, ihr Eisschlag fällt weit draußen ins Freie, sehr beruhigend.

Ronny kommt nach, mit ein paar mal hängen kann er alles klettern und hat wie immer großen Spaß dabei sich die Hände auf zu pumpen.

Vom Stand weg klippe ich den dort befindlichen Bolt. Die Stelle hängt ziemlich über, aber vom 2. Hook aus kann ich nach rechts auf den Zapfen spreizen und mich höher drehen.

Das Eis im Zapfen ist schlecht und röhrig, aber ich brauche doch ein paar Hooks um mich zwischen Fels und Zapfen hoch drücken zu können. Ich setze des rechte Gerät ins Eis und räume noch ein paar Zapfen ab. Dann setze ich das linke Gerät etwas höher, ins solide Eis möglichst eng zum Fels.

Mmmmh! - das Wegtauchen der Eismassen erzeugt ein saugendes Geräusch

Mmmmh! Dieses Geräusch! Mancher wird es von Eislaufen kennen wenn Sprünge die Spannung in der Eisdecke entlasten. Ein hochfrequentes Zischen verbunden mit einem dumpfen Krachen das man im Magen spürt. Panik steigt auf, „Verdammt das Ding traue ich mir so nicht klettern!“ schießt es mir durch den Kopf.

Beim Setzen des Gerätes habe ich einen kleinen Zapfen gelöst. Der Moment, den er bis zum Aufschlag am Fuße des Zapfens braucht lässt den Gedanken gerade ausreichend Zeit um die Angst und die Anspannung zum Höhepunkt zu bringen.

Ich setze das linke Gerät instinktiv zurück in den Starthook.

Der Aufschlag des kleinen Zapfens erschüttert den ganzen riesigen Eisfall. Und schon zieht es mein rechtes Bein in die Luft, ich schwinge zurück auf das linke Gerät.

Das Wegtauchen der Eismassen erzeugt ein saugendes Geräusch, Ruhe und ein kurzes Innehalten. Der Aufschlag der Hauptmasse auf dem Band erschüttert den Berg, der ganze Unterbau wird mitgerissen. Die Eismassen pflügen sich durch die Schlucht, der ganze Hang bewegt sich und donnert ins Tal.

Ich habe mit einem einzigen Pickelschlag an die falsche Stelle den ganzen Riesenzapfen abgetragen. 3 Schneebälle kullern noch auf die Fahrbahn der Straße, die Eis und Schneemaßen sind einen Meter vorher zum Stehen gekommen.

Also heute nix mit on sight...

Nun hänge ich im Bolt und einen Meter rechts von mir tropft es aus dem Anriss. Sicherlich 3 Meter tief und 12 Meter breit. Ronny fotografiert wie ein Wilder, ich brauche ein paar Minuten um meine Nerven zu beruhigen. Also heute nix mit on sight...

Die Entscheidungen waren richtig, den Zapfen nicht zu klettern und aus der Falllinie zu gehen. Der Zapfen ist weg, also was soll jetzt noch sein rede ich mir zu.

Und nach ein paar Minuten habe ich mich wieder unter Kontrolle und kann wegklettern. Da der Anriss nun deutlich über dem Überhang liegt ist die Stelle recht kräftig, plötzlich die vermutlich schwerste Einzelstelle der Route. 2 kräftige Blockierer, ein weiter Zug in die ersten verbliebenen Glasuren und ich kann oberhalb des Abrisses ins Eis spreizen. Der Überhang auf das nächste Band ist heikel wegen des angewehten Schnees.

Zum Weiterklettern muss ich den Vorhang etwas zurecht stutzen, es zischt noch einiges an Eis an Ronny vorbei in die Tiefe. Das Gerät gut ums Eck verankert und ich schwinge mich raus auf den oberen, verbliebenen Teil des Zapfens. 20m fast senkrechtes WI5 Eis und ich bin beim Stand.

Die ganze Schlüsselseillänge ihres Falles liegt unten im Tal

Soeben seilt sich die andere Seilschaft aus dem oberen Teil das Falles ab. Als sie zum Zapfenabriss kommen sehen sie erst das volle Ausmaß. Die ganze Schlüsselseillänge ihres Falles liegt unten im Tal. Dass der Zapfen die Belastung durch ihre Pickelschläge und die Eisschrauben vertragen hat ist ein echtes Wunder.

Allerdings habe ich ihn mit meinem Pickel wohl an der empfindlichsten Stelle getroffen. Dort wo die Wurzel am Fels angewachsen ist, die Zone des größten Zuges.

Man sieht nun auch, dass der Zapfen am Fuß nicht angewachsen war sondern nur im Schnee gestanden hatte, durch seine Mächtigkeit war das nicht zu erkennen. Das heißt auch der untere Teil hing nur am Querschnitt der Wurzel.

Der Vorfall aus der Sicht von Ronny:

Keine Jungfrau aus Fleisch und Blut...

Begonnen hatte alles beim Eisklettern mit Robert im Hieflauer Klettergarten. Es war es einer dieser Tage, ich war völlig am Ende, total aufgepumpte Unterarme, meine Knie zitterten und ich dachte mir auch dieses Mal:“es ist an der Zeit die Geräte für immer an den Nagel zu hängen“, als Robert frohen Mutes und mit breitem Grinsen im Gesicht sagte: “Za on, schau ma si nu de Jungfrau in Radmer on!“ Eigenartig, aber das Wort „Jungfrau“ löste in mir eine Vorstellung und einen reflexartigen Impuls aus, der sofort meine letzten Reserven mobilisierte und mich instinktiv mit „eh klor!“ antworten ließ. Ich brauch natürlich nicht zu erwähnen, wie enttäuscht ich 15 min später war, als wir, nein, nicht eine wundeschöne Jungfrau vor Augen hatten, sondern mitten auf der Straße irgendwo in der Pampas standen und ein riesengroßes Stück Eis betrachteten.

Als ich den ersten großen Schock überwunden hatte, dass es sich bei der Jungfrau aus Radmer um einen riesen Zapfen Eis handelte, verspürte ich jedoch schon wieder ein leichtes Zucken in den Unterarmen, und mir war sofort klar, dass es sich um ein eindeutiges Zeichen handelte: „Dieses Baby muss bestiegen werden!“ – Ich hatte zuvor noch nie einen so großen Zapfen Eis gesehen. Die Einzige, die ich zumindest aus der Ferne gesehen hatte, war die Eissäule am Wasserfallweg. Man kann sie von der Straße Hieflau Richtung Gstatterboden aus sehen. Von dort wirkt sie, als wäre sie nicht dicker und größer als eine Stecknadel.

Wenn man dann aber die Bilder vom Lewi sieht, wie sie dieses fette, freistehende Ding ersteigen, kann man dies kaum glauben. Und nun werd auch ich bald so ein Abenteuer haben und auf einem fetten Zapfen hängen, „Jawoi“, dachte ich mir.

Als mich Robert dann ca. 2 Wochen später anrief und mich fragte, ob ich Lust hätte, „die Jungfrau“ zu besteigen, hatte ich dieses Mal gleich das richtige Bild vor Augen, nämlich den Eiszapfen, wo ich auf dem fetten Zapfen war und keine aus Fleisch und Blut … – also war meine Antwort: „woan fahrn ma fort?“

Wohl geilste, das die Natur bieten kann

In Radmer angekommen sahen wir das wohl geilste, das die Natur bieten kann, „die Jungfrau hat sich uns offenbart“ und ist bis zum Boden gewachsen. Wir trauten zuerst unseren Augen nicht, denn vor zwei Wochen sah sie so aus wie auf den Photos die wir bisher hatten und war um einiges kleiner. Doch innerhalb dieser Zeit mutierte dieser Zapfen zu einer Säule fast unendlichen Ausmaßes. Ohne uns abzusprechen und völlig im geistigen Einklang war uns sofort klar, wie die heutige Mission lauten würde – „Nicht den Mixed-Einstieg, sondern sofort über die Säule hinauf!“ Denn diese Möglichkeit wird uns die Jungfrau nicht oft bieten.

Als wir dann allerdings den Zustieg hinter uns hatten und kurz vor der ersten Seillänge standen, sahen wir, dass zwei vor uns das selbe Ziel hatten, und einer der beiden bereits auf der Säule war. Dies bedeutete daher, dass ein hinterher steigen nur für sehr masochistisch veranlagte Leute in Frage kommt- also eigentlich Robert’s Auftrag. Doch selbst er verneinte. Um nicht wertvolle Kletterzeit zu verlieren, stiegen wir vorerst hinauf zum Ansatz der Säule, wo wir Markus, offenbar einer aus dem Fahrzeug mit dem Perger Kennzeichen, trafen.

Nach einem kurzen Lagecheck schlug Robert vor, dass wir zuerst die Mixed-Line „Rock and Ice“ links neben der Säule klettern sollten und dann nach dem Abseilen die Säule zum „ausklettern“ gehen sollten. Übrigens hat uns Stefan Fluch, den wir gemeinsam mit Michael Feichtinger am Morgen in Hieflau noch kurz trafen, diese Tour anhand eines Fotos erklärt. Er schwärmte Robert von dieser Tour vor, die Peter Gasser einrichtete und selbst ihn damals ziemlich fertig machte. “Schwer und anstrengend“, das waren auch die magischen Worte für Robert, und spätestens da wusste ich, dass wir diese Tour auf alle Fälle machen würden.

Nicht zu erwähnen brauch ich logischer Weise, dass Robert diese Tour vorstieg. Auch hier schaffte er es gleich zu Beginn, dass mir nicht kalt wurde. Er kletterte zuerst 5m vom Stand auf einer Rampe nach rechts und von dort wieder ca 5m hinauf zum ersten Bolt. Doch hier zeigte sich schon das erste Problem, denn eigentlich fehlte hier ein Bolt. Er konnte zwar die ersten 3m hochsteigen und links auf eine Seitschuppe ziehen, doch von da an war nur noch blanker Fels mit ein paar kleinen Stellen Schnee. Schlussfolgerung: damals muss beim Einbohren eine Eislasur vorhanden gewesen sein, über die man hochziehen konnte. Das bestätigte uns später auch Stefan.

Egal, der Bolt war jedenfalls nicht vorhanden und Robert tat das was man(n) machen muss, er vertraute darauf, dass sich ein zumindest für kurze Zeit belastbarer Hook unter dem Schnee befindet und zog hoch zum Bolt. Das sind diese Momente, die ich besonders liebe, denn ich bin überzeugt, dass ich in dieser Situation um einiges nervöser bin als Robert. Noch dazu wäre in der Seitschuppe gut Platz für einen Friend gewesen, den wir natürlich nicht mit hatten. Jedenfalls wäre ein Sturz ganz schön hart ausgefallen, denn beim kontrollierten Fallen hätte er sehr weit nach hinten springen müssen und beim unkontrollierten Abgehen wäre er ziemlich hart auf dem Band aufgeschlagen. Dies war objektiv gesehen die Situation. Robert meinte „zum Glück ist etwas Schnee auf dem Band!??“ Danach sah alles eigentlich ganz locker aus in dieser M8- SL. Robert zog ziemlich schnell die SL hoch, erwähnte nur, dass diese SL auch mit Kletterpatschen ganz schön wäre, denn der Fels bietet sehr gute Qualität. Einmal überlegte er kurz bevor er weiterging, da es sehr kleinstrukturiert wurde, aber auch das stellte kein Problem dar und somit machte Robert ca. 3m links unterhalb von der Stelle, wo die Eissäule am Felsen anwuchs Stand.

Der Stand war gut mit zwei Bolts gebohrt. Dann war ich an der Reihe. Ich bin zwar geklettert, aber sicher nicht so ästhetisch wie Robert. Bis zur Seitschuppe ging’s ja noch, aber dann wurde es wirklich anstrengend, nicht so sehr für mich, als für Robert. Denn ich glaube ich bin die nächsten zwei Meter zum Bolt bestimmt nicht frei gegangen. Egal, irgendwie hat er mich doch hochziehen können und dann kamen diese kleinen Hooks und ich bin noch mehr abgegangen als zuvor. Die Unterarme wieder mal im Popeye-Look hing ich irgendwo mit den Beinen in der Luft herum. Irgendwie hab ich mich dann doch noch hochgearbeitet und war am Stand bei Robert.

Dann ging Robert wieder weiter, gleich rechts im Überhang war noch ein Bolt, den er clippte, bevor er das Eisgerät mit der rechten Hand auf die Säule setzte und anschließend hinaus spreizte. Dann setzte er das zweite Gerät auch nach ins Eis. Und da passierte es: wahrscheinlich hat er mit dem Pickel direkt hinter der Eisoberfläche der Säule einen Zapfen im hohlen Eis erwischt, der beim Hinunterfallen in der hohlen Säule ständig hin und her fiel und nach ein paar Sekunden 30m weiter unten aufschlug.

Und dann kamen die Geräusche....

Und dann kamen die Geräusche die sich kein Eiskletterer wünscht, dieses verdammte Ding begann zu arbeiten und zu knarren, wie man es sich nur in den schlimmsten Albträumen vorstellt. Robert hatte noch kurz Zeit, die Geräte herauszuziehen und zurück ins Seil zu springen, das ja gleich neben dem Stand vom ersten Bolt von oben herabhing. Ich denke 2 Sekunden später ist dieses ganze, höllische Ding wie ein Kartenhaus zusammengefallen. Alles donnerte und vibrierte. Ich denke, da blieb auch mal dem Robert das Herz stehen. Dann ging eine Lawine in Richtung Tal ab, alles staubte und kurz vor der Straße kam die Lawine zum Stillstand. Aber Bilder sagen ohnehin mehr als tausend Worte....

Kann man eigentlich Vertrauen ins Eis haben?

Kurz danach hörten wir die beiden Mühlviertler, die wohlgemerkt nur kurze Zeit vorher dieses in sich zusammengebrochene, riesige Eisding bestiegen und mit Eisschrauben sicherten, schreien. Robert schrie zurück, dass alles in Ordnung sei und dass es uns gut geht. Wir blieben dann noch einige Zeit am Stand und stellten uns mal so grundsätzliche Fragen wie: „Kann man eigentlich Vertrauen ins Eis haben?“, „wie groß muss so ein Eisblock sein, damit er hält?“, etc.

Als wir uns dann auch wirklich einig darüber waren, dass Eis eher eine Materie ist, der man nicht so vertrauen kann, packte Robert das Zeug und ging die nächste Seillänge dann auch noch. Das war allerdings wieder so ein Moment, wo ich eher dazu tendiert hätte, abzuseilen, Geburtstag zu feiern und vor allem das Eisklettern völlig aufzugeben und die Geräte mal wieder an den Nagel zu hängen (meine bis dahin 3-monatige Eiskletterkarriere wäre ja auch gar nicht so schlecht gewesen), anstatt die nächste SL auch noch zu gehen. Naja, nachdem Robert die SL ja auch schon geklettert ist und einer ja die Schrauben auch wieder einsammeln musste, bin ich sie natürlich nachgestiegen. Doch als ich zum ersten Sicherungspunkt kam, merkte ich, dass auch Robert etwas Verunsicherung zeigte (zum Glück, denn nun weiß ich, dass auch er menschliche Züge hat), denn er knallte die zwei längsten Eisschrauben die er hatte, in einer Felsnische so ins Eis, dass bei einem schweren Sturz zuerst der Felsen zusammengebrochen wäre, bevor diese ausgerissen wären.

Beim Stand nach dieser SL trafen wir auch die beiden Kameraden, die zuvor die Säule kletterten und wechselten einige verschreckte Worte über das das Geschehen und seilten uns anschließend zu den Überresten der Eissäule ab. Dann wurde noch alles ganz genau und teilweise in schmutzigen Posen fotografiert und als ich Robert dann auch noch endgültig von den letzten Trümmern herunterbekam, stiegen wir ab. Das Absteigen gestaltete sich wesentlich schöner als der Aufstieg, denn es war, als hätte jemand mit einer Pistenraupe den Weg präpariert.

Nicht immer hat man das Glück so auf seiner Seite, wenn man damit spielt!

Auf der Straße lagen nur noch einige kleine Schneebälle als Ausläufer der ganzen Sache! Auf der Straße kam uns dann auch noch jemand von der Bergrettung entgegen, der von einem vorbeifahrenden Autofahrer benachrichtigt wurde, dass eine Lawine abgegangen wäre.

Wir erzählten ihm natürlich noch alles, knipsten ein paar Bilder von unten hinauf auf den fehlenden Zapfen, fühlten uns als Helden und waren insgeheim ziemlich froh, dass dieses Abenteuer ein so gutes Ende fand. Nicht immer hat man das Glück so auf seiner Seite, wenn man damit spielt!

Text: Robert & Ronny; Fotos: Robert, Ronny, Markus u. Christian

Downloads:

Steinerne Jungfrau - alle Infos zur Tour.

Routenskizze Rock & Ice - Skizze: Stefan Fluch

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