Mirko Caballero (Foto: Rainer Eder) Mirko Caballero (Foto: Rainer Eder)
24 Juli 2014

Die harte Realität: Mirko Caballero und "Grand Illusion", 8a+

Grand Illusion - auch 35 Jahre später machen sich die meisten Kletterer keine Illusion von einem Durchstieg, doch der 13-jährige Mirko Caballero sah das anders.

Der "Sugar Loaf" ist ein etwa 100 Meter hoher Granitzapfen, der zwischen hohen Tannen am kalifornischen Lake Tahoe steht. An ihm ist die Kletterroute "Grand Illusion" zu finden. 1979 von Tony Yaniro erstbegangen markierte sie lange Zeit die schwierigste Route der USA. Auch 35 Jahre später machen sich die meisten Kletterer keine Illusion von einem Durchstieg. Doch der 13-jährige Mirko Caballero sah das anders.

Als Tony Yaniro das erste Mal unter dem Fels stand, da wusste er: "Das ist der nächste Schritt, die neue Dimension der Kletterschwierigkeiten." Etwa zwölf Meter lang und neun Meter ausladend, eine V-förmige Verschneidung, die etwa 40 Grad überhängt und in deren Grund ein fingerbreiter Riss verläuft: "The Grand Illusion"! War es tatsächlich nur eine Illusion, die Route frei klettern zu wollen?

Lokale Kletterethik untersagte ein Ausbouldern der Route. Aber Tony war kreativ! Er baute sich zu Hause mit Holz die Klemmstellen nach und trainierte täglich die Belastungen, die die Route verlangte. Im Frühjahr 1979 kletterte Tony die Route am Stück, mit drei vorher gelegten Sicherungspunkten. Eine neue Dimension der Kletterschwierigkeiten war erreicht! Yaniro bewertete die Route mit 5.13+.

Als der 13jährige Mammut-Athlet Mirko Caballero im Frühjahr 2014 "Grand Illusion" kletterte, da wurde er bis an seine Grenze gefordert. Er sagt selbst, dass er die Sicherungen vorher legen musste, denn da er den gesamten Riss piazte, blieb keine Hand zum Legen frei. Eine On-Sight-Begehung hat die Route bis heute – 35 Jahre nach der Erstbegehung – immer noch nicht gesehen. "Grand Illusion" ist zwar harte Wirklichkeit geworden – für die meisten Kletterer wird sie immer eine große Illusion bleiben…



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