Foto: Cosmin AndronFoto: Cosmin Andron
15 August 2016

Erstbegehung am Südgipfel des T16

Cosmin Andron und Cristina Pogacean gelingt mit "Südcouloir" die Erstbesteigung des T16 (6341 m) im indischen Zanskar...

Eigentlich sollte es nur ein netter Klettertrip mit ein paar Freunden werden, doch irgendwie wurde das ganze eher zu einer Expedition ins Ungewisse...

Alles begann für Cosmin Andron und seine Frau Cristina mit der Suche nach einem geeigneten Projekt für das Jahr 2016. Aber wie das so ist, gab es Projekte und Ziele genug, nur die Finanzierung stellte ein kleines Problem dar. Daher sollte das Ziel in diesem Jahr keine großangelegte Expedition werden, sondern eine selbstorganisierte und steuerfinanzierte Expedition im alpinen Stil mit Freunden. Begleiten sollten sie dabei Karn und Prerna - beide Freunde des Paares.

Ursprünglich wurde Jorkanden als Ziel ins Auge gefasst, doch aufgrund der Nähe zu China sollte das Genehmigungsverfahren des indischen Verteidigungsministeriums für eine Besteigung recht lange dauern und Zeit hatte man für die Vorbereitungen kaum noch... Als Alternative sollte Zanskar herhalten.

Eine japanische Expedition hatte 2011 zahlreiche Berge und Gipfel fotografiert sowie die meisten unbestiegenen Gipfel anhand von "Codenamen" in einer Karte verzeichnet. Mit Hilfe dieser Fotos und Google Earth haben Cosmin und sein Team versucht einen geeigneten Berg für die Besteigung zu finden.

Am 30. Mai 2016 traf Cosmin, der zuvor noch in Nepal war, in Delhi Cristina und bereits am 01. Juni konnte das gesamte Team (Cosmin, Cristina, Prerna und Karn) beim IWF seine Unterlagen für die angepeilten Gipfel T13 und T16 abholen.

Bevor es am 02. Juni losging, stieß noch ein weiterer Expeditionsteilnehmer - Nishit, ein Boulderer und guter Freund von Prerna und Karn - zur Gruppe. Nach einer sehr langen und beengten Reise (in Indien wird in Mini-Vans jeder cm2 und cm3 genützt) kamen sie in Kargil an. Aufgrund der Nähe zu Pakistan hat sich die indische Regierung dazu entschlossen nicht allzu viel in diesen Ort zu investieren, für den Fall, dass Pakistan ihn bombardieren sollte. Daher werden in diesem Ort die Häuser zum Teil auch mit Seilen zusammen gehalten, was für Kletterer ein recht interessanter Anblick sein kann.

Nach einem Shoppingtrip in Kargil um die Vorräte aufzufüllen trafen sie auf Tenzing Thapa, der ihr Koch und BC-Manager werden sollte. Mit ihm und 12 Trägern brach die Gruppe am 07. Juni schließlich in Richtung des geplanten Basecamps auf. Dieses konnte bereits am 08. Juni aufgeschlagen werden und am darauffolgenden Tag brachten die Träger noch das restliche Gepäck.

Nach der ersten Besichtigung des T13, den ersten Annäherungsversuchen und den aufmunternden Lawinensalven des Berges stellte die Gruppe fest, dass dieser von ihnen vermutlich nicht bestiegen werden wird - obwohl die Bilder einfache Besteigungswege vermuten ließen.

Da die Zeit im BC auf 11 Tage beschränkt war, suchten Cosmin und Cristina nach einer Alternative - für sie stellte dies die Südseite des T16 dar, genau gegenüber der Nordseite des T13. Dort hatte Cosmin bei einem Versuch auf dem T13 nämlich eine nahezu perfekte Linie ausmachen können, die von unten bis nach oben verläuft. Das einzige Problem schien im oberen Drittel zu liegen, wo das Gestein möglicherweise überhängend ist. Also standen Cristina und Cosmin nun vor der Wahl, ob sie eine schöne natürliche Linie mit einem Fragezeichen am Ende klettern sollten, oder eine Linie durch gefährliches Terrain. Am Ende entschieden sie sich dafür, das ABC in der Mitte des Gletschers zwischen der Südwand und der Nordwand aufzuschlagen um beide Wände noch einmal genauer zu betrachten.

Foto: Cristina Pogacean
Foto: Cosmin Andron
Foto: Cristina Pogacean
Foto: Cristina Pogacean
Foto: Cristina Pogacean
Foto: Cristina Pogacean
Foto: Cristina Pogacean
Foto: Cristina Pogacean
Foto: Cosmin Andron
Foto: Cosmin Andron
Foto: Cosmin Andron
Foto: Cristina Pogacean
Foto: Cristina Pogacean
Foto: Cosmin Andron
Foto: Cristina Pogacean

Da für die anderen Expeditionsteilnehmer diese beiden Optionen nicht in Frage kamen, erklärten sich Karn und Nishit dazu bereit nach Padum zu gehen, um die Träger für den 18. Juni zu bestellen während Prerna und Tenzing im BC die Stellung hielten.

Am 14. Juni brachen Cosmin und Cristina zum ABC auf etwa 5200 m auf. Da in der Nacht zahlreiche Lawinen von T13 abgingen war es leicht eine Entscheidung zu fällen und so stellten die beiden den Wecker auf 3 Uhr morgens.

Wie sich herausstellte war das Couloir so wie erwartet - es zog mit einigen 75° steilen Abschnitten gerade den Berg hinauf. Aufgrund des frühen Aufbruchs kamen die beiden gut voran und durch die abgehenden Lawinen und den Steinschlag am T13 wurden sie in ihrer Entscheidung bestärkt. Erst als die Sonne in die Wand brannte und die beiden keinen geeigneten Unterschlupf fanden, kam so etwas wie Skepsis auf...

Nach einer langen und mühsamen Warterei unter ihren GorTex-Jacken kletterten sie am Abend noch eine weitere Seillänge, bevor sie sich an einem Eisfall (mehr Wasserfall als Eisfall) dazu entschieden umzukehren und bei ihrer "Sonnenbank" ein Biwak einzurichten.

Am nächsten Morgen konnten sie nach einer kleinen Odyssee den Eisfall überwinden - Cosmin hatte daran gedacht 2 Eisschrauben mitzubringen - doch die nächste Herausforderung wartete bereits in Form einer konglomeratähnlichen Passage auf sie. Sie entschieden sich für die "sportliche" Überwindung und brachten auch diese Seillängen mit langen Run-outs auf dünnem Eis hinter sich.

Da sie nicht wussten wie die Kletterei weiter oben aussehen würde und sie einiges an Zeit in der konglomeratähnlichen-Passage verloren hatten, entschieden sie sich dazu, ein geeignetes Biwak zu suchen. Besonders geeignet war es dann doch nicht, eine kleine Person konnte sich zwar recht gemütlich hinlegen, doch die zweite Person durfte sitzend die Nacht verbringen und sich darauf freuen, dass am nächsten Tag seine Partnerin mit dem Vorstieg dran war.

Nach einer schlaflosen Nacht für Cosmin erreichten er und Cristina nach einigen schneeigen und nassen Seillängen eine schöne, trockene und vor allem gut abzusichernde Wand. Die Kletterei in dieser wurde nach oben hin immer besser und am Nachmittag erreichten sie den bzw. einen der Gipfel (6341 m) des T16 - welcher der Hauptgipfel und der höchste Gipfel ist, ist nicht ganz klar...

Nach einem langen Abstieg erreichten sie am 18. Juni um 03:00 Uhr in der Früh das BC und nach einer zu kurzen Nacht wurde dieses bereits abgebaut und man trat den Rückweg nach Padum an.

Die von Cosmin und Cristina erstbegangene Route auf den Südgipfel (6341 m) des T16 trägt den Namen "Supercouloir", ist etwas über 1000 m lang, max. 75° steil und wurde von ihnen mit WI 4, M5/6, 6b und C1 bewertet.

Den genauen Expeditionsbericht von Cosmin Andron gibt es hier...



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