Sportklettern im Herzen Andalusiens
Juan kam ganz nahe an mein Ohr und flüsterte nur „Espiel“. Das war also der Geheimtipp im Hinterland Cordobas. Sicher ist Espiel heute kein Geheimtipp mehr und Juan hat seine Kletterschuhe inzwischen gegen Reitstiefel eingetauscht und züchtet Rinder. Doch der wunderbare Fels, das schöne Ambiente und das dichte Routennetz bieten immer noch eine große Anziehungskraft.
Für Kletterer wurde beim lauten und staubigen Steinbruch vor einiger Zeit extra ein Parkplatz angelegt. Zu Fuß geht es leicht bergan durch Aprikosenplantagen zum alten Parkplatz. In der bis zu drei Seillängen hohen Wand oberhalb des Parkplatzes befinden sich einige kleine Sektoren mit leichten und alpinen Routen. Leider sind die Haken und Umlenker nicht in allen Bereichen optimal, deshalb wird die Wand eher selten besucht.
Zwar sind es zum hinteren Sektor nochmals einige Minuten, doch es lohnt sich. Die Felsqualität ist hervorragend und auch der Punkt Absicherung kann hier problemlos abgehakt werden. Gleich die ersten Sektoren bieten eine große Auswahl an perfekten Routen.
Der Fels ist rau, leicht überhängend, abwechslungsreich strukturiert und wunderbar griffig. Das absolute Highlight ist sicherlich die „Come carne“ 6b+ oder 6c, wenn man beide Längen zusammen klettert. Weiter rechts zieht eine mit Ketten gesicherte gestufte Rinne hinauf, aus der einige steile plattige Routen starten. Zwar ist der Platz an den Einstiegen oftmals etwas knapp, doch sollte man sich den steilen „Tanz“ auf den Platten keinesfalls entgehen lassen.
In den hinteren Sektoren hat man in der unteren Etage wieder viel Platz an den Einstiegen. Einige Bäume sorgen für ausreichend Schatten und laden geradezu zu einem gemütlichen Picknick am Mittag ein. Leider sind viele der leichteren Routen auf den mit unzähligen Tropfenlöchern überzogenen Platten schon etwas abgriffen. Doch auf der ersten Etage findet man wieder die ursprüngliche Felsqualität. Dafür hat man wieder etwas weniger Platz an den Einstiegen.
Facts
Es gibt derzeit ca. 300 Routen in Espiel. Der Scherpunkt liegt bei 5c bis 7a. Die Felsen sind süd- bis westseitig ausgerichtet. Durch die sonnenseitige Ausrichtung findet man selbst an den kältesten Tagen im Jahr angenehme Temperaturen. Ab Anfang Mai dürfte es definitiv zu heiß sein. Die Zugangszeit beträgt je nach Sektor ca. 14 bis 25 Min.
Absicherung & Bewertung
Die Absicherung ist in den vorderen Sektoren wie eingangs schon beschrieben eher mit einem kritischen Auge zu beurteilen. Zwar sind inzwischen viele alte Routen saniert, doch gibt es immer noch einige (vor allem längere Routen), die uralte Haken haben. Hier ist vor allem bei den gefürchteten Drahtumlenkern der eine oder andere Schutzengel dringend nötig. In den hinteren Sektoren sind alle Routen bestens abgesichert. In allen Routen stecken sichere Fixe Haken. Und alle Umlenker sind mit soliden Ketten ausgestattet.
Übernachten & Essen
Für das Vorabendprogramm gibt es im Industriegebiet El Caño 1unterhalb des Steinbruchs eine schnell erreichbare Bar mit Restaurant. Zur warmen Jahreszeit kann man gemütlich vor die Bar ins Freie sitzen. Weitere Bars und Restaurants findet man in Espiel am Dorfplatz. Wer ein gehobenes Unterhaltungsprogramm sucht, wird wohl nur im knapp 50 Kilometer entfernten Cordoba fündig.
In Andalusien besteht ein generelles Zeltverbot. Leider wird dies oftmals missachtet und es wird in den Aprikosenhainen am Parkplatz gezeltet, was allerdings der Bauer nicht gerne sieht. Wer dennoch zelten möchte findet eine „Zona acampada“ (hier darf man für wenige Euro legal zelten) am alten Bahnhof von Espiel einen einfachen Campingplatz. Hier ist auch der preiswerte Kletterführer von Espiel erhältlich. Alle gut gesicherten Routen sind im Auswahlführer Roca España Süd von Lobo-edition enthalten.
Anreise & Alternative Gebiete
Espiel gehört neben El Chorro, Loja oder Cahorros bei Granada zu den größten Gebieten Andalusiens. Sicherlich wird kaum ein Kletterer nur wegen Espiel in den Süden Spaniens reisen. Doch eine Rundreise, startend in El Chorro das man günstig und preiswert mit dem Flieger erreichen kann, bietet sich an.
In der direkten Umgebung von Espiel gibt es das kleine Gneis-Klettergebiet Adamuz mit vielen leichten und mittelschweren Routen. Zwar gibt es noch bei Belmez einige Gebiete, doch sind die entweder äußerst kompliziert zu erreichen oder wenig attraktiv. Um die Stadt Jaén gibt es inzwischen ein große Auswahl an Klettergebieten, die sich auch für kalte Tage sehr gut eignen. Der einzigste Haken es gibt weit und breit keinen Campingplatz dafür aber einige sehr günstige Hostals oder Hotels.
Der gemäßigte Kletterer findet in Alfacar bei Granada oder in El Castillejo bei Motril sehr schöne Routen. Los Vados gleich bei Motril eignet sich für die kältesten Tage im Jahr. Ganz im Südwesten bei Tarifa gibt es das abwechslungsreiche Sandstein-Klettergebiet San Bartolo. Grazalema im Hinterland bei Ronda oder Benaojan sind weitere Highlights Andalusiens. Und das ist nur eine kleine Auswahl an Gebieten Andalusiens.
Roca España - neuer Sportkletterführer Lobo-Edition
Im neuen Sportkletterführer Roca España von Lobo-edition sind 49 Gebiete in Andalusien und 115 Gebiete im Süden Spaniens, insgesamt ca. 5.800 Routen enthalten.
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