Es mag für gelernte Österreicher ein bisserl paradiesisch klingen, aber in vielen Nachbarländern dürfen Forststraßen selbstverständlich von Mountainbikern benützt werden, ohne dass diese fürchten müssen, per Diskussion, in schlimmen Fällen per Genickwatsche oder Hüftschuss vom Bike geholt zu werden.
Wo Österreichs Waldbesitzer bislang Wege freigaben, war oft eine längere Diskussion nötig, die allerdings auch nicht ganz unverständlich ist: Theoretisch haften die Waldbesitzer für die Qualität ihrer Wege, theoretisch könnte ein Mountainbiker, den’s hinprackt, den Waldbesitzer auf Schadenersatz klagen, was ein paar ganz Dumme auch schon getan haben.
Argumentationskette
In all diesen Fällen wurden allerdings die Wegehalter (zu Recht) freigesprochen, daher sieht Gerald Simon, der Initiator der Bürgerinitiative, keinen Nachteil für Waldbesitzer durch eine Freigabe der Wege – auch soll noch vor der Freigabe die Haftungsfrage für Wegehalter eindeutig entschärft werden.
Weitere Argumente hat Gerald Simon penibel recherchiert, hier ein winziger Auszug:
- Das aktuelle Forstgesetz stammt aus dem Jahr 1975, damals waren am Mountainbike erst ein paar Pioniere unterwegs, und keiner davon in Österreich.
- Unfälle mit Mountainbikes sind verschwindend selten, Zusammenstöße mit Wanderern wurden überhaupt nie gemeldet.
- Das Wild flüchtet vor Mountainbikern auch nicht heftiger als vor Wanderern, Schwammerlsuchern oder den Geländewagen der Förster und Jäger.
- Ein Forstweg ist kaum per Mountainbike zu zerstören, und ökologisch sensible Waldgebiete könnten (wie bislang) punktuell gesperrt werden.
- Das Mountainbiken ist ein wesentliches Standbein des Tourismus, und wer dafür nicht ins Ausland reisen muss, kann auf dieser Reise auch kein CO2 emittieren.
- Mountainbiken dient der Gesundheit, ein wichtiges Argument in Zeiten des Bewegungsmangels. Und nach dem geltenden Forstgesetz dürfen theoretisch nicht einmal Rollstuhlfahrer eine Forststraße befahren, auch hier ist gesetzliche Änderung nötig.
Dass Initiator Gerald Simon gelernter Förster ist, verleiht der Initiative zusätzliche Glaubwürdigkeit, er selbst sieht sich aber zwischen zwei Blickwinkeln, die perfekt miteinander auskommen, wenn beide möchten – immerhin geht’s um Verständnis füreinander und respektvolles Erleben der Natur. Ein schönes Schlusswort. (Dietrich P. Dahl, derStandard.at)
Alle Infos
Die Bürgerinitiative - Gesetzliche Grundlagen, alle Argumente und Unterschriftenformulare als Download. Die Unterschriftenaktion läuft bis 15. Juni 2007.
Quelle und gesamter Bericht: derStandard.at
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