Einer der Griffe in der sog. "Schwarzen Platte" am Sas Bece Westgrat. Einer der Griffe in der sog. "Schwarzen Platte" am Sas Bece Westgrat.
12 September 2018

Geklebte Griffe bei leichtem Dolomiten-Klassiker !

Eine Dolomiten Kletterroute im 4ten Grad wurde mit Bohrhaken saniert, mit den geklebten Griffen wurde aber deutlich über das Ziel hinaus geschossen….

Wir waren in den Dolomiten unterwegs und suchten für den Nachmittag noch eine leichte Route mit kurzem Zustieg. Unsere Wahl fiel auf den Sas Bece Westgrat beim Pordoi Pass, eine 6 Seillängen-Tour im 3ten und 4ten Grad, mit einer Schlüsselseillänge im 4ten. Wir hatten ein Topo von Mauro Bernadi mit, auf dem Normalhaken, Köpferl(schlingen) etc. eingezeichnet waren.

Nach der ersten Seillänge kamen wir zu einem Bohrhakenstand, an dem im Grunde nichts auszusetzen war - solide Standplätze sind aus unserer Sicht bei Sanierungen o.k. Es folgte dann ein Bohrhaken als Zwischenhaken – das war auch noch im Rahmen. Unterhalb der Schlüsselseillänge, der sogenannten „Schwarzen Platte“ blieb mein Blick aber an einem weißen Stein in der Schwarzen Platte hängen. Schon komisch, dass der Stein genau dort liegen bleibt, wenn er von oben runter fällt… (das war unser erster Gedanke).

Beim ersten Bohrhaken fiel uns dann aber unten links ein markanter Tritt auf. Nach genauem Hinschauen war zu erkennen, dass der Tritt an die Wand geklebt wurde. Auch ohne Tritt war die Stelle nicht schwerer als von Mauro Bernadi angegeben (UIAA 4). In der Platte dann die böse Überraschung: Nach einem gebohrten Griff bei einem Bohrhaken (obwohl genau darunter gute Griffe zum Einhängen waren) kamen noch 2 Klebesteine mitten in der Schwarzen Platte.

Weiße, geklebte Griffe in der "Schwarzen Platte“!

Was hat den Sanierer dazu getrieben, an einem Dolomiten-Klassiker solche Veränderungen vorzunehmen - große Steine in eine 4er-Tour zu kleben! Wer war dieser Übeltäter und was waren die Beweggründe für seiner Aktion? Auch Mauro Bernadi, dem die Klebeaktion auch schon aufgefallen ist, konnte uns dazu nichts darüber sagen. Wir vermuten, dass der Übeltäter evtl. ein örtlicher Tourenführer ist, der mit seinen Gästen auf den Sas Bece über den Westgrat aufsteigt und dann auf der auch neu errichteten Selfmade-Ferrata den Berg auf dem Nordgrat überschreitet.

Für seine vermutlich primär nicht kletternden Gäste ein tolles Abenteuer – für Liebhaber von Dolomiten-Klassikern aber ein NICHT hinnehmbarer Tatbestand. Im UNESCO Weltnaturerbe (den Dolomiten) sollte man behutsam mit Veränderungen vorgehen. Die Bohrhaken an den Standplätzen und dazwischen sind noch vertretbar, mit den großen geklebten Griffen (die noch dazu nicht wirklich etwas bringen) schießt man aber mehr als deutlich über das Ziel hinaus!

Anm.: Wie viel Grips der Griffkleber - der vermutlich auch die Selfmade-Ferrata auf dem Nordgrat gebaut hat – in seinem Kopf mit herumträgt, zeigt die Befestigung einer der Leitern an der Ferrata. Es wurden zwei Gewindestangen in den Fels gebohrt, die Leiter mit einfachen Kabelbindern (die natürlich nicht UV-Beständig sind und keine große Belastung aushalten) daran befestigt. Wenn dort seinen Gästen oder einem anderen Bergsteiger etwas passiert, ist der Erbauer vermutlich voll haftbar und seine Versicherung wird nichts zahlen (bei dem Bau von Klettersteigen muss man sich an gewisse Normen halten und es braucht vor allem eine Genehmigung!).

Routeninfo Sas Bece Westgrat: mehr.... 



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