Kurz vor der Gruttenhütte. Kurz vor der Gruttenhütte.
03 März 2003

Kaiser Express - eine kaiserliche Skidurchquerung in Tirol

Wir haben diese äußerst eindrucksvolle Durchquerung gemacht - ein Muß für alle Kaiser-Fans !

Kaiser Express - eine kaiserliche Skidurchquerung

Es ist kurz nach 8 Uhr morgens als unser Auto die Mautstelle bei der Wochenbrunneralm passiert und widererwartend springt das alte Männchen heute nicht aus der Mauthütte. Perfekt, wir sparen uns mind. 20 min, denn so lange hätte es wohl gebraucht der "Palastwache" zu erklären, dass wir heute kein Geld mithaben, aber trotzdem eine Audienz beim Kaiser wollen.

Um 8:20 geht es los, wir starten durch den anfangs flachen Hang zur Gruttenhütte, der am Ende in eine Steilstufe übergeht. Hier treffen wir auf anderes Volk auf dem Weg zum Kaiser, trotz des Wochentages sind einige Besucher da.

Mit Ski hinauf bis zum Palasttor

Nach der Hütte leicht links am Gruttenköpfl vorbei und die z.T. schon gut aufgefirnte Rinne hinauf zur Roten Rinn Scharte. Siehe da, obwohl wir unsere Waffen - die Harscheisen - vergessen hatten, konnten wir mit Ski fast bis in die Scharte aufsteigen. Auch hier sind wir nicht allein, vor dem Palasttor wartet schon ein Pärchen geduldig in der Sonne.

Nach kurzer Rast und Lagebesprechung beschließen wir weiter vorzustoßen. Einer von uns schnallt die Steigeisen an - man weiß ja nie, was einen im Inneren des Palastes erwartet, doch die Luft ist rein und so wird auf Skiern abgefahren - wir treten ein ins Kaiserreich!

Treppen sind etwas tückisch und der harte "Marmor"

Doch die Treppen sind etwas tückisch und der harte "Marmor" verlangt gute Konzentration, um so tiefer man kommt, um so besser geht's aber. Hinab durch den Scharlinger Boden, zuerst durch den oberen - vorbei am Einstieg des Kaiserschützensteiges mit der berüchtigten Halt Platte - in den unteren - hier wirken die Plattenflucht der Kleinen Halt und die Wandfluchten vom Gamskarköpfel wie Korridore, die ins Zentrum hinabführen.

Direkt unter den Felsabbrüchen der kleinen Halt geht es abwärts, am Schluss durch den Wald bis wir auf einen breiteren Gang - die Froststraße - zwischen dem Hans Berger Haus und Hinterbärenbad treffen.

Es ist ruhig, kein geschäftiges Treiben wie im Sommer, wir sind allein. Da keiner da ist, wir eh kein Geld haben und die Durchquerung noch etwas dauert, ziehen wir weiter. Zuerst wieder durch Wald, dann über steile, teils schon fleckige Hänge hinauf zur Pyramidenspitze.

Siebenstündiger Marsch durch die kaiserlichen Paläste

Die Sonne brennt und uns zieht es nach kurzer Gipfelrast in den letzten dunklen Gang, die Egersgrinn. Nach einigen Metern wartet noch eine letzte steile Stufe auf unsere Konzentration. Alles klar, wir schwingen hinab, der Rest ist nur noch Routine und am Ende geht es sogar eine gemütlicher Forststraße hinab. Auf dem Gipfel haben wir bei zwei "einheimischen Bayern" noch eine Empfehlung für das optimale Erreichen des falsch geparkten Zweitautos eingeholt. Der Gegenanstieg von 20 Hm war uns aber dann doch zu mühsam.

So trafen wir endlich nach siebenstündigen Marsch durch die kaiserlichen Paläste auf ihn, den Liftkaiser der Aschinger Alm. Er gewährte uns Audienz und unser Wunsch war denkbar klar: "Wir haben uns verkoffert, unser Auto falsch geparkt und kein Geld mit , dürfen wir bitte einmal gratis mit dem Lift rauffahren, um ins richtige Schigebiet queren zu können?"

Unsere Bitte wurde uns gewährt und die Tour endete mit einer kaiserlichen Liftfahrt :-)

Eckdaten der Tour

Routenführung: Wochenbrunner Alm - Gruttenhütte - Rote Rinn (ca. 45°) - Rote Rinn Scharte - Scharlinger Boden ( ca. 45° nordseitig) - Anton Karg Haus/Hinterbärenbad - Öchselweidkar - Pyramidenspitze - Egersgrinn - Aschinger Alm (ca. 10 km Luftlinie!)

Dauer: 5 - 9 Stunden

Aufstiegsmeter: 2300 m

Karten: AV-Karte Kaisergebirge (Nr. 8)

Kompass: Kaisergebirge (Nr. 9)

Die genaue Routenbeschreibung mit Track für den Kaiser Express.

Sehr schöne Frühjahrestour die nur bei sichersten Lawinenverhältnissen gemacht werden darf. Südseitige Aufstiege, Achtung in den nordseitigen Rinnen! Unbedingt ein zweites Auto in Walchsee parken!

Text und Fotos: Axel und Andreas Jentzsch



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