Neues, extrem alpines Highlight in den Zillertaler Alpen
Die eingespielten Seilschaftspartner und international sehr erfolgreichen Wettkampfkollegen Jorg Verhoeven und David Lama konnten in diesem Jahr eine ganze Reihe extrem alpiner Klassiker eröffnen.
Ein Meisterstück aller erster Klasse dürfte ihnen wohl mit der Erstbegehung der "Desperation of the Northface 7b" an der 800 m hohen Sagzahn NO Wand gelungen sein.
Diese Wand ist bekannt durch ihre teils brüchigen und teils bombenfesten Felsabschnitte. Durch die Höhe des Berges kann die Wand auch im Sommer leider oft über Nacht vereisen.
Nachdem sich die beiden Meister bei einem Grillabend bei mir davor noch Detailinfos und Fotos holten, waren sie am nächsten Morgen bereits in der Wand, wo sie die Höhe des "Schiefen Risses" erreichten. Sie benötigten also einen weiteren Tag für die Begehung.
Termine mit ihren Sponsoren bewirkten, dass sie am zweiten Tag erst um 11 Uhr abends von Innsbruck Richtung Geraer Hütte aufbrechen konnten. Der Hüttenwirt sperrte den beiden noch freundlich ein Zimmer auf, so dass sie von 1 - 4 Uhr noch etwas schlafen konnten, bevor sie im dunkeln in Richtung Nordwand aufbrachen.
30m-Flug zupft Normalhaken
Begonnen hat dann alles damit, dass David in einer der ersten Seillängen - die leider nass war - ausrutschte und einen weich gesicherten, ca. 30 m Flug absolvierte, bei dem es einen Normalhaken zupfte und erst der 2te, nur abgebundene Haken hielt.
Nachdem sie nach einem ersten Schock an diesem Tag aber doch den Gipfelgrat erreichen konnten, begann die Abseilfahrt erst bei einbrechender Dunkelheit. Dabei hinterließen die zwei an einigen Ständen einen handgebohrten 8mm Bohrhaken. David und Jorg stritten sich beinahe um diese Arbeit, weil ihnen dabei wieder wärmer wurde.
Die Neutour wurde lediglich mit Normalhaken und mobilen Sicherungsmitteln geklettert. Mitten in der Nacht holte sie der Sohn des Hüttenwirtes vom Wandfuß ab und der Wirt brachte die beiden erschöpften Meister mit der Materialseilbahn ins Tal.
Hut ab und Gratulation zu dieser alpinen Meisterleistung! Als ich sie am nächsten Tag wieder sah, waren die Kommentare unabhängig von einander: "Ich bin nur froh, dass diese Geschichte, von der wir besessen waren und die uns einige Tage beschäftigt hat endlich vorbei ist".
Vorsicht: Es handelt sich um ein äußerst ernstes Alpinunternehmen, man sollte laut Aussagen der Erstbegeher ca. 7b on sight klettern können (7b oblig.) und im Einstiegsbereich herrscht extreme Steinschlaggefahr.
Text&Infos: Reinhold Scherer; Bilder: Lama/Verhoeven
Topo: Desperation of the Northface 7b
Webtipp:
Kletterzentrum Tivoli - mit noch mehr Infos über Neutouren bei der Gerear Hütte
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