Kilian Fischhuber holt Silber
Die erste Chance auf eine Medaille für den Österreichischen Wettkletterverband hatte dabei Kilian Fischhuber im Boulderfinale der Herren, das den Auftakt der drei samstäglichen Medaillenentscheidungen (Boulder Herren, Vorstieg Damen, Speed Damen) bildete.
Kilian Fischhuber, der seit 2005 insgesamt fünfmal den Boulder-Gesamtweltcup gewann, jedoch ebenso lange auf den Gewinn seiner zweiten WM-Medaille nach WM-Silber 2005 in München (GER) wartete, legte einen furiosen Finalstart hin. Mit zwei Flashs in den ersten beiden Bouldern (Lösung des Boulders im ersten Versuch) sah es danach aus, als könnte sich Fischhuber nicht nur den Traum von der WM-Medaille erfüllen, sondern auch den Traum vom Einzel-Gold, dass Fischhuber bisher bei Großereignissen stets verwehrt blieb.
Aber Boulder Nummer drei brachte im Finale die Entscheidung zu Ungunsten von Kilian Fischhuber. Während Fischhuber weder die Zonen- noch die Topwertung erreichen konnte, gelang es dem russischen Titelverteidiger Dmitrii Sharafutdinov diesen Boulder zu lösen und an Fischhuber vorbeizuziehen. Am letzten Boulder machte Sharafutdinov dann alles klar. Mit einem Flash holte er sich nach 2007 und 2011 erneut den WM-Titel im Boulderbewerb der Herren.
Kilian Fischhuber, der auf seinen Einsatz am letzten Boulder wartend anhand des frenetischen Jubels der 9000 Zuseher natürlich mitbekam, dass sich Sharafutinov soeben den Weltmeistertitel sicherte, steckte jedoch nicht auf sondern bewies Nerven aus Stahl. Angefeuert von Lebensgefährtin Anna Stöhr, dem kompletten ÖWK-Team und vom restlichen Publikum flashte auch Fischhuber den letzten Finalboulder und kürte sich zum Vizeweltmeister vor dem russischen Gesamtweltcupsieger Rustam Gelmanov.
„Ich freu mich natürlich über Silber. Dennoch ist es bitter, dass ich es in meiner langen Karriere nie geschafft habe Weltmeister zu werden!“ war Fischhuber im ersten Moment am Boden zerstört. Die Niedergeschlagenheit schlug jedoch recht schnell in Zufriedenheit und Erleichterung über eine erneute Weltklasseleistung und der Realisierung des Medaillentraums um.
Gold und Bronze durch Eiter und Ernst
Angela Eiter, die nach dem Halbfinale noch gestand, „so nervös wie selten zuvor gewesen zu sein“, wirkte bei der Vorstellung der Finalistinnen und der gemeinsamen Routenbesichtigung mit Teamkollegin Johanna Ernst locker und gelöst wie lange nicht mehr.
„Paris ist definitiv meine letzte WM. 2014 werde ich sicher nicht mehr bei der WM dabei sein. Deshalb wollte ich noch einmal unbedingt ins Finale. So eine Stimmung wie hier gibt es sonst nirgendwo. Ich werde es einfach genießen und meine Routine spielen lassen!“ gab Eiter die Devise vor dem letzten WM-Finale ihrer Karriere aus.
Dementsprechend befreit stieg Eiter als vierte Athletin in die Finalroute ein. Zug um Zug wurde Eiter in der Finalroute sicherer und entschlossener und kletterte bis zu einer Höhe von 48+, bevor sich Eiter in Führung liegend - lediglich wenige Züge vom Top entfernt - ins Seil fallen lassen musste. Nach ihr scheiterte die Halbfinaldritte Japanerin Momoka Oda bei einer Höhe von 42+.
Als Vorletzte trat dann Johanna Ernst, Zweitplatzierte nach dem Halbfinale, vor die ausverkaufte Halle, in der sie 2008 den Europameistertitel gewinnen konnte. Ernst kletterte ähnlich entschlossen und befreit wie Eiter und erreichte nach einem tollen Fight eine Höhe von 42+ die zu Zwischenrang zwei hinter Eiter reichte. Als die Halbfinalführende Koreanerin Kim JAIN als letzte Athletin in die Finalroute einstieg, war bereits klar, dass für Österreich die Medaillen zwei und drei bereits fixiert sind. Offen waren nur noch die Medaillenfarben.
Knapp 7 Minuten später war aber auch diese Frage geklärt. Für Kim JAIN war bei einer Höhe von 44+ Endstation. Ein Raunen ging durch die Halle, frenetischer Jubel brach aus und ein historischer Moment war gekommen. In Tränen aufgelöst umarmte Angela Eiter ihren langjährigen Erfolgstrainer Reini Scherer, der als einer der ersten Gratulanten seine „Angy“ in die Arme nahm.
„Hier in Paris Gold zu gewinnen ist ein magischer Moment. Das ist einer der emotionalsten Momente in meinem Leben. Danke an alle, die immer zu mir halten! Ich freu mich jetzt darauf mit Kilian, Johanna und unserem gesamten Team zu feiern “ rang Eiter im Moment des Sieges um Worte.
Aber auch Johanna Ernst strahlte über das ganze Gesicht: „Bronze zu holen ist genial. Angy und ich am Podest. Kili (Anm. Kilian Fischhuber) mit Silber! Das müssen wir feiern!“ war Johanna Ernst in Partylaune nach dem Gewinn der zweiten WM-Medaille in ihrer Karriere.
Jakob Schubert holt erstes Vorstiegsgold für Österreich
Jakob Schubert kam nach Paris um den ersten Weltmeistertitel eines Österreichers im Vorstieg zu holen. Eine klare Ansage die Schubert vor den Titelkämpfen öffentlich kundtat und Schuberts Entschlossenheit erkennen ließ . Im „Grand Final“ am späten Sonntag Nachmittag ließ Schubert dann seinen Worten Taten folgen. Mit dem „Fight seines Lebens“ wie Schubert das Finale bezeichnete kürte sich der Tiroler mit einer Höhe von 52 souverän zum Weltmeister im Vorstieg vor dem Kanadier Sean McColl (47) und dem Tschechen Adam Ondra (41). Titelverteidiger und Topfavorit Ramon Julian Puigblanque, der nach dem Halbfinale noch in Führung lag, musste sich mit dem vierten Rang begnügen.
„Ich war in Paris an allen Tagen extrem locker. Ich verspürte in keinem Moment Nervosität und nach den ersten Zügen in der Wand war mir klar, dass ich heute die Form habe, um mir den Traum vom Titel zu erfüllen. Als ich bei einer Höhe von 52 aus der Route fiel war ich überglücklich. Mehr wäre nicht möglich gewesen. Deshalb hätte auch Silber wie Gold geglänzt. Mit Gold ist nun mein großer sportlicher Lebenstraum in Erfüllung gegangen!“ sprudelte es aus Schubert nach dem Titelgewinn förmlich heraus.
Stöhr gewinnt WM-Bronze im Bouldern
Anna Stöhr, Titelverteidigerin und Topfavoriten auf WM-Gold im Boulderbewerb der Damen erreichte in einem spannenden Finale am frühen Sonntag Nachmitag den dritten Platz und sicherte sich somit ihre sechste Medaille bei Großereignissen en Suite seit 2007. Für die Überraschung des Tages sorgte die Französin Mélanie Sandoz, die sich vor Heimpublikum den WM-Titel holte. Silber ging ebenfalls an eine Überraschungsdame. Die Russin Olga Iakovleva, die heuer nach einer neunjährigen Pause wieder in den Weltcup zürückkehrte, ließ überraschend Anna Stöhr hinter sich und belegte vor der Tirolerin Platz drei.
„Ich habe heute Bronze gewonnen und nicht Gold verloren. Es war heute nicht ganz mein Tag und ich hatte Schwierigkeiten den Rhythmus zu finden. Sandoz und Iakovleva waren heute einfach stärker. Deshalb bin ich mit Bronze mehr als zufrieden!“ fand Stöhr anerkennende Worte für die beiden Erstplatzierten.
Webtipp: Österreichischer Wettkletterverband
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