Florian Thamer - 7.7.1976 bis 12.2.2017 Florian Thamer - 7.7.1976 bis 12.2.2017
17 Februar 2017

„Pfiat di, Burli“!

Florian Thamer - 7.7.1976 bis 12.2.2017

Am 12.2. verunglückte der niederösterreichische Bergsteiger Florian Thamer beim Eisklettern in den Ötschergräben. Ein Nachruf von Michael Kräftner:

„Pfiat di, Burli“!  

Florian Thamer - 7.7.1976 bis 12.2.2017 

Im vollen Bewusstsein, dass der Nachruf über einen nahestehenden Menschen immer eine sehr subjektive Sichtweise ist und in keinem Falle alle Facetten des gesamten Lebens beinhalten kann, ersuche ich um Verständnis bei allen, die diesen- alpinistischen- Nachruf über meinen Seilpartner, Freund und Weggefährten Flo für lückenhaft und unvollständig halten.

August 2006 - ich suchte verzweifelt nach einem Partner für eine Nordwandunternehmung, stieß zufällig auf einen Namen im Netz - Florian Thamer - und begann, eine e-mail zu schreiben…

Über ein Jahrzehnt später, nach hunderten gemeinsamen Unternehmungen und geprägt von einem Menschen, der es vortrefflich verstand, aus mir so etwas wie einen „Bergsteiger“ zu machen, ringe ich noch immer um Fassung und versuche, meine Gedanken zu ordnen und nieder zu schreiben.

Wir waren von Beginn an ein optimales Gespann. Flo, der erst mit 25 Jahren die Begeisterung für das Klettern entdeckte und voll in diesen Sport hineinkippte, war immer der große Lehrmeister in Fels und Eis. Unbeugsam in seiner Meinung, unerbittlich in der richtigen Handhabung von Seil und Material, gab er mir und einer ganzen Schar von anderen Kletterern das entsprechende Handwerkzeug für den weiteren sportlichen Lebensweg mit.

Gleichzeitig hatte Flo immer ein Lachen im Gesicht und seine Fröhlichkeit und gute Laune steckte jeden an. Er schöpfte seine unendliche Kraft und Motivation gleichsam aus dem Erlebten am Berg wie aus seiner Beziehung mit Bernadette, die er schon jahrelang kannte und liebte, und die er schließlich auch vor zwei Jahren heiratete. Seine Liebe zu ihr war echt und authentisch und unzählige Male betonte er die Wichtigkeit seiner Beziehung, aus der auch zwei Jungs hervorgingen.

Wir sprachen über den Tod am Berg und reflektierten alle uns bekannten Unfälle oder Grenzsituationen, um daraus zu lernen. Einhellig waren wir der Meinung, dass das Risikobewusstsein der Menschen in allen Lebenslagen steigt und in bedenkliche Höhen führt. Flo arbeitete hier mit seiner bestimmten Art und Zielstrebigkeit ganz bewusst dagegen: „Lieber einmal mehr umdrehen als einen Unfall riskieren“ waren seine treffenden Worte dazu.

Planung war alles bei ihm und die Kontaktaufnahme seinerseits sah sehr oft so aus:“ Was mach ma am Wochenende? Wir brauchen einen Plan!“ Dazu gehörte immer auch ein Plan B: „Wenn du nur einen Plan A hast, und es passen dann die Verhältnisse nicht, drehst du umso schwerer um und verzichtest nicht auf die Tour“ war sein Credo und danach lebte er.

Sein Lieblingswort schlechthin war „Redundanz“. Flo´ s Standplätze am Berg waren gleichsam legendär wie gefürchtet- wie oft hat er seine Standplätze fotografiert und versucht, sie zu verbessern. Als Partner konnte man nicht immer seine hohen Ansprüche diesbezüglich voll befriedigen. Der Lerneffekt aber war gewaltig. Fünf Sekunden Aufenthalt am Standplatz waren vier Sekunden zu viel für ihn. Doch wenn nach einer Tour alles gepasst hatte, war er voll des Lobes für seine Partner!

Flo brauchte lange, um sich auf die zuletzt für ihn so wichtige und zentrale Fliegerei einzulassen. Jahrelang beobachtete er mich- und erkannte sofort, dass dieser Sport nichts ist, was man „so nebenbei“ betreiben kann und darf. Er kämpfte lange mit sich und dieser Entscheidung, bedeutete diese ja auch einen Verzicht auf andere Dinge, die er am Berg so liebte. Der Traum eines abschließenden Fluges ins Tal nach einer geglückten schweren Bergfahrt rückte immer mehr ins Zentrum seiner Gedanken. Ich konnte nun so vieles zurückgeben, was er mir in den Jahren zuvor als „Mentor am Berg“ beigebracht hatte- ich wurde zu seinem (Zitat): „Flugmentor.“

Flo musste sich plötzlich unterordnen und lernen, dass es (lebens) wichtig war, auf andere zu hören. Umso stolzer war ich, dass er das bei mir akzeptierte, annahm und versuchte, das Gehörte auch umzusetzen. Flo war diesbezüglich wissbegierig und entschlossen, all das zu tun, was ich sagte. Ging`s mal mit Kilian zum Baden, war garantiert eine Stunde „Schirmhandling auf der Nachbarswiese“ dabei!

Flo´s Erfolge am Berg sind zahlreich und gut dokumentiert auf seiner Homepage, die auch immer mehr zur Inspiration und Ermunterung für manch andere Bergsteiger wurde und ist.

So vieles könnte ich noch berichten, so viele G`stanzln und G´schichtln erzählen… Ein Zitat des Dalai Lama passt wohl sehr gut zu ihm:

Es gibt nur zwei Tage im Jahr, an denen man so gar nichts tun kann:

Der eine heißt GESTERN, der andere heißt MORGEN.

Also ist HEUTE der richtige Tag um zu lieben, zu glauben, zu handeln und vor allem-

ZU LEBEN!

Michl Kraeftner

www.bergtraum.at

Abgesehen vom seelischen Schmerz durch Florians Tod kommen auf Burnie und ihre Söhne auch finanziell schwierige Zeiten zu. Bestattungskosten, Wegfall eines Einkommens, Burnie noch in Karenz, etc.

Jürgen Krenmayr hat ein Spendensparbuch eröffnet auf das jeder, der gerne etwas geben möchte, etwas einzahlen kann.
Das Sparbuch lautet auf "Bernadette" (bei der Überweisung als Empfänger unbedingt angeben)
IBAN: AT802020500010524791



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