Michi Wohlleben über seine schwierige Mixed-Erstbegehung bei Ehrwald...
Die Idee diese Linie direkt von unten über die einzelnen freihängenden Zapfen bis an das große Eisnest zu klettern faszinierte mich schon lange, da es nur wenige Linien dieser Art gibt. Aufgefallen ist sie mir bereits 2009, als ich zusammen mit Peter Albert und Kathrin Winkler den Klassischen Seebenseefall geklettert bin.
Noch im gleichen Jahr fing ich mit meinem Bergführerkollegen Michi Bückers zu bohren an. Der schlechte Fels, aber auch die massiven Dächer, machten das Einbohren ziemlich mühsam. Aus diversen Gründen wie Verletzungen, schlechten Bedingungen aber auch aufgrund der fehlenden Motivation sich weiter zu fürchten, dauerte es lange bis die Route komplett eingerichtet und fertig war. Im Jahr 2013 war es aber dank der freundlichen und geduldigen Unterstützung von Fritz Miller, Michi Wärthl, Markus Koch und Lukas Binder endlich soweit.
Es verging aber wieder einiges an Zeit bis ich mich endlich an der Route versuchen konnte, da ich einen Winter aufgrund eines Gleitschirmunfalls im Bett verbrachte und die Route im letzten Jahr nicht gewachsen ist. Dieses Jahr war ich daher hochmotiviert und es hat wohl alles gepasst, auch wenn ich wieder viel Zeit investieren musste. Die Kombination aus der Schwierigkeit, dem brüchigen Fels, den anspruchsvollen Seillängen und dem ätzenden Zustieg machten die Tour schwieriger als ich gedacht hätte.
Am 18.01.2017 konnte ich schließlich von Lukas Binder gesichert alle Seillängen von unten rotpunkt klettern. Mir fielen die zwei M11+ Seillängen viel schwerer als jede M11 oder M12 im Klettergarten, aber vielleicht machen das auch die Felsqualität und die Ausgesetztheit aus... Bewertungen beim schwierigen Mixedklettern sind wie Toilettenpapier, einfach für den A*** - das an dieser Stelle als grober Richtwert. Ich bin gespannt auf Wiederholungen. Abgesichert ist die Route mit Bohrhaken, man muss sich aber schon genau überlegen, ob man die Route klettern will. Wenn man sich aber darauf einlässt, dann ist die mega.
Facts "Stirb langsam"
Länge: 200 m
Schwierigkeit: M 11+/ WI6+
Erstgegehung: 18.1.2017 durch Michi Wohlleben, rotpunkt
Eingerichtet: 2009 - 2013 von Michi Wohlleben gemeinsam mit Michi Brückers, Lukas Binder, Michi Wärthl, Fritz Miller und Markus Koch
Bildergalerie "Stirb langsam"
Michi hat uns auch einige Fragen zu seinem Projekt beantwortet:
“Stirb langsam“ ist ein extrem schwieriger Mixed-Longclimb - wo lagen beim Durchstieg die Hauptschwierigkeiten?
Erstmal ist es anspruchsvoll die schweren Längen zu Punkten, sie sind beide lang und anhaltend und danach fängt die Route eigentlich erst an. Mit den zwei schweren Längen in den Armen werden auch die "leichteren" Längen ganz schön schwer.
Wie schlecht ist der Fels wirklich und wie sieht (für Wiederholer) die Absicherung aus?
Muss sich jeder angucken, ich sag es lohnt sich. Absicherung ist, so denke ich, in Ordnung.
Wie wichtig ist es in so einer Tour den richtigen Partner dabei zu haben?
Wichtig.
Wieso sind Bewertungen bei Mixed-Routen für den A….? Bei “Stirb langsam“ liegen doch die Hauptschwiergkeiten im Drytooling Bereich der Wand und hier sollte es doch Vergleichbarkeit geben.
Weil man immer einen Henkel in der Hand hat. Es gibt nur geht oder geht nicht. Also eigentlich zwei Bewertungen.
Brauchst du nach dem Abschluss eines solchen Megaprojekts mal eine Pause, oder bis du schon am nächsten – welches? – dran?
Definitiv Pause. Um vollen Fokus für weitere Projekte zu entwickeln, aber auch um Zeit mit der Familie zu verbringen. Bei solchen Projekten leidet das ein oder andere und das finde ich nicht gut.
Danke und viel Erfolg bei deinen nächsten Projekten!
www.michiwohlleben.de
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