„Was ist dir da mal wieder durch den Kopf gegangen“, meinte mein Freund und Seilpartner Christoph, noch vor zwei Tagen lachend, als er mein Sms, mit den Worten „am Peitlerkofel wäre eine neue interessante Baustelle für uns“, erhielt.
Nachdem er aber ein Foto von der Wand gesehen hatte und sich die Linie durch die Wand vorstellen konnte, war er Feuer und Flamme für das Projekt!
Nun stehen wir hier, vollbepackt wie zwei Lastesel unter dieser herrlichen gelben Wand! Voll motiviert und bewaffnet mit allerhand Material starte ich in das neue Abenteuer und arbeite mich vor bis zum ersten Stand, wo Christoph sogleich die Führung durch die nächste Genussseillänge übernimmt. Die Linie, derwir folgen, ist ziemlich vorgegeben und führt durch originelle Kletterstellen und teilweise extrem griffigen und rauhen Fels. Im Wechsel queren wir immer weiter nach oben.
Gerade wie ich mich in einer abdrängenden, äußerst ungemütlichen Passage befinde, ist es an der Zeit,den dritten Stand einzurichten und ich bin heilfroh, dass ich Bohrmaschine bei mir habe, mit der ich mich schnellstens aus der misslichen Lage befreien kann! Im selben Moment fällt mir jedoch mit Entsetzen ein,dass ich etliche Meter unterhalb meiner momentanen Position den Bohrer aus der Bohrmaschine entfernt habe und diesen dort in ein Loch abgelegt habe...!
Oh, oh! Ok! “Ruhig bleiben und schnell einen Haken schlagen“, geht es mir durch den Kopf. Aber auch die Auswahl an Haken ist nicht mehr rosig, und mir bleibt nichts anderes übrig, als nach einigem Zögern, unwillig die abschüssigen Griffe wieder einige Meter abzuklettern und weiter unten den Stand einzurichten! Gut gegangen! Nach einem lustigen Wortwechsel mit Christoph. Übernimmt er die Führung und nach weiteren 15 Meter endet unser 1.Klettertag!
Am 2.Tag entstehen Seillänge 4 und 5, da wir beide schon am frühen Abend zu Hause sein sollten.
Während wir uns am 3.Morgen mit dem Jumar über das Fixseil die senkrechte Wand emporarbeiten, überlegen wir uns, ob es nicht doch weniger anstrengend gewesen wäre, über die bereits eingerichtete Tour hochzuklettern…!
Voll motiviert startet Christoph an diesem Tag in das Projekt und meistert die technisch anspruchsvolle und steile Schlüsselseillänge sturzfrei. Geschafft! Darauf übernehme ich wieder das „scharfe Ende“ des Seils und merke bald, dass auch diese Seillänge,sowohl technisch als auch kraftmäßig, nicht zu unterschätzen ist!
In Seillänge 8 übernimmt wieder Christoph die Führung durch schönstem Fels.
Während ich ihm folge frage ich mich, warum er die Route nicht einfach vom Stand senkrecht hoch gezogen hat, wo sich in zirka 10 - 20 Meter ein Ausstieg bieten würde. Wie ich näher komme, kann ich einen großen Ausbruch ausmachen. Das Gelände ist noch recht brüchig und so entscheiden wir uns eine weitere, nunmehr einfachere Seillänge nach links zu queren. Mit dieser komme ich knapp unter dem Gipfel raus. Berg Heil!
Glücklich und zufrieden mit unserer neue Tour, schütteln wir uns die Hände.
Simon Kehrer, Bergführer Südtirol Gadertal
Christoph Hainz, Berg- und Skiführer
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