Zelten über den Wolken (c) Hannes Haberl Zelten über den Wolken (c) Hannes Haberl
17 Dezember 2025

Wildcampen in den Alpen – Was ist erlaubt, was verboten?

Wildcampen in Alpenländern ist rechtlich kompliziert und auch oft verboten. Wir geben dir einen Überblick, was erlaubt ist, was nicht, und welche legalen Alternativen es gibt

Wildcampen in den Alpen fasziniert immer mehr Menschen: Unter dem Sternenhimmel schlafen, Ruhe fernab überfüllter Campingplätze genießen und morgens mit Sonnenaufgang zu einer Bergtour starten – ein Gefühl von Freiheit, das jedes Jahr zahlreiche Outdoor-Begeisterte anzieht. Doch genau diese Sehnsucht bringt auch Herausforderungen mit sich. Die Alpen gehören zu den sensibelsten Naturräumen Europas: Ein großer Teil der Region steht inzwischen unter Schutz, viele Gebiete kämpfen mit Overtourism und steigenden Sicherheitsrisiken.

Gleichzeitig unterscheiden sich die gesetzlichen Regelungen rund um Wildcampen erheblich zwischen Deutschland, Österreich, Schweiz, Italien und Frankreich. Was in einem Land oder sogar in einer einzelnen Region noch geduldet wird, kann wenige Kilometer weiter streng verboten sein. Wer in den Alpen übernachten möchte, braucht daher gute Orientierung, um Natur zu respektieren und Konflikte zu vermeiden.

Was gilt rechtlich als „Wildcampen“?

Damit Wildcampen im Alpenraum richtig eingeordnet werden kann, ist es wichtig, die verschiedenen Formen des Übernachtens zu unterscheiden. Unter Wildcamping versteht man das Übernachten im Zelt außerhalb offizieller Campingplätze, Stellflächen oder privater Flächen mit Erlaubnis. Diese Form ist in fast allen Alpenländern grundsätzlich verboten oder stark eingeschränkt erlaubt, da sie direkt in den Naturraum eingreift.

  • Davon klar abzugrenzen ist ein Biwak bzw. Not-Biwak. Dabei handelt es sich um eine unplanmäßige, meist sicherheitsbedingte Übernachtung im alpinen Umfeld, etwa bei Wettersturz, Erschöpfung oder einer verzögerten Tour. Ein geplantes Biwak als Bestandteil einer Bergtour – minimalistisch und ohne Zelt – wird oft toleriert und rechtlich anders bewertet als Freizeit-Wildcamping im Tal.

  • Eine weitere Form ist das Übernachten im Auto, Van oder Dachzelt, etwa in Form von Hartschalen- oder Faltdachzelten und vergleichbaren Konstruktionen.. Hier wird unterschieden zwischen reinem Schlafen im Fahrzeug und sogenanntem Campingverhalten. Als Campingverhalten gelten das Aufstellen von Tisch und Stühlen, Kochen im Freien, Ausbreiten von Ausrüstung, Markise ausfahren oder sogar das Öffnen eines Dachzeltes in manchen Regionen. Sobald der Charakter einer „Aufenthaltsstätte“ entsteht, gilt die Situation rechtlich als Campieren.

Zwischen all diesen Formen bestehen wichtige Grauzonen, die häufig zu Missverständnissen führen: Was an einem Pass oder Parkplatz toleriert wird, kann wenige Kilometer weiter hohe Bußgelder nach sich ziehen. Wer in den Alpen unterwegs ist, sollte daher die Unterschiede genau kennen und sich bewusst verhalten.

Rechtliche Situation in den Alpenländern

Die rechtliche Lage rund um das Wildcampen in den Alpen ist komplex und von Land zu Land – oft sogar von Region zu Region – sehr unterschiedlich. Während das Übernachten als echte Notmaßnahme in hochalpinem Gelände an vielen Orten geduldet wird, ist klassisches Wildcampen mit Zelt oder sichtbarem Campingaufbau fast überall klar reglementiert oder verboten.

Wer in den Alpen unterwegs ist, sollte diese Unterschiede kennen, um sowohl Natur als auch gesetzliche Vorgaben zu respektieren.

Hier eine kompakte Vergleichstabelle zu den Alpenländern DE / AT / CH / IT / FRWas ist erlaubt, was verboten? (ohne Rechtsanspruch, da regionale Unterschiede bestehen – dient als Orientierung)

Land Wildcampen mit Zelt Biwak / alpines Biwak Übernachten im Auto / Van / Dachzelt Besonderheiten / Hinweise
Deutschland (DE) grundsätzlich verboten teilweise toleriert im Gebirge (Notbiwak) teilweise erlaubt, wenn ohne Campingverhalten regional stark unterschiedlich, Schutzgebiete strikt
Österreich (AT) nahezu überall verboten gelegentlich toleriert oberhalb der Baumgrenze meist verboten, besonders Schutzräume eines der restriktivsten Alpenländer
Schweiz (CH) regional geregelt, oft verboten im Tal häufig toleriert oberhalb Waldgrenze regional verschieden, in Schutzgebieten verboten Nationalparks und Wildruhezonen sehr streng
Italien (IT) generell verboten manchmal toleriert für 1 Nacht im Hochgebirge vereinzelt geduldet, ohne Campingaufbau Passstraßen und Tourenregionen mit Grauzonen
Frankreich (FR) weitgehend verboten häufig erlaubt als Biwak von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang teils geduldet, ohne Aufbau National- & Regionalparks mit klaren Regeln


Deutschland (DE)

In Deutschland ist Wildcampen mit Zelt grundsätzlich untersagt, besonders in Schutzgebieten, Wäldern und auf Privatflächen ohne Erlaubnis. Ein Not-Biwak im Gebirge kann in Ausnahmefällen toleriert werden, wenn es aus Sicherheitsgründen notwendig wird. Das Übernachten im Auto, Van oder mit Dachzelt ist gelegentlich möglich, solange es ausschließlich zur Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit dient. Entscheidend ist, kein sichtbares Campingverhalten zu zeigen – also keine ausgeklappte Markise, kein Kochen im Freien, keine Möbel und keine ausgebreitete Ausrüstung. Was in einer Region geduldet wird, kann wenige Kilometer weiter streng kontrolliert sein.

Praxis-Tipp: Unauffälliges Übernachten auf Parkflächen wird meist eher akzeptiert als ein sichtbar aufgebautes Lager.

Österreich (AT)

Österreich gilt als eines der restriktivsten Länder in den Alpen. Die Regelungen unterscheiden sich stark je nach Bundesland und Naturraum. Wildcampen im Tal oder in der Nähe touristisch genutzter Flächen ist fast überall verboten. Biwakieren oberhalb der Baumgrenze kann in einzelnen alpinen Regionen toleriert werden – jedoch nur minimalistisch, für eine Nacht und ohne Zelt. Auch das Übernachten im Fahrzeug gilt meist als verboten, insbesondere in sensiblen Schutzräumen.

Schweiz (CH)

In der Schweiz existiert keine einheitliche nationale Regelung. Vieles liegt in der Verantwortung der Kantone und Gemeinden. Grundsätzlich wird das Übernachten oberhalb der Waldgrenze, vor allem im Rahmen einer Bergtour, häufig toleriert. Anders sieht es in Nationalparks und Wildruhezonen aus, wo Übernachtungen jeglicher Art streng untersagt sind. Ein Biwak im alpinen Gelände wird meist akzeptiert, sofern es naturschonend erfolgt.

Italien (IT)

Wildcamping ist in Italien grundsätzlich nicht erlaubt. Es gibt jedoch regionale Besonderheiten, vor allem in den Hochalpen: Dort wird manchmal eine einzelne Nacht ohne Campingaufbau toleriert, besonders in Touren- oder Passregionen. Das Übernachten im Auto oder Van ohne sichtbares Campingverhalten kann gelegentlich geduldet werden, bleibt aber immer ein sensibles Thema und hängt stark vom Ort, der Parksituation und dem touristischen Druck ab.

Wildcampen & Bergsteigen

Beim Bergsteigen spielt das alpine Not-Biwak eine besondere Rolle. Anders als beim geplanten Wildcampen entsteht es unvorhergesehen – etwa durch Wettersturz, Verletzungen, Erschöpfung oder unerwartete Verzögerungen im Tourverlauf. In solchen Situationen kann das kurzfristige Übernachten im Freien lebensrettend sein. Deshalb wird ein Not-Biwak im alpinen Gelände häufig anders bewertet und vielerorts toleriert, solange es klar erkennbar sicherheitsbedingt und nicht touristisch motiviert ist.

Mit dieser Sonderstellung geht jedoch eine ethische Verantwortung einher: Minimalismus ist entscheidend. Ein Biwak im Hochgebirge bedeutet, nur das Nötigste zu nutzen, keine Spuren zu hinterlassen und die Natur nicht zu belasten. Kein Feuer, kein Müll, kein Lärm und kein Aufbau eines „Lagers“ sind grundlegende Prinzipien.

Gerade weil alpine Räume empfindliche Ökosysteme sind, wird vorsichtiges und unauffälliges Biwakieren vielerorts akzeptiert – als Teil des Bergsports, nicht als Camping-Ersatz. Wer respektvoll handelt, trägt aktiv zur Erhaltung dieser Freiheit bei.

Umwelt- & Naturschutz

Die Alpen zählen zu den empfindlichsten Ökosystemen Europas. Höhenlage, begrenzte Vegetationsperioden und extreme klimatische Bedingungen führen dazu, dass sich Naturflächen nur sehr langsam regenerieren. Schon ein einziger falsch gesetzter Zeltplatz kann geschützte Pflanzen zerstören oder sensible Böden langfristig schädigen. Wer in den Bergen übernachtet, trägt daher besondere Verantwortung.

Ein zentrales Leitbild ist das Leave-No-Trace-Prinzip: nichts hinterlassen, nichts verändern, keine Spuren erzeugen. Dazu gehört, Wege nicht zu verlassen, keinen Müll zurückzulassen und keinerlei Eingriff in die Umgebung vorzunehmen. Ebenso wichtig ist Rücksicht auf Wild- und Weidegebiete, Brut- und Setzzeiten sowie Respekt vor Trinkwasserquellen, die schnell verunreinigt werden können.

Feuerverbot, konsequente Müllvermeidung, Stille in der Nacht und ausreichend Abstand zu Hütten, Almen und Siedlungen sollten selbstverständlich sein. Wer diese Regeln beherzigt, schützt Naturräume, erhält alpine Lebensräume und trägt dazu bei, dass Wildcampen und Biwakieren auch in Zukunft möglich bleiben.

Praktische Tipps & Checkliste zum Wildcampen und Übernachten im Fahrzeug

Wer in den Alpen draußen übernachten möchte, sollte gut planen und verantwortungsvoll handeln. Eine wichtige Grundlage ist, legale Alternativen zu kennen: spezielle Trekking-Plätze, offizielle Stellplätze oder private Flächen mit ausdrücklicher Erlaubnis sind oft die entspannteste und sicherste Lösung. Wer dennoch außerhalb solcher Plätze übernachtet, sollte unauffällig bleiben, spät ankommen, früh weiterziehen und Plätze wählen, die weder sensible Naturbereiche noch private Grundstücke beeinträchtigen. Lagerfeuer, große Gruppen und sichtbare Camping-Set-ups wie Markisen oder Möbel sollten unbedingt vermieden werden. Sicherheit geht immer vor: Wetterumschwünge, Lawinengefahr, Steinschlag und Wildtiere müssen einkalkuliert werden, besonders in hochalpinen Bereichen.

Eine gute Vorbereitung ist entscheidend: lokale Regeln vorher prüfen, nur minimalistische Ausrüstung nutzen, ein klares Verhalten im Notfall einplanen und stets Alternativen kennen. Dachzelt- und Van-Reisende sollten besonders auf diskretes Auftreten und geringe Standzeiten achten. So bleibt Wildcamping eine verantwortbare Erfahrung – für Mensch und Natur.



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