Simon Gielt bei der Erstbegehung von "Die Auslese", 600 m, 9 am Peitlerkofel (c) Simon Gietl Simon Gielt bei der Erstbegehung von "Die Auslese", 600 m, 9 am Peitlerkofel (c) Simon Gietl
17 September 2022

Die Auslese

Simon Gietl gelingt eine großartige und schwierige Erstbegehung am Peitlerkofel im Alleingang

Der Peitlerkofel ist mit 2875 m der höchste Berg der Peitlerkofelgruppe in den Dolomiten und liegt im Naturpark Puez-Geisler. Zwischen Nord- und Westwand ragt auf rd. 600 Hm eine fabelhafte und ästhetische Linie empor. Bereits vor 29 Jahre versuchten sich Claus Obrist und Karl Hofer an der Linie, vor 15 Jahren Djego Zernesco und Niederwolfsgruber Hubert- danach blieb sie bis zum Sommer 2022 unversucht. 

Mitte Juli in diesen Jahres wollte der Südtiroler Alpinist Simon Gietl an der spektakulärsten und markantesten Kante einen Versuch starten. Als ihm kurzfristig sein Seilpartner absprang, entschied sich Simon alleine in die 600 Meter Hohe Nordwestwand einzusteigen. Nach zwei langen Tagen und einem Biwak erreichte er, müde, aber unendlich glücklich, den höchsten Punkt dieses imposanten Berges. Aufgrund der direkten Linie durch die imposante Nordwand, die weit über die Dolomiten und das Pustertal ersichtlich ist, benannte Simon die Route in „Die Auslese“ 

Zwei Wochen später stand Simon erneut unter der Wand, dies Mal in Begleitung von Claus Obrist. Gemeinsam mit ihm gelang Simon die erste freie Begehung der 15 Seillängen mit Schwierigkeiten bis UIAA 9-.  „Das war nicht nur die Krönung für mich, sondern auch eine große Ehre!“

Ein paar Fragen zur Route an Simon Gietl: 

Wieso ist diese großartige Linie so lange unbestiegen geblieben? 

Wenn ich ehrlich bin, frage ich mich das auch:-) - die Kante ist wirklich extrem markant und vor allem vom Würzjoch aus schön zu sehen. Als ich in diesem Winter die klassische Hruschka Solo geklettert bin, flog ich nachher mit meinem Paragleitschirm direkt an der Wand vorbei, um diese atemberaubende Linie und die Beschaffenheit ihrer Struktur besser zu sehen, wurde mir schnell klar, dass ich im Sommer wiederkomme.

Wie schwierig ist es mental, so kurzfristig von einer geplanten Seilschaftsbegehung in eine Rope-Solo-Begehung zu wechseln?

Eigentlich wollte ich mit Djego Zernesco, der sie vor 15 Jahren schon versucht hatte, vollenden. Djego konnte damals mit Hubert Niederwolfsgruber die angefangene Linie von Claus und Karl um 35 Meter verlängern. Da er als Bergführer sehr beschäftigt war, sagte er mir kurzfristig ab und gab mir im selben Moment auch sein ok, die Linie mit jemand anderen zu vollenden.  Natürlich machte ich keine Freudensprünge, aber ich war schon zu fasziniert von dieser einzigartigen Linie und konnte und wollte sie nicht erst in ein paar Tagen versuchen. So kam mir die Idee, es alleine zu probieren und nach kurzer Zeit fühlte es sich gut an.

Worin besteht abgesehen vom Seilhandling die Schwierigkeit beim Rope Solo Klettern?

Besonders bei klassischer Absicherung muss man den Stand sehr überlegt bauen, da er nach unten und nach oben halten muss, sollte es zu einem Sturz kommen. Was dazu kommt, ist die Tatsache, dass man nur einen gewissen Teil seiner Ausrüstung (Friends, Haken, Keile, Karabiner…) bei sich haben kann, zwecks des Gewichtes. In diesem Zusammenhang die Entscheidung zu treffen, ist definitiv nicht immer einfach, denn, wenn du das Falsche mit hast, beeinflusst dies dein Vorankommen und das ist natürlich alles andere als angenehm:-)

Wie verteilen sich die Schwierigkeiten und wie gut ist die Absicherung der Tour? 

Die ersten 300 Meter sind im 5. maximal 6. Grad, danach wird das Gelände allmählich steiler und gleichzeitig steigert sich auch die Schwierigkeiten. Die verwendeten ca. 20Normalhaken habe ich alle in der Wand belassen, dazu noch eine handvoll Keile. Für eine Wiederholung empfehle ich trotzdem eine Serie Friends!! Obligatorisch müssen Stellen bis zum 8 Grad geklettert werden.

Du machst vor allem durch puristische und sehr schwierige Alpinbegehungen auf dich aufmerksam. Wie hältst du dich dafür körperlich fit?

Meine Basis für anspruchsvolle Alpintouren sind definitiv das Bouldern und das Sportklettern.

Und wie sieht es mit der Psyche aus?

Wichtig ist, dass man kleine Schritte macht, angefangen mit leichten, kürzeren Touren und diese dann allmählich steigert, wobei man sich immer in seiner Komfortzone bewegen soll. Es ist extrem wichtig, auf das eigene Bauchgefühl zu hören und es auch ernst nehmen.Wichtig ist zwar zu wissen, was man kann, aber noch wichtiger ist es zu wissen, was man nicht kann!

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