Test: Black Diamond Helio Carbon 115 und Fritschi Tecton Test: Black Diamond Helio Carbon 115 und Fritschi Tecton
24 März 2022

Test: Black Diamond Helio Carbon 115 und Fritschi Tecton

Die Powderwaffen für höhere Geschwindigkeiten und längere Turns im Backcountry!

Leicht, breit und gut zu fahren sollen sie sein - und vor allem Spaß sollen sie machen! Diese Anforderungen werden an moderne Freetouring-Ski gestellt. Und genau das erfüllt der Black Diamond Helio Carbon 115. Warum das so ist, lest ihr hier!

Ich habe den aktuellen Helio Carbon 115 in der Länge 185cm mit einer Fritschi Tecton getestet, bin selbst 180cm groß und wiege 85kg. Den Vorgänger, BD Megawatt Carbon 120, fahre ich seit 6 Jahren und war somit sehr neugierig, was sich verändert hat. Als Skischuhe verwende ich den Scarpa Maestrale RS, Testfelle sind die hybrid pure von Contour.

Alles neu?

Jein! Dass die neueste Generation von Black Diamonds Freetouring-Skiern eine tolle Performance abliefert, ist kein Zufall. BD kann auf über ein Jahrzehnt Erfahrung in diesem Bereich zurückblicken. Damals hießen die breiten Freetourer noch Megawatt Carbon und hatten satte 120 Millimeter unter der Bindung.

Der aktuelle Nachfolger wurde im Laufe der Zeit immer etwas adaptiert. Atbewährtes, wie etwa der leichte Paulownia Holzkern oder die Verwendung von Leichtbauwerkstoffen in Form von Prepreg-Carbon, wurde beibehalten. Ebenso die 5mm ABS-Seitenwangen, die neben dem Schutz fürs Innenleben eine für eine gute Kraftübertragung auf die Kanten sorgen. Im Bindungsbereich ist eine Titanalplatte verbaut, die ein Ausreißen der Bindungsschrauben verhindert. In Summe wurde durch die Kombination der ausgesuchten Materialien ein sehr harmonischer Mix gefunden, der durch seine Torsionssteifigkeit und weichen Flex besticht.

Die aktuellen 115er werden in den Längen 185cm und 177cm angeboten. Sie sind zu den älteren Modellen etwas kürzer geworden, was im Aufstieg beim Spitzkehren-Machen alles etwas leichter macht. Mit 3,15kg/Paar bei 177cm und 3,32kg/Paar bei 185cm zählt der Helio 115 zu den absoluten Leichtgewichten in diesem Segment.

Der Freetourer besitzt einen Tip-Tail-Rocker, genauer gesagt vorne einen 354mm Rocker, hinten einen 249 mm Low-Rise Semi-Rocker. Dazwischen sitzt eine Flat-Camber-Konstrukion, sprich er ist leicht vorgespannt. Skier mit diesem Profil sind somit sehr drehfreudig und auch bei schlechteren Schneeverhältnissen gut zu fahren, was er in der Praxis immer wieder unter Beweis stellt. Im Vergleich zum alten Megawatt fällt der Tip-Rocker weniger massiv aus, was den Helio 115 stabiler, ruhiger und weniger flatternd macht.

Bindung

Ein Ski ist immer nur so gut wie das gesamte Setup. Dieses besteht aus Ski-Bindung und Schuh. Um hier ein stimmiges Setup zu wählen, habe ich mich für die Fritschi Tecton entschieden.

Anforderung an eine Freetouringbindung sind in erster Linie die optimale Kraftübertragung und Sicherheit, da man bekanntlich mit höheren Geschwindigkeiten den Berg hinabfährt. Fritschi erreicht dies mit einer festen, nicht drehbaren Ferseneinheit, ähnlich einer herkömmlichen Alpinbindung. Die Kraft wird so ohne Verlust vom Skischuh auf den Ski übertragen. Ebenso hat man durch den fixen alpinen Fersenbacken die Sicherheit, dass ungewollte Auslösungen verhindert werden und gewünschte Auslösungen zuverlässig je nach vorher eingestelltem Auslösewert (Z-Wert) funktionieren.

Dasselbe gilt übrigens für die Sicherheitsauslösung am Vorderbacken. Hier bietet Fritschi als einziger Anbieter ebenfalls die Möglichkeit an, dass die Bindung im Vorderbacken je nach eingestelltem Auslösewert (Z-Wert) kontrolliert auslöst.

Auffallend im Praxistest ist die gute Funktionalität und Präzision. Egal ob das Einsteigen in die Pins oder das Umbauen auf Abfahrt, alles schnappt präzise zu. Auch das Verstellen der Steighilfen verläuft supersimpel. Von Fritschi wahrscheinlich nicht geplant, in der Praxis aber positiv bemerkt, ist, dass man beim beim Ankern am Ausstieg von Rinnen die Ski am Hinter- und Vorderbacken sehr gut halten kann. Dadurch fällt einem das ohnehin anstrengende Aussteigen etwas leichter.

Mit 1260 Gramm inklusive Skistopper besitzt die Bindung in Kombination mit ihren Fähigkeiten ein geringes relatives Gewicht. Erreicht wird dies durch einen wohlüberlegten Materialmix von Leichtbauwerkstoffen (Glas-, Karbonfasern und Kunststoffen) sowie von Metalllegierungen an Stellen, wo hohe dynamische Kräfte auftreten.

Fazit 

Eine Powderwaffe für höhere Geschwindigkeiten und längere Turns im Backcountry!

Es ist wie bei Autos. Wenn man ein neues Auto fährt, glaubt man, dass es nicht besser werden kann. Black Diamond hat mit dem Helio 115 ein absolutes Freetouring-Flaggschiff gebaut, das seine Vorgänger in allen Belangen übertrifft. Hochwertige Materialien und ein fantastischer Shape schaffen einen superleichten Ski, der für lange Touren im Pulverschnee geradezu prädestiniert ist. Aufstiege mit über 1500 Höhenmeter sind kein Problem. Markantester Unterschied für mich zu den älteren Modellen ist, dass der Ski bei gleichem Gewicht viel stabiler ist und das Flattern bei schlechtem Schnee verschwunden ist.

Als Ergänzung bietet sich die Fritschi Tecton hervorragend an. Viel Sicherheit und eine super Abfahrtsperformance wurden in 1260 Gramm verpackt. Auch wenn es leichtere Pin-Bindungen am Markt gibt, sollte man sich für die Anforderungen von Freetouring für eine stabilere Bindung entscheiden. Als bisheriger User der Fritschi Vipec, die nur etwa 100 Gramm leichter ist, kann ich die Fritschi Tecton für den Einsatz bei höheren Geschwindigkeiten nur empfehlen.


Tester: Hannes Haberl, IVBV Berg- und Skiführer/bergsteigen.com



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