Alexander Scherl und Simon Gietl in der Eisenzeit; Foto: Silvan Metz Alexander Scherl und Simon Gietl in der Eisenzeit; Foto: Silvan Metz
15 September 2023

Watzmann Ostwand und Eisenzeit in unter 21,5 Stunden

Alexander Scherl und Simon Gietl schaffen Watzman Ostwand und Eisenzeit Bergführerweg zur Zugspitze by fair means in unter 21,5 Stunden

Die Watzmann Ostwand ist eine der bekanntesten Klettertouren in den Ostalpen und der ebenbürtige Bergführerweg Eisenzeit an der Zugspitze führt auf den höchsten Punkt Deutschlands. Beide Touren und die dazwischen doch recht beachtliche Strecke mit dem Fahrrad nonstop - diese mega Ausdauerleistung gelingt Alexander Scherl gemeinsam mit Simon Gietl in unter 21,5 Stunden. Start war mit der Hand im Königssee unterhalb der mächtigen Watzmann Ostwand und das Ziel das goldene Kreuz am Ende der sogenannten Eisenzeit auf der Zugspitze.

Watzmann Ostwand - Fahrrad - Eiszeit Bergführerweg Zugspitze

Schon seit einigen Jahren hatte Alexander Scherl die Idee, zwei klassische Führungstouren in Deutschland mit dem Rad zu verbinden und somit innerhalb von weniger als 24h den höchsten und den dritthöchsten Hauptgipfel Deutschlands zu besteigen - Den Watzmann über die Ostwand und die Zugspitze über den Bergführerweg Eisenzeit.

Am 2. Septemberwochenende war es dann endlich so weit. Nachdem er den Südtiroler Profibergsteiger Simon Gietl, der kein unbeschriebenes Blatt für solche Ausdauer Aktionen ist (z.B. North 6), für die Challenge begeistern konnte, war ein exzellenter Partner gefunden und das Team somit komplett. Wie so oft war im Vorfeld eine Terminfindung gar nicht mal so einfach. Als einziges gemeinsames Zeitfenster der beiden stand eigentlich nur der Termin Anfang September zur Verfügung. Der zunächst als etwas spät empfundene Zeitpunkt zeigte sich aber dann als perfektes Wetterfenster für diese Unternehmung. Eine stabile Hochdrucklage und für die Jahreszeit sehr hohe Temperaturen waren angesagt, das einzige Manko, die inzwischen schon langen Nächte - aber auch das sollte die Moral nicht brechen.

Die beiden Athleten starteten, nicht zuletzt wegen der hohen Temperaturen, erst um 15:20 Uhr am Königssee bei St. Bartholomä, mit der Hand im Wasser des Königssee. Nach zwei Stunden und 59 Minuten, um 18:19Uhr standen sie bereits am Südgipfel des Watzmanns! Aufgrund des späten Starts hatten sie die Wand fast für sich alleine, nur 4 Übernachtungsgäste auf der Biwakschachtel und dem Filmteam sind sie begegnet. Danach ging es aber nicht gleich via Wimmbachgries wieder bergab, sondern Richtung Norden zur Mittelspitze, die bekanntlich 1 Meter höher als die Südspitze ist und somit den höchsten Punkt des Watzmanns markiert.

Ergo folgte die Watzmannüberschreitung von Süd nach Nord bis zum Hocheck und erst dann ging es vorbei am Watzmannhaus Richtung Tal. Nach 5 Stunden und 40 Minute, gegen 21:00 Uhr, kamen die beiden Bergführer Simon Gietl und Alexander Scherl dann bei der Wimmbachbrücke an. Dort hatten sie zuvor ihre Rennräder deponiert. Das Outfit gewechselt, das Rad gepackt und gute Verpflegung getankt ging es dann kurz nach halb 10 auf die Radstrecke.

In absoluter Finsternis starteten die beiden auf die 203 Kilometer lange Radtour mit knapp 2300 Höhenmeter in Richtung Garmisch - Eibsee. Davon gibt es nicht allzu viel zu berichten, man sagt, die Strecke sei landschaftlich ansprechend, aber keiner der beiden hat es gesehen :-). Bei für die Jahreszeit relativ lauschigen Nachttemperaturen ging es von Ost nach West, zunächst über den Hirschbichlpass, welcher mit bis zu 30 % Neigung eine durchaus sportliche Steigung zu bieten hat, und weiter vorbei an Lofer, St. Johann, südlich am wilden Kaiser entlang, runter ins Inntal nach Wörgl. Dort folgten die beiden dem Inn bis kurz vor Jenbach, um dann den Pass zum Achensee zu bewältigen.

Treten, immer treten, hieß es entlang des Achensees auf dem Weg zum Sylensteinspeicher, auf der Mautstraße von Vorderriß nach Wallgau und nach Krün. Erst dort fing es endlich an zu dämmern und die stockfinstere, gefühlt ewige Nacht fand ein Ende. Mit dem aufkommenden Tageslicht kam zusätzlicher Antrieb und die Vorfreude auf einen Bäcker (um etwas Energie aufzunehmen) in Garmisch war groß. Dort angekommen, mussten die beiden feststellen, dass dieser geschlossen hatte. Also wieder ein Stück zurück und den nächsten Bäcker angesteuert. Auch dort standen die beiden vor verschlossener Tür. Aber mit Südtiroler Charme und Augsburger Hartnäckigkeit bekamen sie letztendlich doch noch 4 Schokocroissants (kleiner Dank an die Bäckerei Rühl an dieser Stelle für die Flexibilität!).

Frisch gestärkt ging es die letzten Radhöhenmeter hinauf zum Eibsee. Ankunft 7:20 Uhr und somit noch 8 Stunden Zeit, mehr als genug, um das gesteckte Limit von 24 Stunden nicht zu überschreiten. Daher verpflegten sich die beiden Bergführer nochmals ausgiebig und packten die Ausrüstung für die Klettertour zusammen, bevor es dann um kurz nach 8 Uhr in Richtung Zugspitze ging. Durch den für die Tour späten Einstieg war der Weg erwartungsgemäß fast frei. Trotz vorheriger (Tor-)Tour in den Beinen wurden noch 4 Seilschaften überholt, die aber bereitwillig Platz machten. Vier Stunden und 40 Minuten später, nach weniger als 21,5 Stunden um genau 12:48 Uhr war es dann vollbracht: Simon und Alex standen überglücklich direkt beim golden funkelndem Gipfelkreuz auf dem höchsten Punkt von Deutschland!

Anmerkung: Bei der Idee ließen sich die beiden von den 24 Stunden Aktionen von Hans Kammerlander inspirieren. Umso schöner, dass mit Simon Gietl ein Südtiroler und Freund von Hans Kammerlander mit von der Partie war!

Watzmann Ostwand - Fahrradstrecke - Eisenzeit Bergführerweg Zugspitze

6600 Höhenmeter; Klettern bis zum 4ten Grad, ca. 203 Kilometer auf dem Fahrrad und rund 28 Kilometer zu Fuß.

Die Zeit: 21 Stunden und 28 Minuten


Webtipp: 

Simon Gietl

Alexander Scherl



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