Bergwelten: Die Marmolata – Königin der Dolomiten

Datum: 02 November 2020
Ort:
Servus TV 20:15

Die 3343 Meter hohe Marmolata gilt als "Königin der Dolomiten". Eingebettet in das UNESCO-Weltnaturerbe Dolomiten, sticht der Gipfel von allen Seiten heraus. Nordseitig wird er von einer Gletscher- und Karstlandschaft geprägt, an deren Fuß sich bäuerliche Kulturlandschaft und moderne Gebirgsinfrastruktur reihen. Nach Süden hin bildet eine 800 Meter hohe und drei Kilometer breite Wandflucht ein mächtiges Bollwerk. In dieser Wand wurde und wird Alpingeschichte geschrieben.


Die Stadt im Eis

Der Historiker Michael Wachtler unternimmt regelmäßig Streifzüge über die Gletscherreste an der Marmolata-Nordflanke, die nach und nach immer mehr Zeugnisse des grausamen Gebirgskrieges freigeben, der zwischen 1915 und 1918 in den Dolomiten tobte. Selbst von der "Stadt im Eis" die der Offizier Leo Handl in den Gletscher bauen ließ, finden sich noch Spuren. Die winterliche Marmolata kennt kaum jemand so gut wie der Ladiner Tone Valeruz, der sich auf Ski immer wieder in die steilen Flanken von Marmolata und Gran Vernel wagte. Die 50 Grad steile Abfahrt durch die Nordwand der Punta Penía hat der inzwischen 70-jährige, am Fuß des Berges geborene Valeruz immer noch drauf – auch wenn er inzwischen sehr zurückgezogen lebt und am liebsten bei der Heuernte arbeitet.


Schicksalsträchtige Namensgebung

Im Juli 1982 fand in Madrid das Endspiel der Fußball-Weltmeisterschaft statt. Mariano Frizzera erinnert sich daran ganz genau, doch nicht nur weil Italien Weltmeister wurde. Der Ampezzaner beobachtete an diesem Tag auf dem Gipfel der Marmolata einen Mann, der mit einem Fallschirm in die gewaltige Südwand hinabsprang. Am folgenden Morgen las er mit Bestürzung in der Zeitung, dass der unbekannte Fallschirmpilot an der Wand zerschellt war. Die Erstbegehung, die ihm in der Marmolata-Südwand mit seinen Freunden Graziano Maffei und Paolo Leoni 1986 gelang, benannte er nach dem Schicksal des Mannes "L’ultimo dei Paracadutisti" – Der letzte Fallschirmspringer.


Alter Berg, neuer Sprung

Dass "Der letzte Fallschirmspringer“ seiner Zeit voraus war, demonstrieren Peter Salzmann und Johannes Zangerl. Beide, erfahrene Wingsuitpiloten, wagen ihren Sprung von der Marmolata aber erst nach akribischer Vorbereitung. Den absolute Höhepunkt war allerdings die erste freie Begehung der Route "L’ultimo dei Paracadutisti" durch Hansjörg Auer und Much Mayr. Für Mayr ist diese Leistung vor allem eine Würdigung seines im April 2019 verstorbenen Freundes. So mischen sich an Nordflanke und Südwand des höchsten Dolomitengipfels epochale Ereignisse und abenteuerliche Geschichten zu einem Bergporträt, das die Marmolata bildgewaltig in Szene setzt.



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