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21 Januar 2008

Ouray Ice Festival 2008 - mit Video

Ouray Ice Festival 2008 - Ines Papert gewinnt bei den Frauen und landete auf dem 2ten Gesamtrang!

Ines Papert über das Ouray Ice Festival 2008

Stimmung fantastisch, Route anspruchsvoll, am Ende zweiter Platz in der Gesamtwertung – erster Platz bei den Frauen- und der feste Vorsatz im nächsten Jahr wiederzukommen.

Das Ouray Eisfestival – mit Eis und Schnee ohne Ende! Dort, wo der Wettkampf stattfand, war Eis in der Senkrechten und Vertikalen, gerade war ein Schneesturm durch die San Juan Mountains gezogen und Ouray sah sogar noch mehr als sonst wie ein Wintermärchen aus. Ouray nennt sich die “Schweiz Amerikas”, und ich muss sagen, dass der Ort seinem Namensgeber alle Ehre gemacht hat. Hier findet das weltweit größte Eiskletterfestival statt. Was mich jedes Mal aufs Neue fasziniert, ist die perfekte Mischung zwischen hochklassigem Eisklettern und guter Show. Die Kinder haben eigene Wettbewerbe (das hätte auch meinem Sohn Emanuel gefallen) und die Erwachsenen haben Spaß bei Eiskursen, Schneeschuhrennen und Eispickel-Werfen.

3000 und 5000 Menschen in Town

Wenn das Eisfestival startet, drehen die Hotelbesitzer von Ouray ihre Schilder von “Freie Zimmer“ auf „Ausgebucht“ um. Zwischen 3000 und 5000 Menschen strömen in die Stadt, überschwemmen alle Hotels bis nach Montrose, wo der kleine Flughafen liegt, an dem die internationale Karawane ankommt.

In Ouray kann man nirgends hingehen, ohne jemanden zu sehen, der nicht nur wahnsinnig athletisch aussieht, sondern den Eindruck macht, als ob er einen Handstand auf dem K2 gemacht hätte und „The Nose “ am El Capitan im Yosemite Nationalpark auf Rollschuhen herunter gebrettert wäre.

Wir kamen nach einem 14-Stunden-Trip von München aus an dem kleinen Flughafen in Montrose am 9. Januar, einem Mittwoch, an. Auf der Zwischenstation in Denver hatten wir schon Bedenken, ob wir überhaupt weiterfliegen könnten, weil sie Schneesturm über den Rocky Mountains vorher gesagt hatten.

Nachdem wir uns in unseren Hotels eingerichtet hatten, begannen wir uns nach und nach mit anderen Kletterkollegen aus der ganzen Welt zu treffen und je näher die Vorentscheidungen am Donnerstag rückten, desto mehr stieg die Anspannung.

Der Weg ins Finale

Ungefähr 50 Wettkämpfer machten sich daran die “ice curtain traverse” der Vorrunde zu bezwingen, um dann nach zwei Tagen einen Platz für das Finale am 12. Januar zu erklettern. Dorthin schafften es 17 Kletterer, ein starkes Feld, bestehend aus fünf Frauen und 12 Männern. Darunter viele meiner Freunde, wie beispielsweise Audrey Gariepy, Zoe Hart und Tanja Gmorszek, die ich schon jahrelang von Wettkämpfen her kenne und schätzen gelernt habe.

Diese Atmosphäre aus Respekt, Freundschaft, Kameradschaft und Konkurrenz ist das, was ich am meisten an den Wettkämpfen schätze. Wir klettern gegen die Uhr und gegen die Wand, nicht gegeneinander. Wenn wir uns abgeseilt haben, sind wir wieder diese Gruppe der „Eissüchtigen“, die die Suche nach Herausforderungen, der Respekt für die Schönheit und Einzigartigkeit der Natur und das Streben nach Perfektion vereint.

Finale

Die Finalroute in diesem Jahr war fast 35 Meter hoch, begann schon gleich mit einer M8 Felspassage und ging dann über in einen 10 Meter langen Eisüberhang. Weiter über zwei ziemlich weit entfernte, an Ketten aufgehängte Baumstämme, die über der Schlucht baumelten. Danach galt es das auf das “diving board”, die Ausstiegswand überzuklettern, eine 42 Grad überhängende Holzplatte, mit mehr als sparsam besetzten Griffen. Wir hatten 20 Minuten Zeit, um die Route zu bewältigen.

Die Lokalzeitung von Colorado zählte mich zu den Favoriten, weil ich in Ouray schon oft gewonnen hatte, 2005 sogar die Gesaamtwertung für mich entschied. Bei den Männer galt Evgeny Krivosheitsev aus der Ukraine, der Weltcupsieger 2007 und letztjährige Sieger des Ouray Eiswettkampfes, als Favorit.

Ich kletterte als Vorletzte, fühlte mich super, fast ohne großen Aufwand zog ich mich am Eis hoch, und über die Baumstämme hinauf zum Wood-Board am Ende der Route. Dort habe ich mich mit einigen figure-fours bewegt, während die Zuschauer mich von den an beiden Seiten der Schlucht angebrachten Tribünen aus anfeuerten. Wie Jeff Mercier, der spätere Sieger vor mir, schien auch ich vom letzten langen Zug Schach matt gesetzt zu werden. Der letzte Meter war so gemacht, dass die Zuschauer richtig mit fiebern konnten.

8 Minuten

Ich lag gut im Rennen, noch 8 min hatte ich Zeit. Deshalb ruhte ich mich kurz in einem Figure of four aus, um mit einem kraftvoll-dynamischen letzten Move die Oberkante des Boards zu erreichen. Bis auf einen Zentimeter kam ich an mein Ziel heran, und viel Kritiker meinten, dass es für Frauen unmöglich sei, die Entfernung zu überwinden. Ich fing mich wieder auf, probierte es wieder und wieder. Aber alle Kraftanstrengung war umsonst. Ich schaffte es nicht und fiel schlussendlich ins Seil. Damit wurde ich Zweite in der Gesamtwertung nach dem Franzosen Mercier und gewann den Frauentitel vor Audrey und Tanja.

Drei weitere Kletterer – Evgeny Krivosheitsev, Boris Bihler und Carlos Garcia Bello – schafften es auch fast bis zur Hälfte des Ausstiegs-Bretts. Nachdem Evgeny in vorher unerreichten acht Minuten fast so weit wie ich gekommen war, rutschte ihm der Pickel aus dem Griff. Boris fiel genau an der gleichen Stelle, als ihm noch vier Minuten fehlten.

Nordamerikas aufregendste Mixed Comp-Route

Wir waren uns alle einig, dass die diesjährige Route Nordamerikas einzigartigste und aufregendste Mixed Comp-Route war, im übrigen der Verdienst von Jason Nelson, der ganze fünf Wochen harter Arbeit investiert hatte. Ihm gelang es, eine Route zu gestalten, die am Ende den besten Kletterer gewinnen ließ. Neben der Route waren es die insgesamt 250 Helfer, die dafür sorgten, dass wir Kletterer und die zahlreichen Vertreter der Outdoor-Industrie sich wie zu Hause fühlten.

Frauenquote

Während der Siegerehrung des 13. Ouray Eisfestivals erwähnte Michael Gilbert, dass die Hälfte der Eiskletterer Frauen gewesen seien und er fügte hinzu, dass dieser Erfolg auch durch meine Leistungen und Engagement zustande gekommen sei. Solche Worte erfüllen mich mit Stolz und es zeigt, dass sich die Zeit und die Arbeit, die ich in den Jahren hineingesteckt habe, auszahlt, nicht nur für mich persönlich, sondern dass eine stabile Basis für die kommenden Jahre geschaffen wurde.

Meine Teilnahme am Internationale Ice Climbing Worldcup liegt nun schon zwei Jahre hinter mir. Der Kampfgeist ist mir scheinbar geblieben und es gelingt mir noch immer, mit den Spezialisten mithalten zu können. Ein Grund mehr, nächstes Jahr wieder dabei sein. Die Stimmung dort ist fantastisch – in Europa muss man das lange suchen.

Vom Ehrgeiz getrieben

Es wäre nicht ich, hätte ich es – vom Ehrgeiz getrieben – einen Tag nachdem Wettkampf nicht doch versucht, die Route zu durchsteigen, was mir auch tatsächlich gelang! Somit konnte ich die Aussage vieler widerlegen, dass die Oberkante des Boards für kurze Frauenarme unerreichbar gewesen sein soll. Insgesamt würde ich die Comp –Route mit M10/M11 bewerten.

Abschliessend blieben mir noch einige Tage Zeit, um mit meinen Freunden und dem Team von Arcteryx verschiedene Eis- und Mixedrouten im Tal zu klettern.

Webtipps:

Ines Papert

Ouray Ice Festival

Berichte über Ines Papert

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Video vom Ice Festival 2008, in dem man einige Kletterer in den Finalrouten sieht - 3.55 min

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