Hansjörg in der Pitztalarena - Foto: Joggl Steinhauser Hansjörg in der Pitztalarena - Foto: Joggl Steinhauser
03 April 2006

Saisonbilanz Eisklettern Hansjörg Mair 2005/06

Neben zahlreichen schweren Eisfällen gelangen Hansjörg Mair auch einige schwere Mixed-Erstbegehungen...

Saisonbeginn am Gletscher

Da ich es im Herbst kaum erwarten konnte, ging’s zuerst rauf auf den Gletscher, in die Pitztal – Arena, wo uns fast die Hände abfielen, vor lauter “Pump“ in den Armen.

Am 24. 11. 05 startete ich zusammen mit Joggl Steinhauser wie üblich im Grawa-Eisgarten in den ersten Wasserfall. Nach 10 Tagen Eisaufbau war der „4. Zwerg“ kein WI 3-Fall, sondern eher bei WI5+/M6 anzusiedeln und das mit teilweise recht langen Runouts. Verwendet haben wir mehr Schlingen, Keile und Friends, als Eisschrauben. Jedenfalls hatten wir mächtig viel Spaß, als wir den ersten Eisfall der Saison endlich bezwungen hatten.

Da ich meist einen ausgewogenen Mix, von altbekannten Touren und neuen Abenteuern suche, verschlug es mich heuer immer wieder in neue, unbekannte Routen, so z. B. am 7. Jänner mit Axel Jentzsch. Im Valsertal konnten wir in der Sonne einen „1.Klasse – Wasserfall“ klettern.

Infos: Sunblocker 250m Wi6 E3

Schöne Aussicht, 240m, WI5 E2

Bei ähnlichen Verhältnissen kletterte ich schon Mitte Dezember mit Joachim Steinhauser einen wunderbaren Wasserfall im Valsertal. Nur an einem noch um etwas frostigeren Tag, die Temperaturanzeige im Auto zeigte -17°C an. Meiner Meinung nach eine der schönsten Eiskletterrouten im 5. Grad in Tirol. Während einem die Sonne am Standplatz ins Gesicht scheint, kann man das wunderbare Panorama des Valsertalkessels genießen.

Als ich mit Axel den Sunblocker kletterte, fiel mir eine Linie durch die untere Wandhälfte auf, die mir nicht mehr aus dem Kopf ging. Daher zog es mich ein drittes Mal in dieses vergessene, verborgene Eisklettergebiet. Eine Woche später, das Eis war schon stark gebrandmarkt, stand ich beim Morgengraun am Einstieg und nach 2 ½ Stunden anstrengender und moralisch anspruchsvoller Kletterei, konnte ich diese Variante des Sunblockers bezwingen. Bewertungsvorschlag M7+/WI6 45m , die Rotpunktbegehung musste ich auf das nächste Jahr verschieben, da die Ausstiegszapfen schon sehr hohl waren und ich das Gefühl hatte jederzeit mit diesem riesen Ding abzugehen.

Diese Routen kann man meiner Einschätzung nach, da das Eis auch im tiefsten Winter fast vier Stunden der Sonne ausgesetzt ist, nicht in jedem Winter und wenn überhaupt, nur von Mitte Dezember bis Mitte Jänner, klettern.

Infos: Schöne Aussicht

Arbeiten und Klettern im Kitzgarten

Nach einigen Trainings- und Arbeitstagen im Kitzgarten zur Weihnachtszeit verschlug es Joggl und mich am 5. 1. 2006 ins Kaunertal zum Grottenachfall (siehe: Führer Eisklettern in Tirol). Zuvor mussten wir leider vom „Problem“ und vom „Zwirn“ wegen unzureichender Eismenge abstand nehmen. Extremes Röhren- und Kohleis, allerdings frisch und zäh konnten wir klettern. Wiederum war es angenehm, an einem schönen kalten Tag ein paar Sonnenstrahlen abzubekommen.

Der Vorsatz, nicht zuviel im Kitzgarten zu „arbeiten“, konnte ich nicht ganz durchziehen. 15 Mal war ich in der Schlucht bei Wiese. Wasserleitungen verlegen, neue Routen einrichten und natürlich viel Klettertraining standen auf dem Programm. Das gezielte Techniktraining bei verschiedensten Eisbedingungen half mir später in so manchem „richtigen Wasserfall“.

Sicherheit war mir heuer ein besonderes Anliegen und daher analysierte ich am Abend eines Eisklettertages, und nahm mir vor, Fehler bzw. Risken, die ich erkennen konnte, beim nächsten Mal zu vermeiden.

Neue Mixedlinie im Zillertal

Die Witterung konnte bis Ende Jänner kaum besser sein.

Als ich in der letzten Jännerwoche nicht so recht wusste, was ich mir für's Wochenende vornehmen sollte, kam mir ein E-Mail von Axel Jentzsch gerade recht. Er gab mir Infos über die Möglichkeit einer eventuellen Mixedlinie im Zillergrund, mit der Bemerkung, dass diese für mich machbar sein müsste. Das Foto sah beeindruckend aus und Tags darauf fuhr ich mit Benni Falbesoner ins Zillertal.

Als uns dann im Zillergrund der Mund im „wahrsten Sinne des Wortes“ fast offen blieb vor lauter viel Eis, wusste ich gar nicht mehr so recht, welchen Zapfen wir klettern sollten.

Nach wirklich schwerer Entscheidung stapften wir dann doch zu unserem ursprünglichen Ziel unserer heutigen Eiskletterträume hoch. Nach zwei anstrengenden Tagen konnte ich "Via Margit" rotpunkt klettern. Etwas wehmütig musste ich immer wieder auf die Sonnenseite des Zillergrundes blicken, zu jenen Zapfen, die wahrscheinlich nur alle 5 – 10 Jahre wachsen. Na ja, man kann halt nicht alles haben.

Infos: Via Margit

Kerze im Pinnistal

Ein weiteres Highlight dieser Saison war für mich die Kerze im Pinnistal. Bei schwierigsten Verhältnissen konnte ich ein schon langjähriges Ziel abhaken.

Anfang Jänner konnte ich mit meinem Bruder Stefan in Südtirol, oberhalb von Colfuschg, zwei schöne Fälle klettern. 30 Minuten Zustieg und drei schöne Fälle zur Auswahl, WI 5 inklusive Logenplätze für ein schönes Dolomiten-Panorama!

Den ganzen Winter über war ich auf der Suche nach Wasserfällen, über die es keine genauen Informationen gab, oder die "eventuell, vielleicht, sogar" eine Erstbegehung darstellten.

Verborgenes Eismonster im Stubaital

Ich bekam schon vor vielen Jahren - als ich mit Eisklettern noch nichts am Hut hatte - Informationen über einen Eisfall im Langental, unterhalb der Nürnbergerhütte. Mitte Februar, an einem Samstag im Kitzgarten, überlegten Axel und ich, was wir denn am nächsten Tag klettern könnten und wir beschlossen uns den Urfall genauer anzuschauen. Axel hatte sich meine Infos schon genau auf der Karte angesehen und meinte, wenn da ein Wasserfall einen Namen hat, dann müsste das schon ein Anständiger sein.

An diesem Sonntag war die Lawinengefahr eher mäßig, dieser Umstand ist auch allen anderen Aspiranten des Urfalls auf jeden Fall zu empfehlen. Nach langem Zustieg im Nebel ohne auch nur annähernd Gelände zu sehen in dem ein steiler Eisfall sein sollte, überlegte ich schon nach Alternativen für diesen Tag, doch nach etwa einer Stunde in dichtem Nebel konnten wir einen erstaunlich mächtigen Eisfall erspähen. Wir waren erleichtert und erstaunt, dass so ein schöner Wasserfall nicht bekannt geworden ist. Nun ist das auch kein Geheimtipp mehr, wird sich vielleicht manch einer denken.

Mindestens vier gänzlich voneinander unabhängige Linien bietet der Urfall – mind. WI5 - 130 Meter.

Infos: Urfall

Horizontales Felsdach im Kitzgarten

Das große Dach im Kitzgarten stach mir bereits 2003 ins Auge. Zwei Jahre später setzte ich die ersten drei Bolts, musste jedoch feststellen, dass ich noch nicht genug Ausdauerkraft für einen Durchstieg hatte. 2005 hatte ich wahrscheinlich schon gute Chancen für einen freien Durchstieg, allerdings hatte ich andere Ziele verfolgt.

Ende Dez 05: Bei meinem ersten ernsthaften Rotpunkt-Versuch konnte ich mit etwas Kraftreserven bis zur Dachkante kommen, als ich dann aber den zweiten Fuß über die Dachkante zog, machte ich einen Abgang. Danach sicherte ich Picco als er die Route gleich „flashen“ konnte!

Die horizontale Kletterei ist je nach Stil, mit oder ohne Sporneinsatz, ein mehr oder weniger großes Ausdauerproblem. Ein Riss mit guten Hooks führt durchs Dach. Über die Dachkante zu kommen war jedoch schon für so manchen Aspiranten das größte Problem.

Am 11. März konnte ich dann endlich „The Great Roof „ (M9-/M9+) rotpunkt klettern.

Infos: The Great Roof

Besten Dank an alle Kletterpartnern und auch an Margit für Ihr Verständnis!

Webtipp:

www.alpinfotos.de - die Page mit den Fotos von Florian Forster.

AustriAlpin



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